Zum Tagesordnungspunkt "Erstellung eines Bewässerungskonzepts für landwirtschaftliche Kulturen" hatte Bürgermeisterin Birgit Börger den Räten das Schreiben des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde mit 15 Landwirten bei der Einladung zur Sitzung mit ausgeteilt. Da ihr das Thema sehr komplex erschien, hatte sie zum Schreiben keinen Beschlussvorschlag mitgebracht und bat deshalb die Räte um ihre Meinung.
Im Schreiben von Vereinsvorsitzendem Tobias Wild heißt es: In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Würzburg und den sechs Gemeinden der Bergtheimer Mulde – Eisenheim, Hausen, Prosselsheim, Unterpleichfeld, Oberpleichfeld und Bergtheim beabsichtigt der Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde, ein Bewässerungskonzept für landwirtschaftliche Kulturen und zur Sicherung des Naturschutzes in Auftrag zu geben. Zentraler Punkt der zukünftigen Bewässerung soll die Verwendung von Mainwasser sein, das in regenreicher Zeit entnommen, gespeichert und in der Vegetationsperiode zum Bewässern der Flächen herangezogen wird.
Gemeinde müsste sich an Kosten beteiligen
Zunächst soll ein Bewässerungskonzept erstellt werden und anschließend wolle man einen Wasser- und Bodenverband gründen, an dem alle Gemeinden und Betriebe beteiligt sind. Die Kosten des Konzepts schätzt das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg auf 150 000 bis 200 000 Euro. Das Projekt werde zu 75 Prozent gefördert. Die Gemeinden müssten davon zehn Prozent, also 4000 bis 8000 Euro, tragen und der Bewässerungsverein wäre bereit, 15 Prozent der Kosten zu übernehmen.
Als stellvertretende Vorsitzende der Kommunalen Allianz Würzburger Norden erklärte Bürgermeisterin Börger, dass sich die Allianz, bestehend aus zehn Gemeinden, nicht an dem Vorhaben beteilige. Außerdem sei sie der Meinung, dass die Entnahme von Grundwasser zur Bewässerung von Agrarflächen unbedingt gestoppt werden müsse und das Thema eigentlich nicht von den Gemeinden, sondern von der Regierung gelöst werden müsste. Reiner Ebert meinte, das Ganze sollte wohl überlegt sein, denn man wisse ja nicht, welche Folgekosten auf die Gemeinde zukommen.
Dritter Bürgermeister Bernhard Friedrich hat als Vertreter der Gemeinde an den zwei Sitzungen des Vereins teilgenommen. Er meinte, dass das Anliegen sehr aktuell sei und er auf jeden Fall empfehle, als Gemeinde beim Bewässerungskonzept mitzumachen.
Anke Spiegel-Vogelsang bemerkte, dass der Gedanke, aus dem Uferfiltrat des Mains in der Gemarkung Eisenheim das Wasser auf die fränkische Trockenplatte hochzupumpen, hoch komplex sei. Denn Wasser aus den Main stünde auch nur begrenzt zu Verfügung. Sie wisse aber, dass heute schon aus dem Flusssystem der Donau in das in Franken gelegene, von zeitweiliger Trockenheit bedrohte System der Regnitz und des Mains über die Rhein-Main-Donau-Kanal Wasser in die fränkische Region um Nürnberg geleitet wird, um die dortige Seenlandschaft wie Brombachsee und die Gemüse-Landwirtschaft mit Wasser zu versorgen.
Gemeinderat fasste keinen Beschluss
Alexander Herbig sagte, dass man mehr Fakten brauche, um das Ganze nicht nur finanziell, sondern auch praktisch abzusehen. Carsten Stibbe, Gemeinderat und Leiter der KWS Saat Zuchtstation Seligenstadt, meinte dazu, dass das Wasser ein schwieriges, jedoch ein sehr wichtiges Thema sei. Merkbar nehme die Trockenheit zu und man müsse sich schon überlegen, wie das Ganze in kürzester Zeit zu lösen ist. Sein Fazit: "Wenn andere Gemeinden mitmachen, dann sollten auch wir als Gemeinde unbedingt mitmachen".
Ohne Beschluss wurde die Bürgermeisterin beauftragt, mit den Gemeinden Eisenheim, Hausen, Prosselsheim, Unterpleichfeld, Oberpleichfeld und Bergtheim das Projekt nochmals abzuklären. In einer Sondersitzung mit Fachleuten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg, dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) Aschaffenburg wolle man nochmals klären, welche Schritte die Gemeinde weiter unternehmen kann, um beim Thema Wasser dabei zu sein.