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RÖTTINGEN: Wohnen im Denkmal

RÖTTINGEN

Wohnen im Denkmal

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    Der Fränkische Hof in Röttingen: Aus dem leer stehenden Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert könnte man ein Schmuckstück machen.
    Der Fränkische Hof in Röttingen: Aus dem leer stehenden Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert könnte man ein Schmuckstück machen. Foto: Fotos: WILMA WOLF

    Alte, leer stehende Häuser im Herzen der fränkischen Dörfer. So manch eines könnte ein echtes Schmuckstück sein. Doch oft kümmert sich über Jahre hinweg keiner mehr um sie. Sie verfallen und werden gar zum Sicherheitsproblem für die Bürger.

    Ein solches Anwesen gibt es auch in Röttingen. Seit fast drei Jahren ist es von einem Bauzaun umgeben und sorgt für großen Unmut. Das alte Haus im Stadtmühlgässlein und weitere Objekte wurden jüngst vom bayerischen Landesdenkmalrat unter die Lupe genommen.

    Leerstand und demografischer Wandel, wie können wir dem sinnvoll begegnen? Und wie können wir junge Familien dazu bewegen, ein altes Anwesen zu sanieren, statt in einem Baugebiet am Rande des Dorfes neu zu bauen? Und wie verhindern wir das Aussterben der Ortskerne?

    Fragen über Fragen, die die Experten beschäftigen. Thomas Goppel, Vorsitzender des Denkmalrates, hat eine Antwort darauf: „Wir haben verlernt, miteinander zu reden, das müssen wir ein ganzes Stück anstoßen.“ Denn bürokratische Hürden und Schwierigkeiten scheinen bei solchen Objekten immer da zu sein, meinte Goppel. Nicht nur bei Privateigentümern, sondern auch bei den Kommunen.

    Und dennoch: „Wir möchten gerne dabei helfen, dass in Zukunft auch ein Denkmal zum Gegenstand der Baupläne von jungen Leuten werden kann“, meinte Goppel. Es soll sich also für den Nutzer lohnen, „ein altes Trumm“ herzurichten. Mit dieser Thematik gelte es nun Freunde zu finden.

    Probleme aber auch durchaus Erfolge zeigte Hans-Christof Haas vom Landesamt für Denkmalpflege anhand einiger historischer Gebäude im Herzen von Röttingen. Die Stadt ist vor allem reich an so genannten Ackerbauernhäusern, also Bürgerhäusern mit großen Toreinfahrten, zum Teil noch aus dem späten Mittelalter. Zentrales Problem: Ein Großteil dieser Gebäude im Ortskern steht leer. Gegenwärtig sind es 45, ein Drittel davon sind ausgewiesene Einzeldenkmäler.

    Dazu komme eine massive Überalterung der Bevölkerung, meint Haas. Weiterhin sei es problematisch, die bisweilen sehr kleinteiligen Ackerbürgerhäuser einer modernen Nutzung anzupassen. Neben dem Leerstand sei auch die mangelnde Infrastruktur im Ortskern ein Dilemma: Läden und Gasthäuser sind eher Mangelware.

    Die gesamte Problematik sei längst von der Kommune erkannt. Man tut etwas. So ist Röttingen in das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen und in das Modellvorhaben „Ort schafft Mitte“. Und man sieht erste deutliche Erfolge. So beispielsweise das Rathaus und der neu gestaltete Marktplatz.

    Sorgen bereiten aber immer noch das Fehlen von privaten Initiativen, um historische Gebäude zu „revitalisieren“, meint Haas. Dabei habe Röttingen durchaus „Kapital“, um Menschen sowohl als Touristen als auch zum Wohnen und Arbeiten anzulocken.

    So könnte man aus dem Fränkischen Hof ein echtes Schmuckstück machen. Im Jahr 1616 errichtet war es wohl das erste Haus am (Markt)Platz. Seit vielen Jahren steht es nun schon leer. Immer wieder habe es mit Investoren intensive Beratungsgespräche gegeben.

    Auch mit einer jungen Hoteliersfamilie aus Würzburg. Doch das Vorhaben scheiterte an 200 000 Euro, die eine Bank finanzieren sollte. „Eine hoffnungsfrohe Geschichte, die hätte funktionieren können. Aber Banken investieren nicht in gastronomische Objekte“, bedauert Bürgermeister Martin Umscheid. Das sei leider auch Realität.

    „Das kann nicht sein, dass ein solches Projekt an Dingen scheitert, die hätten gelöst werden können“, empört sich Mathias Pfeil, Generalkonservator des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Man müsse hier fach- und ressortübergreifend denken. Und vor allem müsse man den Banken beibringen, wie die Dinge im Denkmalschutz funktionieren, damit diese nicht falsch beraten. Das allein hätte dieses Problem wohl gelöst, meint er. Ein Rumäne kaufte das Anwesen schließlich für wenig Geld, sagt Bürgermeister Martin Umscheid. Doch seit dieser die Auflagen vom Landratsamt und Landesamt für Denkmalpflege bekam, sei er nicht mehr gesehen worden. Alle Interessenten seien also bisher nicht zuletzt wegen der hohen Investitionskosten (rund 1,6 Millionen Euro) abgesprungen.

    Nun werde in Röttingen heftig diskutiert, dass das Landesamt für Denkmalpflege schuld daran sei, dass auch der Rumäne dem Haus den Rücken kehrte.

    An einem anderen Objekt in der Hauptstraße, das abgebrochen wurde, machte Haas deutlich, dass „nicht die Käseglocke des Denkmalschutzes“ über der Altstadt liegen muss. Sondern, dass auch der Denkmalschutz durchaus bereit ist, Licht und Luft in eine Altstadt zu bringen.

    Bayerischer Landesdenkmalrat

    Das Gremium mit seinem Vorsitzenden Thomas Goppel hat die gesetzliche Aufgabe, die bayerische Staatsregierung in denkmalpflegerischen Angelegenheiten zu beraten und in wichtigen Fragen der Denkmalpflege mitzuwirken. Er kann von der Bayerischen Staatsregierung um Stellungnahme zu bestimmten Fragen gebeten werden oder aus eigener Initiative Ratschläge zu allen Angelegenheiten des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege erteilen.

    In ihm aktiv sind neben Vertretern der politischen Parteien auch Architekten, Repräsentanten von Kommunen, Kirchen, des Bauernverbandes sowie anderen Organisationen, die mit Denkmalschutz und Denkmalpflege befasst sind.

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