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Wohnen in der Plattensammlung

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Wohnen in der Plattensammlung

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    Das Musikzimmer: Bis unter die Decke stapeln sich bei Bronek Kubal CDs, DVDs, Platten, Kassetten und Zeitschriften.
    Das Musikzimmer: Bis unter die Decke stapeln sich bei Bronek Kubal CDs, DVDs, Platten, Kassetten und Zeitschriften. Foto: Fotos: Theresa Müller

    Hätte sie 1998 die falsche Musik eingelegt, der Mann neben ihr hätte sich bestimmt nicht in sie verliebt – da ist sich Christl Kubal sicher. Wie gut, dass im Kassettendeck Musik der englischen Punkband „Sex Pistols“ landete. Und wie gut, dass sie damit den Geschmack des Mannes traf, der heute ihr Ehemann ist.

    Bronek Kubal, 57 Jahre alt, bezeichnet sich selbst als musikverrücktesten Fan der Welt und besitzt – nach eigenen Angaben – 40 000 Tonträger. Seit 1968 sammelt der Würzburger, seit 1982 nimmt er jede Musiksendung im Fernsehen auf. Da den Überblick zu behalten ist schwierig, die Sammlung ist verteilt auf die gesamte Wohnung. Tonträger im Flur, Tonträger auf dem Sessel, Tonträger auf dem Katzenbaum. Denn neben dem Ehepaar Kubal wohnen noch drei Katzen auf den 104 Quadratmetern. Christl nutzt davon Wohn-, Schlaf- und Badezimmer und die Küche. „Im Musikzimmer war ich sicher drei, vier Jahre nicht mehr. Da bekomme ich Platzangst.“

    „Im Musikzimmer war ich sicher drei, vier Jahre nicht mehr. Da bekomme ich Platzangst.“

    Christl Kubal über ihre Wohnung und die Sammlung ihres Mannes

    Wer das Musikzimmer von Bronek Kubal betritt, versteht, was sie meint. Bis zur Decke stapeln sich DVDs, Platten, CDs, Musikzeitschriften. Nur ein schmaler Gang ist frei und führt wie in einem Labyrinth durch das Zimmer. Umkehren ist nicht möglich; will man aus dem Zimmer wieder raus, geht das nur im Rückwärtsgang. Und Bronek Kubal steht zwischen all seinen Platten und lächelt etwas schüchtern, so als sei er nicht sicher, ob Außenstehende seine Liebe zur Musik verstehen könnten.

    Also erklärt er und erzählt. Zu jeder Platte weiß Kubal eine Geschichte, jede Platte hat er katalogisiert. „Seit 1978 trage ich jeden gehörten Titel in eine Liste ein, die dann in Ordner abgeheftet werden. Dabei bekommt jedes Jahr eine eigene Farbe.“ Mit diesem System hält der Würzburger nicht nur Ordnung, er bewertet die Titel auch. „Ich laufe mit Kopfhörern durch die Wohnung, höre die Musik und notiere dann meinen spontanen Eindruck.“ Er ist gewissenhaft. Die Lieder werden mit Schulnoten bis auf drei Stellen hinter dem Komma beurteilt. In jede CD-Hülle klebt Kubal kleine Notizzettel mit der jeweiligen Benotung. Die Noten trägt er zusätzlich in eine Liste ein und heftet sie in dem entsprechenden Ordner ab. Eine 1,0 hat es noch nie gegeben.

    „Musik macht mich glücklich, das ist für mich Leidenschaft und Gefühl zugleich“, sagt Kubal. „Beim Hören läuft es mir manchmal eiskalt den Rücken runter.“ Und manchmal kommen ihm vor Rührung die Tränen. Ein Lieblings-Genre hat er nicht. „Es ist doch schade, dass manche Menschen sich so festlegen. Da verpasst man ja ganz viel.“

    Kubal bezeichnet seinen Musikgeschmack als allumfassend. Wie soll er sich da für einen Lieblingstitel entscheiden? Er überlegt lange, schließlich trifft der Borussia Dortmund-Fan in ihm die Entscheidung. „,Rubbeldikatz am Borsigplatz' – das Lied gefällt mir.“ Und schnell fügt er hinzu: „Aber natürlich könnte ich da auch noch ganz viele andere nennen.“

    Kubal hört nicht nur Musik, er macht sie auch selbst. Keyboard und Gitarre beherrscht und unterrichtet er, die Musik ist sein Lebensinhalt geworden. Er war Musical Director beim Unit Entertainment Center der US-Army in Würzburg und Geschäftsführer einer Disko in Kitzingen, heute ist er selbstständig. „2007 habe ich nachts vor dem Computer gesessen und einfach mal tolle Bands in einem Newsletter vorgestellt. Den habe ich dann an Freunde verschickt. Das ist so gut angekommen, dass ich eine eigene Website gegründet habe.“ Mittlerweile haben 5000 Fans den kostenlosen Newsletter abonniert. Geld verdient er mit Musikfirmen, die dafür zahlen, dass er sie auf seiner Internetseite vorstellt. Auch als DJ ist Kubal unterwegs. „Mit weniger als 10 000 Platten lege ich nicht auf. Das Packen des Autos dauert jedes Mal Stunden.“

    Seine Frau nimmt es gelassen: „Musik und Kubal – das gehört einfach zusammen. Da kann ich mich gar nicht dazwischendrängen.“ Sie will es auch nicht. Wenn einmal im Jahr der Eurovision Song Contest ausgestrahlt wird, dann sitzen beide „mit hochroten Ohren“ vor dem Fernseher. Vor sich, wie sollte es anders sein, eine Liste mit Bewertungskriterien. Kleidung, Liedauswahl, Stimme – die Kandidaten werden genau unter die Lupe genommen.

    Bronek Kubal weiß, wie es ist an einer Castingshow teilzunehmen. 2010 hat er bei X-Factor mitgemacht. Weit kam er nicht. „Meine Stimme war den Juroren zu rockig“, meint Kubal. Was soll's, das sei nicht schlimm gewesen: „Es war einfach eine tolle Erfahrung. 1000 Kandidaten standen vor der Halle und wir haben zusammen gesungen.“

    Jede Menge Infos zu und über Musik stellt Bronek Kubal täglich im Internet zur Verfügung: www.musikverrueckt.de

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