Kopfschütteln bei Heinz Ruhl und Toni Gernert. Die beiden alteingesessenen Ochsenfurter ärgern sich über die Entscheidung des Stadtrates, einen Wohnmobilstellplatz auf den Mainwiesen anzusiedeln. Zusammen mit Gerhard Köhler und weiteren Gegnern wollen sie die Pläne mit einem Bürgerbegehren verhindern. An Christi Himmelfahrt wollen sie den Ochsenfurtern zeigen, welches eigentliche Potenzial in den Mainauen steckt.
Heinz Ruhl hat hier als Junge Fußball gespielt. Auch Toni Gernert hat hier seine Kindheit verbracht. Die Wiesen am Main sind ein „Schatz für Ochsenfurt“, sagt der ehemalige Stadtrat Gernert. Beide sind sich einig: Die Wiesen auf der rechtsmainischen Seite müssen unbedingt erhalten bleiben. „Zusammen mit der Altstadt bilden sie ein historisches Ensemble“, sagt Heinz Ruhl.
Der Grund für ihre Entrüstung eine Entscheidung des Stadtrates. Dieser hatte vor kurzem mit knapper Mehrheit entschieden, Stellplätze für 16 Wohnmobile auf den rechtsmainischen Mainauen zu planen. Ein hiesiger Campingplatzbetreiber hat großes Interesse an den Mainwiesen. Hier, nur hier, könne er sich einen Stellplatz vorstellen, den Wohnmobilisiten gerne anfahren würden.
50 000 Euro möchte er der Stadt für den Platz am Mainufer bezahlen. Weitere 50 000 Euro will er in die Technik investieren. Und für jedes Wohnmobil, das dort abgestellt wird, soll pro Tag ein Euro in die Stadtkasse fließen. Als dem Stadtrat aber bekannt wurde, dass ein weiteres Angebot vorliegt, entschloss der sich, den Betrieb nun auszuschreiben.
„Wir hätten nie geglaubt, dass das im Stadtrat überhaupt durchgeht“, sagt Heinz Ruhl. Vor allem wundert er sich über das Abstimmungsverhalten der beiden Grünen-Stadträte, die beide für den Wohnmobilstellplatz auf den Mainwiesen gestimmt haben. „Ihrer grünen Gesinnung nach, hätten sie eigentlich dagegen sein müssen“, so Ruhl.
Toni Gernert betont: „Wir sind nicht gegen Wohnmobile per se“, Auch, weil es gute Alternativen gebe, die das Altstadtbild nicht beeinträchtigen würden. „Beispielsweise am alten Bootshafen“, schlägt Heinz Ruhl vor. Denn die Mainwiesen sollten vorrangig als Naherholungsgebiet für die Ochsenfurter vorgehalten – und eben nicht mit Wohnmobilen „verschandelt“ werden. „Es ist schon enttäuschend, dass dem Stadtrat für diese wunderschöne Fläche nichts anderes einfällt als Wohnmobile“, sagt Gerhard Köhler.
Und noch ein Argument führen sie an. „Die Mainwiesen sind auch ein attraktiver Anziehungspunkt für neue Mitbürger“, findet Toni Gernert. Dass Ochsenfurt auf Zuzug angewiesen ist, zeigten die Einnahmen der Stadt. Der Anteil an der Einkommenssteuer habe hier mittlerweile die Gewerbesteuer überholt. Bürgermeister Juks hat diese Entwicklung erkannt, sagt Heinz Ruhl, und will deshalb Baugebiete schaffen. Warum er und die Mehrheit des Stadtrates aber mit „blindem Aktionismus“ Wohnmobile in die schönen Mainauen stellen wollen, sei ihm unverständlich.
Weil ihnen die nachhaltige Entwicklung Ochsenfurts am Herzen liege und sie eine natürliche Mainuferlandschaft vor der historischen Stadtkulisse erhalten möchten, haben sie vor ein paar Wochen damit begonnen, Unterschriften zu sammeln. „Etwa 150 sind es schon“, sagt Gerhard Köhler. Ziel der Bürgerinitiative Mainwiesen ist es, ein Bürgerbegehren zu erreichen und schließlich den Ratsbeschluss zu kippen. Damit es überhaupt zur Abstimmung kommt, müssen zehn Prozent der wahlberechtigten Ochsenfurter unterschreiben. Also etwa 800.
An Christi Himmelfahrt möchten sie den Ochsenfurtern zeigen, was auf den Mainwiesen alles möglich ist. Ab 12 Uhr steigt ein Mainwiesenfest mit Spielen für Kindern, Life-Musik mit Peter Wendel. Markus Schönrock stellt Holz-Tierskulpturen aus, Dexter-Rinder können gestreichelt werden und freilich ist auch für das kulinarische Wohl gesorgt.
Im Ochsenfurter Stadtrat hat Wolfgang Karl (CSU) Bürgermeister Peter Juks erst einmal davon überzeugen können, die geplante Ausschreibung für den Betrieb eines Wohnmobilstellplatzes am rechten Mainufer zurück zu stellen. Zumindest solange bis entschieden ist, ob es zu einem Bürgerbegehren kommt.