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WÜRZBURG: Wohnung verzweifelt gesucht

WÜRZBURG

Wohnung verzweifelt gesucht

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    Wenn das alles Angebote wären: Zum Semesterstart ist in Würzburg der Wohnraum knapp. Die Stadt und die Uni rufen Vermieter auf, freien Wohnraum zu melden.
    Wenn das alles Angebote wären: Zum Semesterstart ist in Würzburg der Wohnraum knapp. Die Stadt und die Uni rufen Vermieter auf, freien Wohnraum zu melden. Foto: Foto: DPA

    Die rothaarige Medizinstudentin, der Mann, der direkt vom Bund kommt oder doch lieber einen Finnen? Friederike Kohrs und Tobias Wolf haben die volle Auswahl. Etwa 60 Leute haben sich auf das freie Zimmer in ihrer Fünfer-WG beworben. Dabei war die Internetanzeige dafür nur zwei Stunden aktiv. Danach schrieb Tobias dazu: Bewerbung nicht mehr möglich! Und das, obwohl das Zimmer, um das es geht, nur zehn Quadratmeter groß und eigentlich kein Schnäppchen ist. Der Ansturm ist nicht ungewöhnlich so kurz vor Semesterbeginn am 15. Oktober.

    „Die Lage ist gespannt“, sagt Frank Tegtmeier vom Studentenwerk zum Wohnungsmarkt. In den Studentenwohnheimen gebe es kaum noch Möglichkeiten unterzukommen. Die 2600 Plätze, die es in Würzburg gibt, sind schon vergeben. Tegtmeier rät den Studenten, sich trotzdem noch zu bewerben. Auch weil im Wohnheim in der Peter-Schneider-Straße noch zusätzlich 146 Plätze entstehen. Nach Angaben des Studentenwerks wird der Anbau voraussichtlich noch in diesem Jahr fertig gestellt. Manchmal gebe es auch kurzfristig Absagen der Wohnheimplätze, weil sich einzelne Studenten doch für einen anderen Studienort entscheiden.

    Im kommenden Wintersemester 2012/2013 werden an der FH Würzburg-Schweinfurt 8600 Studenten lernen, an der Hochschule für Musik werden es voraussichtlich knapp 700 sein. Die Universität wollte zur Anzahl der Studenten noch keine Angaben machen.

    Friederike und Tobias haben 18 Interessenten eingeladen. „Jeder versucht, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Manche auch ziemlich lautstark“, sagt Tobias. Manche versuchen es mit dem Angebot, eine Kaffeemaschine mitzubringen, andere erzählen von ihrer wochenlangen Suche nach einem Zimmer. Von Steckbriefen mit Foto und Bewerbungsfilmen bis zu 300 Mitbewerbern und Probeputzen – all das hat Friederike von Besichtigungen gehört.

    200 Anfragen pro Woche

    Auch Svenja, die demnächst ihr Grundschullehramt-Studium an der Uni Würzburg beginnt und jetzt eine Bleibe sucht, hat schon Zettel mit ihrem Foto und ihren Hobbys bei WGs gelassen. Geklappt hat es dennoch nicht. „Man schreibt viele Mails“, sagt sie, aber die meisten WGs antworten darauf nicht einmal. Da sie aus Kiel kommt, kann sie nicht oft und spontan nach Würzburg fahren.

    Zur Zeit bekommt die Studierendenvertretung etwa 100 bis 200 Anfragen von wohnungssuchenden Studenten in der Woche. Eine Entspannung gegenüber dem letzten Jahr merken sie hier kaum. „Viele haben gewartet wegen des Doppeljahrgangs“, sagt Christine Vierheilig. Die kämen jetzt von einem Auslandsaufenthalt oder Praktikum zurück, und im Wintersemester sei sowieso immer mehr Andrang als im Sommer. Sie verweist die Studenten dann an andere Stellen, weil die eigene private Wohnungskartei leer ist. „Ich rate dann auch im Landkreis eine Wohnung zu suchen, bis sich die Lage beruhigt hat“, sagt sie.

    Svenja kann sich vorstellen, etwas außerhalb zu wohnen, „wenn man gut in die Stadt und wieder raus kommt“. Problem sei, dass es außerhalb kaum WGs gebe und eine Einzelwohnung relativ teuer sei.

    Guten ersten Eindruck machen

    „Es ist immer das Gleiche“, sagt Friederike bei einer der letzten Besichtigungen. Sie macht mit den Bewerbern immer die gleiche Tour durch die Wohnung, beantwortet die gleichen Fragen. Dabei fällt die Entscheidung bei ihr schon ganz früh. „Der erste Eindruck ist wichtig, zum Beispiel der Händedruck“, sagt sie. Und dann sei es entscheidend, ob man auf einer Wellenlänge sei und gut miteinander reden könne. Sie und Tobias sind sich einig, dass man sich bei der Wohnungsbesichtigung nicht verstellen sollte. „Manche sind komisch gestelzt und unecht“, sagt Tobias.

    Da die Wohnungsknappheit gerade für Studenten in Würzburg kein neues Problem ist, gibt es immer wieder Projekte wie zum Beispiel „Wohnen für Hilfe“. Seit 2011 vermitteln die Caritas und die katholische Hochschulgemeinde in Würzburg Wohngemeinschaften. Dabei bezahlen Studenten keine oder wenig Miete und helfen dafür zum Beispiel im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung. „Wir haben nur noch sehr begrenzte Plätze“, sagt Mirjam Wagner von „Wohnen für Hilfe“. Die Wohnungen, die noch frei sind, sind mehr als 20 Kilometer weg. Doch kann es sein, dass weitere Angebote kommen. Denn die Mitarbeiter versuchen, das Projekt bekannter zu machen und mehr Vermieter zu finden.

    Friederike erzählt von Kommilitonen, die in den letzten Jahren eine Zeit lang in einem Wohnwagen übernachtet oder sogar ihren Studienort gewechselt haben, weil sie keine Wohnung fanden. Das wird Svenja nicht passieren. Sie kann vorerst beim Patenonkel in Gerbrunn wohnen.

    Stadtsprecher Georg Wagenbrenner ist optimistisch, dass alle Studenten am Ende eine Bleibe finden. Zur Not wolle die Stadt das Studentenwerk dabei unterstützen, Notunterkünfte einzurichten. Die können zum Beispiel in den Gemeinschaftsräumen der Studentenwohnheime eingerichtet werden. Damit es nicht so weit kommt, haben die Stadt, die Universität Würzburg und die Studierendenvertretung einen Appell veröffentlichen. Darin rufen sie die Würzburger auf, freie Zimmer an Studenten zu vermieten. „Da ist noch Einiges zu holen“, sagt Wagenbrenner.

    Friederike und Tobias haben sich für einen Mitbewohner entschieden. Alle anderen müssen weiter suchen.

    Wohnraum dringend gesucht

    Tipps zur Wohnungssuche: Die Angebote von „Wohnen für Hilfe“ werden im Internet beschrieben, man kann sich auf die einzelnen Projekte bewerben: www.wfh-wuerzburg.de

    Bewerbung für die Wohnheime des Studentenwerks: www.studentenwerk-wuerzburg.de

    Im Studentenwerk können Wohnungssuchende eine Kartei mit privaten Angeboten durchschauen. Auch die Studierendenvertretung hat eine private Wohnungskartei.

    Zimmer frei? Wer Wohnraum frei hat und zur Verfügung stellen kann, wird gebeten, sich zu melden beim Studentenwerk, Tel. (0931) 800 51 20, oder bei der Studierendenvertretung Tel. (0931) 318 58 19.

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