Der Kämmerer der Stadt Ochsenfurt hat am Donnerstag sein Nebenamt als Geschäftsführer im Abwasserzweckverband im Raum Ochsenfurt (AVO) zur Verfügung gestellt. Gestern war der Redaktion die interne Entscheidung bekannt geworden.
Wolfgang Duscher begründete seinen Schritt auf unsere Nachfrage hin mit den anhaltenden Diskussionen innerhalb des Verbands über die rückwirkende Verteilung von Investitionskosten auf die dem AVO angeschlossenen Gemeinden.
Mit rund zwei Dritteln hat die Stadt Ochsenfurt den größten Anteil an der Abwasserlast des Zweckverbands. Weitere Mitglieder sind die Gemeinden Gaukönigshofen, Sommerhausen, Frickenhausen, Sonderhofen, Giebelstadt und Gelchsheim. Weitere Einleitungsverträge bestehen mit dem Abwasserzweckverband Marktbreit und der Gemeinde Winterhausen, auf deren Gemarkung sich das zentrale Klärwerk des AVO befindet.
Zum Hintergrund: Im AVO war Anfang der 90er Jahre vereinbart worden, die seit 1985 im Verband angefallenen Investitionskosten entsprechend der Abwasserbelastung auf die einzelnen Mitgliedsgemeinden zu verteilen. Dazu wurden in den vergangenen Jahren Messungen gemacht. Über verschiedene Rechenmodelle, wie die Kosten anhand der dabei erzielten Ergebnisse auf die Gemeinden zu verteilen sind, war es innerhalb des Verbands zu heftigen Diskussionen gekommen.
Besonders im Fall der Gemeinde Gaukönigshofen waren erheblich unterschiedliche Beträge herausgekommen. Die Nachforderungen des Verbands an die Gemeinde Gaukönigshofen hätte, je nach Rechenmodell zwischen 750 000 Mark und 1,2 Millionen Mark betragen, wie Bürgermeister Paul Lehrieder berichtete. In diesem Zusammenhang war unter anderem seitens der Gemeinde Gaukönigshofen die Forderung nach einem hauptamtlichen Geschäftsführer laut geworden, weil das komplexe Aufgabengebiet nebenamtlich nicht zu bewältigen sei.
"Angesichts dieser Tendenzen ist es für die Sache besser", kommentierte Wolfgang Duscher seinen Rückzug gestern. Schließlich gehe es um viel Geld, "und das erfordert zunächst gegenseitiges Vertrauen." Sein Ziel sei es, dass der Zweckverband "sauber läuft". "Wenn man das so erreichen kann, ist das doch das Einfachste."
Der Vorsitzende des AVO, Ochsenfurts Bürgermeister Peter Wesselowsky, will zur vakanten Geschäftsführung erst Stellung nehmen wenn er sich mit dem Verbandsausschuss darüber beraten hat. Der tage in etwa zwei Wochen.
Gleichwohl bestätigte Wesselowsky, dass die Diskussion über die künftige Aufgabenstellung und Organisation des AVO schon seit längerem schwele. Hintergrund sei, dass einige der kleinen Mitgliedsgemeinden den Verband stärken in die Überwachung und Wartung des eigenen Kanalnetzes mit einbinden möchten.
Für eine Neuordnung des AVO will Wesselowsky aber erst zur Verfügung stehen, wenn sich die Mitgliedsgemeinden über die endgültige Verteilung der alten Investitionskosten geeinigt haben.