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ALTSTADT: Wolfgang Schulz bietet beißende Satire über das UL

ALTSTADT

Wolfgang Schulz bietet beißende Satire über das UL

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    In Höchstform: Wolfgang Schulz bei seinem Vortrag.
    In Höchstform: Wolfgang Schulz bei seinem Vortrag. Foto: Foto: Frank Kupke

    Eine beißende Satire über die Gemeinschaft „Universelles Leben“ (UL) bot Wolfgang Schulz mit dem Vortrag „Die Posaune Gottes, oder: Hat die Prophetin noch alle beisammen?“ in der ausverkauften Werkstattbühne. Die Lesung des Theaterleiters sollte das Publikum über ein neues Stück aus Schulz‘ Feder informieren, das ab Mai zu sehen sein wird und sich unter dem Titel „Die letzten Worte der Prophetin am Kreuz“ kritisch mit dem UL und dessen Gründerin Gabriele Wittek auseinandersetzt.

    Der Vortrag von Schulz war mit einiger Spannung erwartet worden, nachdem der Verein „Universelles Leben Aller Kulturen Weltweit“ vergangene Woche vor dem Landgericht mit seinem Vorhaben gescheitert war, per einstweiliger Verfügung gegen das Programmheft zu der Veranstaltungsreihe vorzugehen. So fand sich denn auch eine offensichtlich dem UL nahestehende Person am Theatereingang und verteilte Flugblätter gegen das Stück.

    Zwischenrufe verboten

    Als der Verteiler das Theater betreten wollte, wurde er, weil man durch ihn Störungen befürchtete, hinauskomplimentiert. Auf Plakaten wiesen die Theatermacher darauf hin, dass das Publikum keine Handys, mp3-player oder Schreibgerät im Theaterraum benutzen durfte und Zwischenrufe verboten waren: „Bei Zuwiderhandlungen erteilen wir umgehend Hausverbot.“

    Wolfgang Schulz verstand es, die Spannung in Konzentration zu verwandeln und nahm die Besucher mit auf eine Reise, bei der er das UL kritisch unter die Lupe nahm. In glänzend formulierten Sätzen knöpfte Schulz sich das Phänomen religiöser Wahnvorstellungen vor, als deren Beispiel er die Lehren des UL und von Wittek ansieht. Schulz, der sich mit dem UL zu befassen begann, als er eine UL-Anhängerin kennenlernte, kritisierte die „Gehirnwäsche“, der das UL seine Anhänger unterziehe.

    Zu Höchstform lief Schulz auf, als er umfangreiche Textpassagen aus Witteks Autobiografie zitierte. Mit hoher Fistelstimme deklamierte er die angeblichen Offenbarungen der vermeintlichen Prophetin. Zu der Art und Weise, wie sie diese Äußerungen von sich gebe, meinte er, sie seien „in Tenor und Duktus der Hitlerei abgeguckt“. Zahlreiche Lacher erntete Schulz, als er Wittek‘sche Meditationsanweisungen vorlas, die sich auf einzelne Körperregionen beziehen. Etwa: „Meine Bauchspeicheldrüse ist von der Liebe Gottes durchdrungen.“ Nach derartiger Lektüre frage man sich: „Bin ich – oder bin ich schon Schaf?“, so Schulz unter Anspielung auf UL-Lehren zum Tierschutz.

    Sehr ernst wurde Schulz bei der Beschreibung des Persönlichkeitsverlusts, den jemand erleide, der durch diesen „urchristlichen Fleischwolf“ gedreht worden sei. Vor dem Hintergrund der laut Schulz beim UL sehr beliebten apokalyptischen Vorstellungen sagte er mit Blick auf die Persönlichkeitsstruktur der UL-Anhänger: „Dem Weltuntergang entspricht der Untergang des Selbst.“ Grundsätzlich sieht er beim UL wirtschaftliche Interessen im Vordergrund: „Das eine ist der Griff nach der Seele – das andere ist der Griff nach dem Portemonnaie.“

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