Die Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein verfügt über einen großen Bestand an historischen Würzburg–Ansichten. Zu der Sammlung sind kürzlich Hunderte von nie veröffentlichten Farbdias hinzugekommen, die Würzburg Anfang der 60er Jahre von oben zeigen.
Die Dias wurden von der Firma Foto Engel aus Sonnefeld erstellt, weiß der Landschaftsgärtner und Fotograf Wolf von Bodisco. Später kamen sie in die Stadtbildstelle im Bechtolsheimer Hof, die unter anderem Material für den Schulunterricht bereithielt. Nach der Auflösung der Stadtbildstelle landeten die Dias in der Geschichtswerkstatt. Sie sind „teilweise ein Schatz und hochinteressant“, sagt Alexander Kraus, der zusammen mit Helmut Försch die ständig wachsende Sammlung der Geschichtswerkstatt betreut und erschließt.
Die Dias vom Beginn der 60er Jahre zeigen eine Stadt, die 15 Jahre nach der völligen Zerstörung schon wieder weitgehend intakt erscheint. Nur beim genauen Blick fallen Lücken auf: Am Marktplatz fehlt beispielsweise das Habakuk-Haus. Der vordere Teil des Rathauses, der heute den Sitzungssaal und hinter Arkaden verschiedene Läden beherbergt, ist noch nicht wiedererstanden. Stattdessen erstreckt sich hier eine kleine Grünalage. Auch das Sparkassengebäude direkt neben dem Grafeneckart sucht man vergebens.
Im Frauenland ist das Schönborn-Gymnasium, das heutige Dag-Hammarskjöld-Gymnasium, noch nicht gebaut und in der äußeren Sanderau wird es noch einige Zeit dauern, bis die Konrad-Adenauer-Brüche entsteht. Auf einem der Dias ist zu erkennen, warum die Schlachthof-Kreuzung an der Friedensbrücke diesen Namen trägt. An der Stelle des heutigen Congress Centrum breitet sich nämlich noch der alte Schlachthof aus.
Würzburg zu Beginn der sechziger Jahre war ein Paradies für Autofahrer. Überall, zum Beispiel auf den Marktplatz, der als Parkplatz diente, kam man mit dem Fahrzeug hin; sogar die Alte Mainbrücke, heute das Eldorado der Schoppenfetzer, war eine ganz normale Straße.
Nur langsam – und gegen große Widerstände – setzte sich auch in Würzburg die Überzeugung durch, dass die wirkliche Lebensqualität einer Stadt nicht vom Auto abhängt.