Sie ist bekannt für Maßarbeit und hat seit 2004 ihren Sitz am Heuchelhof: die Firma Wellhöfer. Gegründet wurde die Treppenbaufirma vor 60 Jahren in Heidingsfeld von Erich Wellhöfer, berichtet Geschäftsführer Martin Gillmeister.
Er zeigt in seinem Büro eine Broschüre mit Fotos, die von Ideenreichtum und Unternehmergeist zeugen: In den Anfangsjahren waren die Wellhöfer-Außendienstler mit Volkswagen-Käfern unterwegs, die auf dem Dachträger eine Lukentreppe montiert hatten. Vor Ort wurde diese aufgeklappt, vorgeführt und konnte direkt ausprobiert werden. „Damit sind die über die Dörfer zu den Kunden gezogen“, sagt Gillmeister.
40 000 Dachbodentreppen werden pro Jahr hergestellt.
Heute verlassen pro Jahr gut 40 000 Dachbodentreppen das Werk in der Max-Mengeringhausen-Straße. Die Wellhöfersche Spezialität: „Wir bauen maßgeschneiderte Treppen“, erläutert Gillmeister. „Wenn zum Beispiel ein Haus saniert wird, und da ist dann ein Loch in der Decke, sagen Sie uns wie groß, wie hoch und wie breit, wir bauen das dann für Sie. Und von der Bestellung bis zur Auslieferung dauert es nur 72 Stunden.“
„Der Aufpreis für Maßfertigung beträgt 42 Euro.“
Diese Maßfertigung macht bei Wellhöfer mittlerweile 40 Prozent der Produktion aus. Bei Standardgrößen für einen Neubau dauert es von der Bestellung bis zur Auslieferung sogar nur 24 Stunden. „Der Aufpreis für eine Maßanfertigung beträgt dabei nur 42 Euro“, weiß Gillmeister. Produziert wird ausschließlich am Heuchelhof.
Auch zwischen 12 000 und 14 000 Kniestocktüren werden dort pro Jahr gefertigt. „Man sagt in Unterfranken auch Trempel zum Kniestock“, erklärt Gillmeister. Auch diese Türen gibt es als Maßarbeit innerhalb von 72 Stunden. „Inzwischen produzieren wir mehr für Sanierungen als für Neubauten, das war vor zehn bis 15 Jahren noch anders“, weiß der Geschäftsführer. Außer Treppen zum Dachboden oder Kniestocktüren verlässt jährlich noch eine kleinere Anzahl sogenannter Raumspartreppen für Wohnzimmergalerien oder ähnliches das Werk.
„Wir waren die ersten bundesweit, die Wärmeschutz und Luftdichtheit der eingebauten Treppen garantiert haben und dies durch eine Bauteilprüfung bestätigen ließen“, sagt Gillmeister. Auch feuerhemmende Bodentreppen machen einen großen Anteil aus. Verwendet werden ausschließlich baubiologisch unbedenkliche Baustoffe.
Auch eine Schule in Peru wurde schon beliefert.
„Wellhöfer war der erste Hersteller weltweit, der eine Passivhaus-Bodentreppe angeboten hat“, sagt Gillmeister. Ab 2020 müsse laut EU jedes neu gebaute Haus ein sogenanntes Niedrigstenergiehaus sein. „Da werden die Zwischenräume in der Einbaufuge nicht mit Steinwolle oder Schaum gedämmt, sondern mit schüttbaren Dämmperlen. Die sind nicht nur leichter zu verarbeiten, sie haben zudem auch eine höhere Lebensdauer.“
Neben dem deutschen Markt belieferte Wellhöfer schon eine Schule in Peru, die von einem deutschen Bauingenieur geplant und gebaut worden war. Weiter finden und fanden die Treppen vom Heuchelhof in besonderen Projekten Verwendung, wie zum Beispiel bei einem Bauträger in Luxemburg, im Goethe-Institut in Griechenland, in neu gebauten Aldi- und Lidl-Märkten europaweit.
Zudem gibt es länderbezogene Vertriebspartnerschaften im gesamtem europäischen Raum.
Mit wenigen Klicks die eigene Treppe konfigurieren.
Eine der Säulen im Vertrieb der Firma ist die sogenannte Maßbox im Internet, weiß der Geschäftsführer. Hier lässt sich auf einer Webseite mit wenigen Klicks die eigene Treppe konfigurieren. Auch was sie kostet, steht dabei. „Das passt zu unserer Firmenpolitik, die in jedem Zimmer als Spruch an der Wand hängt“, sagt der Geschäftsführer. Ein Blick nach oben: Einfach - Klar - Berechenbar, steht dort. „Deswegen hat unsere Preisliste nur zwei Seiten, die von Mitbewerbern bis zu 104 Seiten.“
Was kaum jemand weiß: Eigentümer der Firma Wellhöfer ist seit dem 1. Januar 2011 die Stiftung Juliusspital. „Als Herbert Wellhöfer, der Sohn des Firmengründers, vor einigen Jahren einen Käufer für die Firma suchte, fand sich keiner, der das gesamte Personal übernehmen wollte“, berichtet Gillmeister. Irgendwann sei ihm dann die Idee gekommen, zu stiften. „Da hat er die Firma quasi verschenkt“, sagt der Geschäftsführer. „Unser Chef ist daher der Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth.“ Die Erlöse kommen seitdem vor allem sozialen Zwecken zugute. Der Stifter kommt einmal pro Monat vorbei, um sich über wichtige Projekte zu informieren.
„Es ist schwierig, gute Leute zu bekommen.“
Rund 2,5 Millionen investiert der Mittelständler jetzt am Heuchelhof. Für jeweils etwa die Hälfte wurde um- und angebaut oder neue Maschinen angeschafft, erzählt Betriebsleiter Christoph Dekant beim Rundgang. Natürlich könnten durch diese neuen Maschinen auch Arbeitsplätze eingespart werden, räumt er ein. Aber das sei nicht das Ziel. „Es ist schwierig, gute Leute zu bekommen. Deswegen wollen wir sie halten, sogar eher noch neue Leute einstellen, weil wir noch wachsen wollen“, so der Betriebsleiter. „Wir haben Arbeiten nach außen vergeben, die holen wir deswegen wieder ins Haus. Und ein bisschen können wir das auch über die Arbeitszeit steuern“, erläutert er.
„Wir müssen durch die Maßarbeit ja sehr flexibel sein, das wird auch so bleiben“, sagt Dekant. Damit bei den vielen Einzel- und Maßanfertigungen nichts durcheinander kommt, werden alle Bauteile mit Strichcode-Etiketten markiert und am Ende wieder zusammengeführt. „Und damit nicht jeder immer wieder dieselbe Arbeit machen muss, versuchen wir, wöchentlich die Stationen zu wechseln“, sagt Dekant.
„Die meisten sind 25 Jahre oder länger bei uns.“
Die Fluktuation unter der Belegschaft sei sehr gering, sagt er. „Die meisten sind 25 Jahre oder länger bei uns. Da sind wir ein bisschen stolz drauf.“ Rudolf Eck aus Rottenbauer schafft gar schon seit 36 Jahren beim Wellhöfer. „Das hätte ich am Anfang auch nicht gedacht“, sagt der Mann mit den grauen Haaren und dem Schnäuzer trocken. „Aber das hat halt gepasst, und die Zeit vergeht.“
Als er das sagt, steht er an einer großen Gitterbox. 2800 Schwenkbeschläge für Treppendeckel enthält sie. Die Lieferung ist mangelhaft, jeden einzelnen Beschlag prüft er mit der Hand auf Funktion. Die guten kommen nach links, die schlechten nach rechts. Hier wird nichts weggeworfen. Selbst die Sägespäne, die bei der Produktion anfallen, werden als Heizmaterial verwendet, berichtet Dekant. „Da müssen wir nicht einmal etwas zukaufen.“ Zusammen mit der Photovoltaikanlage, die auf den Hallendächern montiert ist, produziert das Unternehmen so die gesamte Energie, die in Produktion und Verwaltung verbraucht wird, selbst.“
„Darauf kann die Stadt Würzburg stolz sein.“
So viel Effizienz beeindruckte kürzlich bei einer Werksführung auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, „Ihrem Unternehmen kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Sie sind mit Ihrem Produkt in einer Nische erfolgreich und deutschlandweit führend. Sie liefern Qualität, kein Billigprodukt, darauf kann die Stadt Würzburg stolz sein“, lobte Schuchardt.
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Daten & Fakten Firma: Wellhöfer GmbH & Co. KG Standort: Max-Mengeringhausen-Straße 1, 97084 Würzburg. Gründungsjahr: 1951. Mitarbeiterzahl: 65. Umsatz: K.A. Hauptprodukte: Bodentreppen, Kniestocktüren, Raumspartreppen. Eigentümer: seit 1. Januar 2011 Stiftung Juliusspital Würzburg. Internet: www.wellhoefer.de