Gleich zwei private Betreiber wollen in Würzburg ein Krematorium errichten. Angedachte Standorte sind bisher die Dürrbachau (Max-von-Laue-Straße), ein Grundstück am Waldfriedhof und der Heuchelhof (Delpstraße). Grundsätzlich kann aber auch in jedem anderen städtischen Gewerbegebiet die Genehmigung für eine solche Anlage erteilt werden, auch auf privaten Flächen. Sollte ein Betreiber die engen gesetzlichen Vorschriften erfüllen, hat er ein Recht auf die Baugenehmigung. Das könnte zu einem regelrechten Wettlauf zwischen der EHG aus Traunstein und der "Bauherrengemeinschaft Krematorium Würzburg" führen. Denn eines scheint klar zu sein: Würzburg trägt nur ein Krematorium.
EHG-Geschäftsführer Thomas Engmann will die regionalen Bestatter ins Boot holen. Die würden als Gesellschafter mitfinanzieren. Natürlich hätten diese Unternehmer dann keinen Grund mehr, andere Krematorien anzufahren. Bisher brachten sie Leichen nach Schweinfurt oder Schmalkalden in Thüringen.
Am stärksten betroffen von einem Würzburger Projekt wäre dann Schweinfurt. Dort gibt es seit 1960 ein kommunales Krematorium. Etwa 2500 Tote werden dort jährlich eingeäschert, teilte Betriebsleiter Helmuth Schlereth mit. Seine Anlage liegt direkt neben dem Hauptfriedhof. Probleme wegen des Geruches gab es nach seinen Angaben zwischen 1990 und 1995. Dann wurde die Anlage für zwei Millionen Euro auf den neuesten technischen Stand gebracht. Seither ist Ruhe. "Wir könnten zusätzlich 1000 Tote jährlich einäschern, doch die sehe ich im Bereich Würzburg und Schweinfurt nicht", meinte Schlereth. Bisher werden etwa 700 Leichen aus Würzburg und die gleiche Zahl aus dem Landkreis nach Schweinfurt zum Verbrennen gebracht. Wartezeiten gäbe es praktisch nicht.
Knallharter Wettbewerb
Das Unternehmen EHG peilt etwa 3000 Verbrennungen jährlich in einem Umkreis von 50 Kilometern an. Das führt zu einem knallharten Verdrängungswettbewerb, mutmaßt Schlereth. Seiner Ansicht nach hat der Bürger nicht einmal Kosteneinsparungen davon, denn "in Schweinfurt liegen die Gebühren sehr niedrig, da lohnt die Anfahrt. Wir haben genügend Kapazitäten, Würzburg braucht kein eigenes Krematorium", resümiert er. Dieser Aussage schließt sich auch Udo Schütz an. Er ist Chef der städtischen Bestattungsanstalt Nürnberg und Mitglied des Arbeitskreises Bestattungswesen des Bayerischen Städtetages. Er kennt die Zahlen. Für ihn sollte eine solche Anlage der Daseinsvorsorge bei der Kommune angesiedelt sein, "denn private können ja auch wieder zumachen".
Roland Metz, Leiter der Landkreis-Anlage im thüringischen Schmalkaden, hat ebenfalls noch Kapazitäten frei. Er bedient seit Jahren auch Würzburger Kunden. Metz warnt die Würzburger Bestatter als Gesellschafter einer Anlage vor den hohen Folgekosten. Allein 25 000 Euro koste die Wartung jährlich.