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WÜRZBURG: "Würzburg liest" lehnt Sprachbewahrerpreis ab

WÜRZBURG

"Würzburg liest" lehnt Sprachbewahrerpreis ab

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    Mitglieder der Initiative "Würzburg liest ein Buch" bei der Vorstellung des "Lese-Buchs": In diesem April drehte sich alles um Jakob Wassermanns "Der Aufruhr um den Junker Ernst".
    Mitglieder der Initiative "Würzburg liest ein Buch" bei der Vorstellung des "Lese-Buchs": In diesem April drehte sich alles um Jakob Wassermanns "Der Aufruhr um den Junker Ernst". Foto: Thomas Obermeier

    „Nicht angenehm und auch nicht wünschenswert“.

    Ulrike Schäfer, Vorstandsmitglied von „Würzburg liest“, zum Preis

    Zum zweiten Mal nach 2014 hat in diesem Jahr die Aktion „Würzburg liest ein Buch“ stattgefunden. Nach der Aktionswoche im April kam die mainfränkische Regionalgruppe des „Vereins Deutsche Sprache“ (VDS) auf den Veranstalter, den Verein „Würzburg liest ein Buch“ mit seiner Vorsitzenden Elisabeth Stein-Salomon zu: Die Gruppe „Sprachkultur Mainfranken“ wolle „Würzburg liest“ in diesem Jahr mit ihrem Sprachbewahrerpreis auszeichnen. Erstmals sollte ein Verein und nicht ein Einzelner als „Wahrer der deutschen Sprache“ geehrt werden. Nach kurzer Bedenkzeit lehnten die Veranstalter der Leseaktion die Annahme des Preises ab.

    Gelesen wurde in diesem April Jakob Wassermanns „Der Aufruhr um den Junker Ernst“ – jetzt sorgte die Lese-Aktion selbst für etwas Aufruhr. Buchhändlerin Elisabeth Stein-Salomon sagt, für sie und ihre Vorstandskollegen sei dies gar nicht weiter erwähnenswert gewesen. Der Vorsitzende der VDS-Regionalgruppe, Bernhard Sturn, machte den Vorgang jedoch öffentlich. In einem offenen Brief teilte er mit, dass „Würzburger liest“ den Sprachbewahrerpreis 2016 „verweigert“ habe.

    In den vergangenen Jahren hatten die Auszeichnung unter anderem die Autorinnen Pauline Füg und Cornelia Boese erhalten – und angenommen. Für die Gruppe „Sprachkultur Mainfranken“ bedeute die Entscheidung von „Würzburg liest“ einen „absoluten Tiefschlag“, so Sturn.

    Bei „Würzburg liest“ sieht man den Vorgang indes gelassener. Vorstandsmitglied Daniel Osthoff sagt, man habe sich den Internetauftritt des „Vereins Deutsche Sprache“ genauer angeschaut und festgestellt, dass der VDS in vielen Bereichen polemisch agiere.

    Beispielsweise wenn es in der „Bremerhavener Erklärung“ heiße, dass die „in Hunderten von Jahren entwickelte deutsche Sprache in Gefahr gerät, zusehends zum Objekt ideologisch motivierter Manipulationen zu werden“. Wie während der Diktaturen im 20. Jahrhundert würden „auch heute Versuche unternommen, unsere Sprache zur Durchsetzung gesellschaftspolitischer Ziele zu verändern, diesmal im Sinne einer behaupteten ,Politischen Korrektheit', der ,Geschlechtergerechtigkeit' oder des ,Gender Mainstreaming'“.

    Auch die Vergabe des negativ konnotierten „Sprachpanscherpreises“ durch den VDS stieß bei „Würzburg liest“ auf Missfallen. Für die Schriftstellerin Ulrike Schäfer, Vorstandsmitglied von „Würzburg liest“, macht eine derartige „Anklage-Rhetorik“ eine Verbindung mit dem VDS „nicht angenehm und auch nicht wünschenswert“. Und Antiquar Osthoff ergänzt, dass den Verein die „aggressive Sprache“ des VDS störe: „Uns geht es vordringlich um Literatur, die deutsche Sprache ist dabei nur eine von mehreren Facetten“. Deshalb seien viele Vorstandsmitglieder auf Distanz zu dem Preis gegangen. Schließlich habe man die Annahme mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt.

    „Ist es unredlich, sich um die Pflege und den Erhalt der deutschen Sprache zu kümmern? Ist es verwerflich, Aktionen für die deutsche Sprache auszuzeichnen“, fragt Sturn in seinem Brief, den er, wie er sagt, aus „anfänglicher Enttäuschung“ geschrieben habe. Dem VDS gehe es „allein um dieses Anliegen, Ideologien haben bei uns keinen Platz“. Er wolle die Angelegenheit nun auf sich beruhen lassen. „Die manchmal provokante Art des Hauptvereins“, so Sturn, „ist in der heutigen informationsüberfluteten Zeit sicher manchmal nötig, um wahrgenommen zu werden“.

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