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WÜRZBURG: Würzburg und die Päpste

WÜRZBURG

Würzburg und die Päpste

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    Papst und ein Kaiser gegen den Würzburger Fürstbischof: Julius Echter von Mespelbrunn (im Bild) hatte dem Fürstabt von Fulda dessen Reich geraubt; erst auf päpstlichen Druck gab er es zurück.
    Papst und ein Kaiser gegen den Würzburger Fürstbischof: Julius Echter von Mespelbrunn (im Bild) hatte dem Fürstabt von Fulda dessen Reich geraubt; erst auf päpstlichen Druck gab er es zurück. Foto: Foto: Stadtarchiv Würzburg

    Kein amtierender Papst hat jemals Würzburg besucht, aber einige Male mischten sich Päpste in Würzburger Angelegenheiten ein. Selten zur Freude der Würzburger.

    Zwei Päpste sind Teil des Würzburger Urmythos, der Legende vom heiligen Kilian. Ihre älteste schriftliche Fassung, die Passio minor, stammt aus der Mitte des 9. Jahrhunderts. Kilian, steht da geschrieben, habe, angekommen im heidnischen Würzburg, zu seinen Begleitern gesagt: „Lasset uns nach Rom ziehen und die Schwellen des Fürsten der Apostel besuchen und uns dem seligen Papst Johannes vorstellen.“ Zum Bischof sollte der Papst den Kilian weihen, damit der später mit der nötigen Autorität unter den Würzburgern missioniere. Während der Wanderung stirbt Johannes; Kilian wird, berichtet der unbekannte Autor der Legende, von einem Papst mit Namen Konon empfangen,

    Würzburgs erster Heiliger ist nach dem Stand der Wissenschaft nie in Rom gewesen, kein Papst hat ihn zum Bischof gemacht. Aber die Nennung der Papst-Namen in der Passio minor ermöglicht die zeitliche Einordnung der Geschichte, die zur katholischen Identität in Franken gehört: Papst Konon amtierte nur elf Monate lang, von Oktober 686 bis September 687. Der Legende zufolge, die in großen Teilen nicht mehr als fromme Dichtung ist, kehrte Kilian als Bischof zurück. Wann er – nach dem vermeintlichen Papst-Besuch – in Würzburg starb, steht nicht in der Passio. In den Geschichtsbüchern findet man eine Schätzung: „um 689“.

    Der Papst verbietet Gottesdienste

    Die Herrscher über Würzburg waren geistliche und weltliche Fürsten gleichermaßen: die Fürstbischöfe. Jahrhundertelang kämpften die Würzburger gegen ihr Regime. Die Städter wollten „reichsfrei“, das heißt: nur dem Kaiser Untertanen sein, wie die Nachbarn in Nürnberg oder Schweinfurt.

    Als Bürgerschaft und Bischof 1297 – ein Historiker hat nachgezählt – zum 17. Mal in der Geschichte des Bistums gewaltsam aneinandergerieten, griff Papst Bonifatius VIII. ein. Er verhängte das Interdikt über die Stadt, das Verbot, Gottesdienste abzuhalten und die Sakramente zu spenden. Für die Menschen jener Zeit, die allesamt an ein Jenseits glaubten, das zudem nur durch die Vermittlung der Kirche zu erreichen sei, bedeutete die Einmischung des Papstes eine Katastrophe.

    Die erste große Auseinandersetzung zwischen einem Würzburger Bischof und seinen bockigen Schäfchen war Teil eines viel größeren Konflikts im 11. Jahrhundert. König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. kämpften um das Recht, Bischöfe ins Kirchenamt einzusetzen. In Würzburg herrschte Bischof Adalbero, Heinrichs Patenonkel. Adalbero schlug sich auf die Seite des Papstes – „ohne Rücksicht auf seine eigene Person“, steht in der dreibändigen „Geschichte der Stadt Würzburg“. Die Würzburger aber meinten, ihr Bischof handle auch ohne Rücksicht auf ihre Personen. Sie wollten keine königlichen Prügel für ihren papsttreuen Herrn einstecken.

    Für den Papst gegen Würzburg

    1077, im selben Jahr, als Heinrich nach seinem berühmten Gang nach Canossa vor den Papst trat, versperrten die Würzburger ihrem Bischof den Einlass in die Stadt. Neun Jahre lang kämpfte Adalbero, bis er die Stadt mit Gewalt wieder unter seine Fuchtel zwang. Unterstützt vom König, warfen ihn die Würzburger aber bald endgültig raus.

    Was früher mal war ist immer noch da, Geschichte bleibt aktuell. 1895 protestierten viele Würzburger energisch und erfolglos dagegen, die neu gebaute Kirche in der Sanderau nach dem kriegerischen Adalbero zu benennen. Im vergangenen Jahr, zu Adalberos 1000. Geburtstag, predigte Würzburgs aktueller Bischof Friedhelm Hofmann, Adalbero, der treue Gefolgsmann des Papstes, sei als einer der großen Würzburger Bischöfe zu verehren, als „Vorbild für die Gegenwart“.

    Ab dem 12. Jahrhundert wählte das Domkapitel – die Versammlung der Domherren – den Bischof. So taten sie es 1147 mit Konrad von Querfurt. Der war damit ein zweifacher Bischof, denn er war auch der Bischof von Hildesheim. Papst Innozenz III., ein ehemaliger Studienkollege Konrads, war erzürnt: Konrad habe eine Art Ehebruch gegenüber seiner Hildesheimer Diözese begangen. Innozenz belegte ihn mit dem Kirchenbann. Konrad trat einen Bußgang zum Papst nach Rom an und das Hildesheimer Bistum ab. Innozenz III. nahm ihn wieder in die Kirche auf und ließ ihn Bischof von Würzburg sein.

    Am 10. Dezember 1402 stand ein Papst – Bonifaz IX. – Würzburgs Bischof Johann von Egloffstein bei: Er genehmigte ihm die Gründung einer Universität. Auch das ging nicht ohne Konflikte ab. Diesmal war das Domkapitel dagegen. Zu teuer fürs überschuldete Bistum sei die Uni, fanden die Domherren. Nach der Ermordung des Rektors Johannes Zantfurt im Jahr 1413 machte Egloffsteins Nachfolger Bischof Johann von Brunn die Uni wieder dicht.

    Papst und Kaiser greifen ein

    Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hielten Papst und Kaiser zusammen, um einem Würzburger Bischof die Grenzen aufzuzeigen. Julius Echter von Mespelbrunn hatte 1576 den Fürstabt von Fulda gewaltsam zum Abdanken gezwungen und dessen Fürstentum dem Bistum Würzburg einverleibt. 26 Jahre lang klagte der Fürstabt, bis Papst Clemens VIII. und Kaiser Rudolf II. Julius Echter zwangen, dem Fürstabt das Fürstentum zurückzugeben.

    Julius Echter verbannte die Protestanten und die Juden aus dem Bistum. Erst 1802 beendete Napoleons Große Armee das rein katholische Regime. Seither schwindet der Anteil der Katholiken an der Stadtbevölkerung kontinuierlich. Heute ist das Bistum Würzburg immer noch eines von sechsen in Deutschland, in denen der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung bei über 50 Prozent liegt. Aber nur noch 52 Prozent der rund 138 000 Würzburger sind im Register des Einwohnermeldeamtes als „katholisch“ eingetragen und 22 Prozent las evangelisch. Ein gutes Viertel der Würzburger gehört einer anderen oder gar keiner Glaubensgemeinschaft mehr an.

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