Früher standen Lexika im Schrank, schwer, mit Goldschnitt, bisweilen in Leder gebunden. Heute trägt man ganze Enzyklopädien sozusagen in der Hosentasche, immer aus dem World Wide Web abrufbar über Smartphone oder Tablet. Zehn Jahre ist es her, dass im Januar 2009 unter der Adresse www.wuerzburgwiki.de eine regionale Online-Enzyklopädie für Würzburg und Umgebung an den Start ging, ganz nach dem Vorbild von Wikipedia. Seitdem ist viel geschehen. Mit rund 1,1 Millionen Seitenbesuchern im vergangenen Jahr, das sind über 3000 pro Tag, rund 21 000 Artikeln zu Wissenswertem aus Stadt und Landkreis Würzburg, bebildert mit rund 19 400 Fotos und Grafiken, hat sich das WürzburgWiki zum drittgrößten StadtWiki in Deutschland und dem fünftgrößten im deutschsprachigen Raum gemausert.

Gründer des WürzburgWikis war 2009 der Main-Post-Redakteur Ralf Thees, ebenfalls Betreiber des "Wuerzblog - Leben in, um und warum Würzburg". "Ich bin der Papa und die Mama, ich hab's gezeugt und ausgetragen", sagt er mit einem Lächeln. "Ich wollte einfach das Wissen aus Würzburg und Umgebung sammeln und für alle zugänglich machen", erklärt er. Er zählte im April 2013 deshalb auch zu den Gründungsmitgliedern des gemeinnützigen Vereins "WürzburgWiki - Verein zur Förderung des freien Wissens in Würzburg".
Solches Wissen sammeln wollten andere, zum Beispiel in Schweinfurt oder Bamberg, auch. Doch dort schliefen die Initiativen wieder ein. In Würzburg ist das Werk gelungen. In Deutschland sind nur die Regionalwikis der Stadt Karlsruhe und des Landkreises Ahrweiler größer, im gesamten deutschsprachigen Raum, also inklusive Schweiz und Österreich, nur das Stadtwiki von Wien und das des österreichischen Bundeslandes Salzburg.
"Jeder kann mitmachen."
Julia Breunig - stellvertretende Vereinsvorsitzende
Der Unterschied zum WuerzburgWiki: In Wien betreibt die Stadtverwaltung selbst die Enzyklopädie, in Salzburg ist es die regionale Tageszeitung, die Salzburger Nachrichten. In Würzburg und Umgebung tun dies mit rund 700 freien Autoren ausschließlich ehrenamtliche Privatleute, vor Missbrauch schützt der WürzburgWiki e.V.. "Jeder kann mitmachen", sagt Julia Breunig, stellvertretende Vorsitzende des Vereins. "Entweder man kommt zum Stammtisch, der jeden ersten Freitag im Monat im Ratskeller in der Ratsbierstube stattfindet, oder, wenn einem ein Fehler auffällt, oder man eine Ergänzung hat, kann man direkt auf der Seite daran arbeiten", sagt sie. "Schön wäre es aber, wenn man sich als neuer Autor einen Namen gibt, das macht es uns dann leichter zu kommunizieren, als mit einer einfachen IP-Adresse."
Aufgeteilt ist das WürzburgWiki in sieben sogenannte Portale mit eigenen Übersichtsseiten. Die gibt es für die Bereiche Geschichte, Kultur, Sport, Stadt Würzburg, Tourismus, Veranstaltungen und Verkehr. Dort gibt es Infos, die von den Straßennamen der Stadt und ihrer Herkunft bis zu Infos über die Veranstaltungen in Stadt und Landkreis reichen. Wie man selbst daran mitarbeiten kann, wird auf der WürzburgWiki-Seite im Einsteiger- und Autorenportal erläutert.
Man hat noch Großes vor in Würzburg.
Man hat noch Großes vor in Würzburg. Neben dem Ausbau des Wikis will der Verein 2020 die fünften Stadtwiki-Tage ausrichten, ein Treffen von Autoren und Administratoren der Stadt- und Regionalwikis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch wie so viele Vereine drückt auch den WürzburgWiki-Verein der Schuh: Das liebe Geld. "Der Betrieb der Server und die Instandhaltung kosten uns pro Jahr etwa 500 Euro", sagt Julia Breunig. Bislang habe man über das Stadtarchiv einen regelmäßigen Zuschuss erhalten, der sei aus rein formalen Gründen gekündigt worden. Nun müsse man den Zuschuss jährlich neu bei der Stadt beantragen. Dieser städtische Zuschuss decke aber nur die Hälfte der jährlichen Kosten. "Wir sind deshalb auch auf Spenden von Privatleuten angewiesen, die sind immer sehr willkommen", sagt sie. Auch gebe es nun die Möglichkeit, dem Verein als reines Fördermitglied beizutreten.
Das WürzburgWikiEin Wiki (hawaiisch für „schnell“) ist ein System für Webseiten, deren Inhalte von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch direkt im Webbrowser geändert werden können. Ziel ist meist, Erfahrung und Wissen gemeinschaftlich zu sammeln und verständlich zu dokumentieren. Die Autoren erarbeiten gemeinschaftlich Texte, die durch Fotos oder andere Medien ergänzt werden. Die bekannteste Anwendung für Wikis ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia.Das WürzburgWiki ist eine freie Online-Enzyklopädie für die Stadt und den Landkreis Würzburg. Es strebt eine umfassende Darstellung der Kultur und Geschichte wie auch des lokalen Zeitgeschehens an. So finden sich hier auch aktuelle Informationen über Veranstaltungen, Vereine, Gastronomie und Unternehmen in Stadt und Landkreis. Das Interessante daran: Jeder kann mitmachen und sein Wissen einbringen.Wie das „große“ Wikipedia ist das Würzburgwiki ein offenes Projekt mit ehrenamtlichen Autoren.Die Adresse: www.wuerzburgwiki.de