Es hätte dieses Jahr keine Wand und kein Künstler mehr sein dürfen“, sagt Manou Wahler vom Verein Kunst im öffentlichen Raum KÖR e.V. und freut sich über die drei bunten Häuserfassaden in der Schwabenstraße in der Lindleinsmühle. Und sie kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn sie über die anderen Projekte spricht, die in diesen Tagen quer durch Würzburg beim dritten Streetmeet entstanden sind. Dieses internationale Treffen der professionellen Wandmaler veranstaltet der KÖR e.V. in den beiden ersten Juliwochen.
Mit rund 20 teilnehmenden Künstlern aus Deutschland, Italien, Spanien, Mexiko, Israel und Russland ist das Streetmeet absolut an seine Grenzen gestoßen, erklärte die Organisatorin. Die Wandkünstler müssen nämlich nicht nur auf die neun zur Verfügung stehenden Flächen verteilt werden. Unterkünfte müssen organisiert werden, Essen – und bei der glühenden Hitze vor allem Getränke – müssen besorgt werden, und, wenn gewünscht, auch mal kurzfristig ein Besuch auf dem Kilianifest eingeplant werden.
Und dann brauchen die Künstler vor allem eines: Wandfarbe und Spraydosen. Für die 16 Wände an neun Orten in ganz Würzburg wurden 48 Eimer Wandfarbe (jeder mit zehn Litern Inhalt), so viel wie noch nie, eingekauft. Dazu kam noch eine Portion Sprühdosen. „Wir haben einen Würzburger Baumarkt leer gekauft“, erzählt Manou Wahler lachend: „Dia hatten nach unserer Einkaufstour keine Wandfarbe mehr.“
Was Manou Wahler besonders begeistert, ist die stilistische Vielfalt, mit der die Künstler zu Werke gehen. Und sie ist sehr froh, dass in diesem Jahr alle Arbeiten auf öffentlichen Flächen entstanden. Im Falle Lindleinsmühle hat die Stadtbau GmbH drei Häuserfassaden zur Verfügung gestellt. Mit ihnen haben sich die deutschen Streetart-Künstler Kera und Quintessenz beschäftigt. Beide sind keine Neulinge, wie man auf ihren Internet-Seiten sehen kann. Im Vergleich zu manch anderen Projekten sind die Fassaden der drei Mietshäuser eher „kleine Fische“.
Ein ganz großes Ding hat sich hingegen der spanische Künstler Skount vorgenommen. Er hat eine Seitenfassade des Mainfranken Theaters übermalt, an der schon vorher Fassadenmaler tätig waren. Dort prangt jetzt eine haushohe Figur einer Commedia dell'Arte-Figur und Passanten bleiben beim Anblick des Monumentalbildes staunend stehen.
Deutlich kleiner ging es am Eingang des Unicampus Nord zu. Dort blieben zwei ehemalige US-Offiziershäuser stehen. Eines davon haben sich Gola Hundun (Italien, Spanien) und Laguna (Spanien) vorgenommen. Passend zum Umfeld der Villa haben sie sie mit einem floralen Motiv verziert. Aus Russland reiste eigens die Künstlerin Floksy an. Sie malte auf eine Fassade des Dag-Hammarskjöld-Gymnasiums im Frauenland eine comicartige Weltall-Szenerie. In der Nördlichen Hafenstraße haben Talissa Mehringer aus Mexiko und Peter Phobia aus Österreich zwei Tore einer großen Industriehalle verziert. Und in der Einfahrt zum Bürgerbräu-Gelände besprühten Daniel Ebert und Philipp Katzenberger ausgediente Metallfässer, um daraus ein Indianerdorf entstehen zu lassen.
Würzburg ist wieder ein Stück bunter geworden, und im nächsten Jahr soll es weiter gehen.