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WÜRZBURG: Würzburger Adventskalender: Der beste Stollen der Welt

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Würzburger Adventskalender: Der beste Stollen der Welt

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    Foto: Thinkstock/Grafik: Jutta Glöckner
    Foto: Thinkstock/Grafik: Jutta Glöckner Foto: Foto: Thinkstock/Grafik: Jutta Glöckner

    Stollen gab es damals nicht einfach so zu kaufen, bei uns an der Ostsee. Zumindest nicht den guten aus Sachsen. Welche starken Gefühle sich mit Heimat verbinden, habe ich durch meinen Vater erfahren. Er war gewissermaßen seiner Heimat abhanden gekommen, stammte aus der Oberlausitz und landete beruflich und privat im Norden.

    In jeder Vorweihnachtszeit kam deshalb in unserer Familie ein großes Thema auf: der unter Vaters Regie selbst gebackene Stollen nach sächsischem Rezept. Was für eine Aktion! Rosinen aus Berlin, Orangeat und Zitronat aus Magdeburg, Mandeln aus Dresden, guter Rum aus dem Intershop – bis irgendwann alle Zutaten beisammen waren.

    Und dann kam das Backwochenende. Ein Happening im frühen Advent. Drei ganze Tage, zwei Eltern und drei Töchter brauchte es für das kostbare Werk. Liebevoll wurde Zutat für Zutat vorbereitet – in genauer Rollenverteilung der Mitwirkenden. So wie Note für Note ein hoffentlich meisterliches Musikwerk entsteht.

    Aber nur der Meister selbst, also mein Vater, durfte den heiklen Teig bearbeiten. Einer Einstudierung gleich, in mehreren Knet- und Ruhephasen, gedieh das Werk bis zur Vollendung. Als es am Weihnachtsabend zur Stollen-Premiere kam, versammelte sich die ganze Familie samt Großeltern unter dem Licht eines Herrnhuter Sterns. Der Backmeister selbst nahm weihevoll die erste Kostprobe mit der Geste großer Zustimmung.

    Inzwischen habe ich längst verstanden, dass es egal war, wie der Stollen schmeckte. Im Grunde war er jedes Jahr zu trocken. Trotzdem blieb es der beste Stollen der Welt. Er schmeckte nach Weihnachten, Kindheitserinnerungen und Heimatliebe. Er nährte die Seele.

    Text: Evelyn Meining

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