Die Art, wie unsere Familie Weihnachten feiert, nahm schon in den 1940ern ihren Anfang. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann meine Großmutter für die amerikanischen Soldaten im evangelischen Gottesdienst Orgel zu spielen und einen Kirchenchor zu leiten, in dem auch meine Mutter mitsang. Die amerikanischen Soldaten, die in damals alleine hier waren, feierten Weihnachten bei meinen Großeltern auf dem Gutshof. So wurden auch immer amerikanische Weihnachtslieder gesungen.
Lange nach dieser Zeit nahm meine Großmutter auch mich als kleines Kind sonntags mit zu den protestantischen Gottesdiensten auf der Air Base Giebelstadt, so natürlich auch in der Weihnachtszeit. Gerne erinnere ich mich an die schöne Tradition des gemeinsamen Zusammenseins nach dem Gottesdienst mit Saft, Tee, Kuchen und home made cookies.
Der Heilige Abend begann bei uns in der Familie traditionell deutsch auch mit Kirchgang zum evangelischen Gottesdienst, Abendessen und Bescherung vom Christkind unter dem Weihnachtsbaum. Wir kleideten uns sehr festlich und durften erst ins Weihnachtszimmer, wenn ein Glöckchen läutete. Echte Kerzen brannten am Baum und verbreiteten zu "Stille Nacht, heilige Nacht“ eine besinnliche Atmosphäre.
Die amerikanischen Bräuche hatten längst Einzug gehalten in unsere Rituale. Am Türrahmen hängt immer ein Mistelzweig, und an einem anderen ein Geschenkband, an das die Weihnachtspost unserer amerikanischen und deutschen Freunde befestigt wird. Am 1. Weihnachtsfeiertag besuchten wir unsere Oma in Giebelstadt, sie spielte die klassischen deutschen und amerikanischen Weihnachtslieder auf dem Klavier und wir sangen mit, u.a. "Away in a manger" , "Hark, the Herald Angels sing"und "Leise rieselt der Schnee".
Eine amerikanische Tradition, die ich bis heute beibehalte, ist, Freunden einen schönen Weihnachtsschmuck für den Christbaum zu schenken. Die Verbundenheit mit unseren amerikanischen Freunden ist tief und ich freue mich, dass wir weiterhin deutsch-amerikanische Weihnacht feiern.
Ingrid Sichel ist Besitzerin des "Gutshofs unter den Linden", einer Event-Location in Giebelstadt.
In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.