Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Würzburger Adventskalender: Von Ulaanbaatar in der Mongolei nach Berlin

Würzburg

Würzburger Adventskalender: Von Ulaanbaatar in der Mongolei nach Berlin

    • |
    • |
    Würzburger Adventskalender: Von Ulaanbaatar in der Mongolei nach Berlin
    Würzburger Adventskalender: Von Ulaanbaatar in der Mongolei nach Berlin

    Weihnachten, Adventszeit – alles leuchtet in der dunklen Jahreszeit. Die Lichter auf dem Weihnachtsmarkt haben mich schon immer fasziniert. Nachdem ich meine ersten sieben Lebensjahre in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar verbracht habe, zog ich nach Berlin. Ich war ein Großstadtkind. Ein Großstadtkind, das ich nicht mehr bin, seitdem ich 2014 nach Würzburg gezogen bin. Ich weiß noch, wie ich mit fünf Taschen, eine davon meine Gitarrentasche, am Hauptbahnhof stand, und es fühlte sich an wie ein Neuanfang: Ulaanbaatar – Berlin – Edinburgh – Berlin – Jena – Würzburg.

    Meine Kindheit in der Mongolei war alles andere als langweilig: Ich sprang über Zäune, legte mich mit den Jungs an und war trotzdem sehr, sehr brav. Meine Tante Mambaa hat mich zum Brotholen geschickt mit einem Satz "Bloß nicht die Straßenhunde füttern" mit dem Wissen, dass ich in meiner Jackentasche altes Brot für meine Hundefreunde dabei hatte.

    Mit sieben Jahren bekam ich die Nachricht: "So, wir packen deine Siebensachen zusammen und du fliegst in zwei Wochen zu deiner Mutter nach Deutschland, nach Berlin!"

    Damals kannte ich dieses "Weihnachten" noch nicht. Mir war das mongolische Fest "Tsagaan Sar" oder "Naadam" vertraut – mit Ringkämpfen, Pferderennen und Bogenschießen auf dem Fernsehbildschirm. Mit dem Fest "Tsagaan Sar" empfängt man das neue Jahr und besucht das Haus des ältesten Familienangehörigen, um mit der ganzen Familie zusammen zu essen. Bei dem Fest gibt es ein besonderes Begrüßungsritual: Man greift sich gegenseitig an die Ellenbögen, um Unterstützung zu symbolisieren ("Zolgokh"). Und es werden dabei lange blaue Seidentücher überreicht ("Khadag").

    Als Kind waren die mongolischen Feste immer sehr aufregend für mich – ich rannte von einem Cousin zum anderen. Mit sieben saß ich plötzlich in einem riesigen Flugzeug mit nur einem deutschen Wort "Toilette?" und ein paar Handzeichen.

    Da wusste ich noch nicht, wie schön die Lichter auf dem Weihnachtsmarkt sind. Ich lernte Deutsch mit Kreuzworträtseln und natürlich durch meine Schulfreunde, die mir auch das Tischtennisspielen beibrachten. Trotzdem sprach ich nicht gerne, ich spielte lieber Klavier. Schnell wusste ich zu schreiben und zu schmecken, was "Lebkuchen", "Dominosteine" und "Gebrannte Mandeln" sind. Und später als Jugendliche fand man mich im Dezember jeden Jahres auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Alexanderplatz, mit oder ohne Gitarre auf dem Rücken.

    Trotzdem bin ich kein Mensch der großen Feste. Im Herzen bin ich vielleicht immer noch dieses introvertierte Mädchen im Flugzeug nach Deutschland, das sich einfach nur nach einem Zuhause sehnt – egal ob mit oder ohne Feste. Dieses Jahr habe ich sogar meinen leiblichen mongolischen Vater kennengelernt. Jetzt bin ich endlich angekommen. Nun habe ich dreimal eine Heimat – Würzburg, Ulaanbaatar und die Musik. Und singe meinen Song "Stadtkind".

    Text: Sarul Dubiel

    Foto: Lisa-Marie Kaspar/Montage: Anne Schmidhuber

    Sarul Dubiel ist unter dem Künstlerin-Namen "Sara Teamusician" Singer/Songwriterin in Würzburg. In diesen Tagen erscheint ihr Debüt-Album "Tagträumer".

    In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden