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Würzburger als Hofastronom des Kaisers von China

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Würzburger als Hofastronom des Kaisers von China

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    Der Würzburger Kilian Stumpf kam 1695 als Jesuitenmissionar an den Hof des chinesischen Kaisers in Peking, wie die an der Universität Münster lehrende Missionswissenschaftlerin Claudia von Collani berichtet. Bald nach seiner Ankunft in China bewies Kilian Stumpf sein technisches Können, indem er die erste Glashütte in Peking erbauen ließ.

    Das Glas wurde in erster Linie für die Linsen der Teleskope in den Observatorien in Peking gebraucht. Stumpf experimentierte auch mit Kristallglas und bildete Schüler aus. Er wurde Direktor des Astronomischen Ministeriums - ein wichtiger Posten: Dort wurde der für die Regierungsgeschäfte wichtige Kalender erstellt.

    Auf dem alten Observatorium in Peking kann man noch heute ein astronomisches Instrument von Kilian Stumpf bewundern, einen um 1715 entstandenen Quadranten "Altazimuth". Das ist ein Messgerät, mit dem Astronomen die Höhe von Gestirnen bestimmen, so die Forscherin.

    "Kaiser Kangxi ließ sich von den Jesuiten unterrichten"

    Claudia von Collani Missionswissenschaftlerin

    Stumpf war das neunte Kind eines Krämers aus dem Würzburger Domviertel. Er hatte in seiner Heimatstadt nicht nur Theologie studiert, sondern auch Philosophie, was damals Mathematik und Naturwissenschaften umfasste. Dass ihn der Jesuiten-Orden nach langem Bitten nach China schickte, verdankt er wohl seinen - vielleicht im Spessart erworbenen - Kenntnissen in der Glasherstellung.

    Die Jesuiten hatten sich in China einen guten Namen gemacht, weil sie offen waren für die chinesische Kultur und mit den europäischen Naturwissenschaften Zugang zu den Kreisen der Gelehrten erhalten hatten. Seit 1629 waren sie mit ihren gelehrten einheimischen Freunden mit der Revision des Kalenders beauftragt, der ein wichtiges Herrschaftsinstrument des Kaisers war.

    "Kaiser Kangxi ließ sich von den Jesuiten in Mathematik unterrichten und zeigte großes Interesse für Europa und das Christentum", beschreibt Claudia von Collani die außergewöhnlichen Verhältnisse in China. 1692 erließ der Kaiser ein Toleranzedikt, das dem Christentum dieselben Rechte wie dem Buddhismus und dem Daoismus einräumte. Umgekehrt erlaubten die Jesuiten den getauften Chinesen weiterhin die Teilnahme an den konfuzianischen Riten und dem Ahnenkult, da sie ein Fundament des Staates waren. Andere Orden werteten das anders und sahen darin Aberglauben.

    Es kam, wie es dem Zeitgeist entsprach: 1705 reiste der päpstliche Gesandte Charles-Thomas Maillard de Tournon nach Peking, um das Vorgehen der Jesuiten zu verbieten. Doch der Kaiser ließ ihn ausweisen. Rom warf daraufhin den Jesuiten vor, am Scheitern der Gesandtschaft Schuld zu tragen.

    Stumpf geriet zwischen die Fronten: Als höchster Repräsentant der Jesuiten im Fernen Osten sah er sich genötigt, die Haltung seines Ordens zu verteidigen. Auf 1400 Folioseiten beschrieb er detailliert alle wichtigen Ereignisse während der päpstlichen Gesandtschaft. Kilian Stumpfs Ansehen bei den Chinesen blieb trotz der Gesandtschaft ungebrochen: Als er 1720 starb, stiftete einer der Kaisersöhne, der sein Schüler gewesen war, Geld für sein Begräbnis.

    Kilian Stumpfs Bericht, der ein wichtiges missionsgeschichtliches und sinologisches Zeugnis darstellt, soll im Rahmen eines internationa- len Projekts unter Mitarbeit von Claudia von Collani in einer wissen- schaftlichen Edition mit englischer Übersetzung publiziert werden.

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