Auf der Bühne blitzt und blinkt es mehr als sonst. Saallichter brechen sich in Hörnern, Posaunen, Tuba und Trompeten. Die füllen mit melodischen, kraftvoll-gefälligen Klangbögen den gut besuchten großen Saal der Würzburger Musikhochschule. Oboen und Flöten mischen sich ein, auch Fagotte und Saxofone.
Die neu gegründete Würzburger Bläserphilharmonie stellt sich vor. Unter der Leitung von Wolfgang Heinrich, einem umsichtigen und den Drive anschiebenden Dirigenten, entfaltet sich ein Melodienreichtum, der harmonisch ins Ohr geht, aber so ganz anders klingt als gewöhnlich. Denn hier ist die Besetzung, die Instrumentenmischung ganz anders.
Dort, wo normalerweise die Streicher sitzen, tönt nahezu ein Dutzend Klarinetten, unterlegt von tiefen Streichinstrumenten – einem Kontrabass und drei Celli. Die bereichern das Klangspektrum der Bläser, und eine Harfe setzt das vibrierende Tüpfelchen aufs i.
Außerdem wartet das um die 60 Musiker starke Ensemble mit einem gewaltigen Spektrum an Schlagwerk auf, das, differenziert eingesetzt, wesentlich zum Gesamteindruck eines ungewöhnlichen Konzerts beiträgt.
Moderator Johannes Engels umreißt gewohnt sympathisch die Entstehungsgeschichte einer Bläserphilharmonie aus der „Banda“ der italienischen Musik des 19. Jahrhunderts und betont die Tradition der symphonischen Blasorchester in Bayern und speziell im fränkischen Raum, bevor die Profimusiker und ihre semiprofessionellen Kollegen loslegen.
Welch ein Sound! Die Bläser kommen vom Philharmonischen Orchester Würzburg, der Hochschule, der Sing- und Musikschule, vom Heeresmusikkorps 12 in Veitshöchheim, der Jungen Philharmonie Würzburg und aus der freien Musikszene und schmeicheln sich ineinander zu einem großen und gewaltigen Gesamtklang.
Zündende Spielfreude
Die „Symphonic Ouverture“ des 1949 geborenen James Barnes eröffnet ein Konzert, das in seiner sauber und mit viel zündender Spielfreude dargebotenen Leistung das Publikum vom ersten Augenblick an begeistert. Werke von Kenneth Hesketz („Danceries“), Alfred Reed („Armenische Tänze“), Leonard Bernstein (Ouvertüre zu „Candide“) folgen.
In „Luces Y Sombras“ von Ferrer Ferran wird die bürgerliche Gesellschaft Valencias musikalisch gezeichnet, die Bläser formulieren Wispern oder Wut der Menschen auf der Straße, aber auch gefühlvolle, glückliche Momente, die Gastgeigerin Julia Pfister souverän einfügt.
Begeisterungsstürme ruft Philip Sparkes „Harlequin“ hervor. Virtuos und witzig entlockt Hannes Hölzl seinem Euphorium tiefe, warme und wohlschwingende Tonfolgen, die sich im Ohr einschmeicheln.
Im stürmischem Applaus der animierten Zuhörer drückt sich die Bewunderung für Fingerfertigkeit und Beweglichkeit der Lippen aus. Nach heftig erklatschten Zugaben gehen alle mit der Hoffnung heim, das neu gegründete Ensemble als festen Bestandteil der Würzburger Musikszene bald wieder zu hören.