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WÜRZBURG: Würzburger Trinkwasser wird noch immer gechlort

WÜRZBURG

Würzburger Trinkwasser wird noch immer gechlort

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    Eigentlich wird in Nicoletta Schumanns Familie viel Leitungswasser getrunken. In den letzten Wochen schmeckt und riecht das Wasser Schumann und ihrem Sohn Jonathan aber zu sehr nach Chlor.
    Eigentlich wird in Nicoletta Schumanns Familie viel Leitungswasser getrunken. In den letzten Wochen schmeckt und riecht das Wasser Schumann und ihrem Sohn Jonathan aber zu sehr nach Chlor. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Nicoletta Schumann schleppt momentan viele PET-Flaschen. Für Kaffee, Tee und zum Anrühren der Milch für ihre beiden drei Monate alten Kleinkinder nutzt sie schon seit mehreren Monaten ausschließlich Wasser aus Flaschen. Dem Leitungswasser traut sie nicht mehr: Zu sehr riecht und schmeckt es nach Chlor, zu wenig wisse sie über die Gründe für die anhaltende Chlorung des Trinkwassers.

    Schumann kann sich genau daran erinnern, wann ihr Trinkwasser zum ersten Mal gechlort wurde: „Mitte Oktober, an dem Freitag, bevor die Babys kamen“, sagt die Mutter dreier Kinder. Das war der 14. Oktober: Die WVV berichtete in einer Pressemitteilung, dass das Trinkwasser in den Versorgungsbereichen Dallenberg und Nikolausberg Keime enthalten könne und wies die Bewohner der betroffenen Bereiche an, das Wasser vor dem Verzehr abzukochen. Am Sonntag darauf wurde das Abkochgebot wieder aufgehoben.

    Information durch Lautsprecherdurchsagen

    „Aber vier Wochen später ging das ganze wieder von vorne los“, sagt Schumann. Wie auch beim ersten Mal sei ein Auto durch die Nachbarschaft gefahren, aus dem heraus die Bürger über Lautsprecherdurchsagen informiert wurden. „Ich habe das nur über Umwege mitbekommen, weil ich zu dieser Zeit nicht zuhause war“, sagt Schumann. Auch beim zweiten Mal kam am Sonntag wieder die Entwarnung. Mit einem Unterschied, wie Schumann berichtet: „Seitdem ist das Wasser eigentlich durchgehend gechlort.“

    Jürgen Dornberger, Pressesprecher der WVV, bestätigt auf Nachfrage der Redaktion, dass das Trinkwasser im Versorgungsbereich Dallenberg gechlort wurde und noch immer wird. Die Chlorung werde „rein vorsorglich auf Anweisung des Gesundheitsamtes betrieben“, sagt Dornberger. Der Grund: Enterokokken im Wasser.

    Bei Enterokokken handelt es sich um Darmbakterien von Menschen oder Tieren. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können die Bakterien – je nach spezieller Art von Keim – durchaus zur Gefahr werden. Im Trinkwasser dürfen sie laut Trinkwasserverordnung überhaupt nicht nachweisbar sein – der Grenzwert liegt bei 0 sogenannten Koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter Wasser (0 KBE/100ml). Im Hochbehälter 2 am Dallenberg wurden bei einem der beiden Enterokokkenbefunde am 9. November laut WVV in einer Kammer 16 KBE/100ml nachgewiesen und in einer anderen Kammer 1 KBE/100ml. Das Gesundheitsamt ordnet das zwar als „geringe Menge“ ein, sieht den Wasserversorger aber natürlich in der Pflicht, Nachforschungen in alle Richtungen zu betreiben.

    Ursache bleibt Rätsel

    Deshalb nimmt die WVV das Problem auch ernst und forscht nach Gründen. Wie es aber zur Verunreinigung kam, bleibt rätselhaft: „Die Ursache für das zweimalige Auftreten der Enterokokken ist bis heute nicht geklärt und deshalb ist eine Einstellung der Chlorung zurzeit noch nicht absehbar“, sagt Jürgen Dornberger. „Es wird derzeit ein konkretes Überwachungs- und Untersuchungsprogramm mit täglichen Kontrollen durchgeführt“, fügt Dornbergers Kollegin Cornelia Wagner hinzu.

    Die Untersuchungen und die vorsorgliche Chlorung werde noch mindestens einen weiteren Monat betrieben.

    Derweil hat sich bei den Bewohnern der betroffenen Bereiche teilweise Enttäuschung eingestellt, wie Nicoletta Schumann berichtet: „Wir wissen eigentlich nichts, außer dass unser Wasser seit Monaten nach Chlor riecht und schmeckt.“ Schumann wünscht sich eine bessere Informationspolitik. Außer den Lautsprecherdurchsagen an den beiden Wochenenden hätten die Bürger keine Informationen von der WVV bekommen. „Auch in den letzten Wochen, in denen das Wasser durchgehend gechlort wurde, kam kein Brief oder ähnliches“, sagt Schumann mit frustriertem Unterton.

    Die WVV argumentiert hier damit, dass die Chlorung „grundsätzlich eine durchgehend praktizierte Vorgehensweise der Wasserversorgung sein“ könne. Die WVV-Sprecherin Cornelia Wagner fügt an: „Die WVV informiert über das Internet, dass bei Erfordernis dem Trinkwasser auch Chlor zur Desinfektion zugegeben werden kann und dass im Regelfall das Trinkwasser in Würzburg chlorfrei verteilt wird.“

    Forderung nach Transparenz

    Nicoletta Schumann zeigt auch durchaus Verständnis: „Es ist ja in Ordnung, dass mal etwas schief gehen kann und auch, dass mal gechlort werden muss“, sagt sie. „Aber man müsste dann von sich aus transparenter sein.“ Mittlerweile verbreiten sich in der Nachbarschaft teilweise eigene Mutmaßungen, an welcher Stelle die Keime ins Wasser gelangt sein könnten.

    „Eigentlich verwenden wir nur Leitungswasser“, sagt Schumann, „weil wir der Meinung sind, dass das Leitungswasser am besten kontrolliert wird.“ Und laut dem Würzburger Gesundheitsamt sei Chlor im Trinkwasser gesundheitlich unbedenklich. Schumann hat ihrem dreijährigen Sohn trotzdem abtrainiert, Wasser aus dem Hahn zu trinken. Zu groß ist das Unbehagen, solange noch keine Ursache gefunden ist.

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