Auf des Messers Schneide stand in dieser Woche wieder einmal das Schicksal der Stadt. Und weil große Ereignisse den Chef fordern, war Oberbürgermeister Christian Schuchardt (der Kürze wg. Herr. O.) persönlich ins Weingut am Stein gekommen, um die erste Flasche Sekt für das beliebte Hoffest zu öffnen.
Der Steinwinzer Ludwig Knoll greift dafür gerne auf einen alten Brauch und eine neue Machete zurück, um die Flasche zu köpfen. Angeblich hat dies schon Kaiser Napoleon getan, wenn er wieder mal ein Volk erfolgreich überfallen hatte. Napoleon war übrigens drei Mal zu Gast in Würzburg, das erste Mal, 1806, schlief er in der Residenz, die er als „das schönste Pfarrhaus Europas“ bezeichnete. Allerdings hatte der Kriegstreiber damals noch keinen Blick auf das marode Mozart-Gymnasium geworfen. Wer weiß, gegen wen er sonst mal schnell ein Scharmützel angezettelt hätte.
Nun also sollte der Herr O. den Napoleon machen, doch überließ er die Machete anderen, was Rätselraten in der Runde auslöste. Wollte er sich (noch) nicht zum Imperator aufschwingen? Hatte er Angst, am Ende als Schaumschläger dazustehen? Fehlt ihm die Schlagkraft, die z.B. seine Gegner beim Mozart-Areal gezeigt haben? Traut er sich einfach nicht, Flaschen zu köpfen (ohne hier Bezug auf den Stadtrat oder seine Referenten nehmen zu wollen)? Oder hatte er einfach Bammel davor, sich zu verletzen, wo er sich doch erst beim Bürgerentscheid am Sonntag gehörig geschnitten hatte!? Man weiß es nicht.
Dafür weiß man aber, dass Napoleon bei seinem ersten Besuch aus Aschaffenburg kam, der Herr O. jedoch aus Frankfurt einreiste, und dass Napoleon nach dem katastrophalen Ende seines Russlandfeldzuges und seinem letzten Besuch in Würzburg 1813 vor dem tiefen Sturz und einem Zwangsurlaub in Elba stand, während der Herr O. bei seinem Feldzug für einen wirtschaftlich einträglichen Neubau am Mozart-Areal zwar auch ein Waterloo erlebte, aber deswegen wohl nicht wie der kleine Korse mit einer Verbannung auf eine Insel rechnen muss.
Anzumerken wäre hier letztlich, dass der Herr O. in diesen Tagen nicht nur eine Niederlage hat einstecken müssen, sondern auch einmal viel bejubelten Erfolg hat feiern dürfen. Denn auf Kiliani hat er sich nicht nur selbst, sondern auch das erste Fass Festbier geschlagen, womit er den jubelnden Freibiergesichtern beweisen konnte, dass er durchaus etwas erfolgreich in die Hand zu nehmen weiß. Einen Holzhammer z.B.
Bedauerlicherweise ging in der allgemeinen Feststimmung unter, dass der von Frankfurt her Eingereiste nach erfolgreichem Kampf am Bierfass „O zapft is“ oder „An zapft ist“ verkündet hat. Die Wahrheit liegt wohl wie so oft irgendwo zwischendrin.
Ein paar Tage später ist der Herr O. mit Landrat Nuss und einigen Bürgermeister über den Festplatz spaziert und hat für die Fotografen vor der Geisterbahn posiert, doch glücklicherweise war es schon später am Abend, so dass kleine Kinder nicht erschreckt Reißaus nehmen mussten. Dann sind die Verwaltungsspitzen an die Wurfbude getreten. Auch der Herr O. hat zu den Bällen gegriffen, doch irgendwie war?s mit den alten Dosen wie mit dem noch älteren Gemäuer des Moz: Es bewegte sich nichts.