Was im Norden Deutschlands bereits seit vielen Jahren ein Trend ist, kommt jetzt erstmals in unsere Region. Ab diesem Wochenende ist das erste mietbare Hausboot Würzburgs auf dem Main unterwegs, das in dieser Form in ganz Unterfranken noch einmalig ist. Aigulf Thiele heißt sein Besitzer, der sich mit dem Floß einen Traum erfüllt hat.
„Das gab es hier noch nicht als mietbares Objekt für jedermann. Deshalb war es einfach an der Zeit, das zu machen.“ Einen fünfstelligen Betrag hat der Mediziner in den Kutter gesteckt und ihn eigens für seine Zwecke in Mecklenburg-Vorpommern anfertigen lassen. Ein ähnliches Modell zur Miete, allerdings selbstgebaut, gibt es lediglich noch bei einem Verleiher in Aschaffenburg
Ein Bootsführerschein ist nicht nötig
Auch wenn das Hausboot in seinen Ausmaßen einer kleinen Jacht ähnelt, kann es durch seinen 15 PS starken Motor noch ohne einen Bootsführerschein gelenkt werden. Verankert ist das in einer 2012 in Kraft getretenen Sportbootführerscheinreform, die im See- und Binnenbereich Sportboote mit einer Motorisierung von bis zu 15 PS führerscheinfrei steuern lässt.
Dafür muss der Bootsführer mindestens 16 Jahre alt sein und darf nicht auf dem Rhein oder dem Bodensee unterwegs sein. In diesen Gewässern gilt nach wie vor eine Grenze von 5 PS.

Immer mehr Boote aus dem Freizeitbereich sind auf dem Main unterwegs
Die gelockerte 15 PS-Regelung bewertet Wolfram Ruppert, der Leiter der Wasserschutzpolizei Würzburg, kritisch. „Ohne Grundwissen würde ich nie auf einem Kanal unterwegs sein. Das ist meine Meinung. Die neue Regelung ist für die Wirtschaft schön, kann aber auf dem Wasser zu einem Problem werden.“ Ruppert beobachtet immer mehr Freizeitfahrer auf dem Main. Einen Unfall dadurch habe es aber noch nicht gegeben. „Wenn man aber manche Gruppen in den Grillbooten sieht, wie unsicher die reagieren, dann weiß man eben nicht, was die machen, wenn es mal kritisch wird.“
Ruppert wirbt daher für ausführlichere Einführungen von Seiten der Verleiher, die unbedingt auch eine Fahrpraxis beinhalten sollen. Im Alltag geschehe das aber nicht. Eine Alternative dafür bieten Fahrschulen, die mit Vorbereitungskursen für 15 PS-Boote locken. Das ist laut Einschätzung des Wasserschutzpolizei-Leiters allerdings so kostspielig, dass „man sich dann gleich für einen Bootsführerschein entscheiden könne.“
Wie ist das mit dem Alkohol?
Bis zu 12 Hobby-Kapitäne passen auf das Boot – einer davon trägt die Verantwortung für die Mannschaft. Dazu gehört auch die Unterzeichnung eines Dokuments, das Verhaltensregeln und Haftungserklärungen beinhaltet. Auch Alkohol ist ein wichtiges Thema an Bord. Hier gelten die Vorschriften der Seeschiffahrtstraßen-Ordnung. Demnach darf der Bootsführer während der Fahrt keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen und macht sich ab 0,3 Promille strafbar, wenn er aufgrund einer Alkoholisierung Ausfallerscheinungen zeigt.

Für Aigulf Thiele, der in der Rotkreuzklinik in Würzburg als Arzt arbeitet und derzeit auch noch Zahnmedizin studiert, ist der Verleih ein Hobby. Ein Hobby, das zusätzliches Geld in die Kasse spült. So kostet ein halber Tag auf dem Boot 200 Euro, das Benzin wird zusätzlich kalkuliert und beläuft sich laut Schätzungen des 33-Jährigen auf maximal 20 Liter Verbrauch, was etwa 30 Euro Kosten entspricht. Wer einen ganzen Tag bucht, muss 350 Euro einplanen. Wer Grill, Kühlbox oder Zapfanlage nicht selbst mitbringen möchte, zahlt für sämtliche Extras nochmal zusätzlich. Ein Beispiel: Der Tonnen-Grill beläuft sich auf 20 Euro Kosten und muss selbst gereinigt werden.
Grillboote versus Hausboot
Der Startschuss für das erste mietbare Hausboots erinnert ein wenig an die 2017 in der Region angekommenen Grillboote. Diese sind für zehn Personen ausgelegt und kosten inklusive Fleisch und Getränke 339 Euro für zwei Stunden.
Da Thiele sich regen Zuspruch erhofft, plant er bereits für nächste Saison, noch weitere Hausboote in die Region zu bringen. Dann soll es auch möglich sein, Wochentouren damit zu unternehmen.
