Hört man in Würzburg das Stichwort „Japan“, denkt man schon fast reflexartig an das hiesige Museum, das Philipp Franz von Siebold gewidmet ist. Und das wiederum ist fast untrennbar mit seinem Initiator Wolfgang Klein-Langner verbunden. An diesem Donnerstag feiert der gebürtige Würzburger seinen 75. Geburtstag.
Wie kam der gelernte Bankkaufmann eigentlich zu seiner Japan-Leidenschaft? Neben ersten beruflichen Kontakten nach Fernost war 1970 die Hochzeitsreise mit seiner Frau Waltraud nach Japan der Beginn dieser ungewöhnlichen Geschichte. Auch sein ehemaliger Lehrer und späterer Mitstreiter Werner Dettelbacher bestärkte ihn in diesem Interesse, zumal Philipp Franz von Siebold als Würzburger in Japan großes Ansehen genießt.
Zahlreiche Bürgerreisen
Die erste der vielen von Klein-Langner organisierten Bürgerreisen führte 1979 nach Otsu und begründete Würzburgs Partnerschaft mit dieser Stadt. 1985 konstituierte sich in Würzburg die Siebold-Gesellschaft, deren Vorsitz der japanbegeisterte Bankkaufmann übernahm.
Zehn Jahre später, 1995, wurde der lang gehegte Plan, dem 1989 in Nagasaki eingeweihten Siebold-Museum ein Würzburger Pendant zu geben, dank Klein-Langners Beharrlichkeit wahr. Schritt für Schritt konnte in den Folgejahren die damals recht marode Gründerzeitvilla auf dem Bürgerbräugelände für den Museumsbetrieb saniert und umgebaut werden.
Neben zahlreichen Mitstreitern war es vor allem ein „Familienunternehmen“, das das Projekt vorantrieb: Mit Verständnis und Geduld begleitete Ehefrau Waltraud die Pläne ihres umtriebigen Gatten, während der heute 95-jährige Schwiegervater Max Albert noch bis vor wenigen Jahren täglich an der Museumskasse saß. Nach der Pensionierung Klein-Langners 2001 ging es mit doppelter Kraft voran.
Die Bilanz ist beeindruckend: Jährlich vier bis fünf Ausstellungen, dazu Konzerte, Lesungen, Sonderführungen für japanische Gäste, Empfänge, Bürgerreisen, Kongresse und Kurse. Viele, auch finanzielle, Durststrecken waren nur dank des unerschütterlichen Optimismus des Vorsitzenden durchzustehen.
Gespeicherte Informationen
Was ihm dabei stets geholfen hat, ist zweifellos die imaginäre „Siebold-Brille“: Dank der in den vergangenen viereinhalb Jahrzehnten aufmerksam aufgesogenen und gespeicherten Informationen fällt es dem Japan-Fan nicht schwer, auch aus den scheinbar abwegigsten Stichworten einen Bezug zu Philipp Franz von Siebold herzustellen.
Wolfgang Klein-Langner ist sozusagen ein wandelndes Siebold-Lexikon mit einer Unzahl sorgsam gepflegter Verbindungen nach Japan und innerhalb der deutsch-japanischen Gesellschaften.
Nur ein übellauniger Kritikaster wird gelegentlich die rosa Ränder dieser Brille bemerken, die deren Träger Siebolds Wirken allzu sehr als Heiligenlegende erscheinen lassen. Zaghaft geäußerte Zweifel werden jovial übergangen, um den eventuell verrutschten Heiligenschein diskret wieder zurechtzurücken.
Faszinierend ist auch zu erleben, wie es dem kontaktfreudigen Ehepaar trotz nur rudimentärer Japanischkenntnisse gelingt, sich und seine japanischen Gäste in Japan oder bei Würzburg-Besuchen glänzend zu unterhalten. Denn nur so lässt sich die Bürgerfreundschaft zu den japanischen Partnern mit Leben erfüllen.
Da ist es schon fast müßig zu bemerken, dass dieses Engagement von deutscher wie auch japanischer Seite immer wieder honoriert wurde: Hier seien nur das Bundesverdienstkreuz (1995), das Silberne Stadtsiegel (2009) und der japanische Orden der aufgehenden Sonne (2010) erwähnt, die Klein-Langner im Lauf der Jahre verliehen wurden.
Obwohl ihn gesundheitliche Probleme zeitweilig zwangen, etwas kürzer zu treten, ist Wolfgang Klein-Langner auch nach Abgabe des Vorsitzes aktiv. Das zeigt nicht zuletzt die von ihm konzipierte Dokumentation über den Beginn des Ersten Weltkriegs in Japan, die derzeit im Siebold-Museum gezeigt wird. Wer dabei von den profunden Kenntnissen des Kurators profitieren möchte, sollte eine Führung vereinbaren.
Siebold-Museum: Tel. (09 31) 41 35 41, Fax (09 31) 6 19 22 40, E-Mail: sieboldgesellschaft@web.de. Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 14.30 - 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung, montags geschlossen. Eintritt 4 Euro. ermäßigt (Schüler, Studenten, Rentner, Behinderte) 3 Euro.