Zwölf gute Gründe, sich einen Schrebergarten zu halten, hat derLandesverband Bayerischer Kleingärtner e.V. auf seiner Homepage aufgezählt: Kleingärten verbinden Menschen oder Urlaub im Kleingarten sind nur zwei dieser zwölf durchaus spannenden Argumente für die Anschaffung eines Kleingartens. Dass dieses eingezäunte Stück Natur in der urbanen Hektik in Deutschland durchaus bedeutend ist, zeigt sich allein darin, dass es in Deutschland ein Bundeskleingartengesetz gibt. Dort wird der Betrieb und die Nutzung der pachtbaren Grundstücke geregelt. Hier deutet sich aber auch schon der Ruf der Schrebergärtner an. Als spießig und kleinkariert gelten sie.
Dass Klischees nicht die ganze Wahrheit darstellen und nicht jeder Kleingärtner sein Stück Rasen mit Lupe und Pinzette pflegt, zeigt sich am Beispiel von Hilmar Lipp. Der Würzburger ist schon seit 1988 Vorsitzender des Stadtverbands der Würzburger Kleingärtner e.V. Insgesamt 835 Gärten verwaltet er in seinem Verein, verteilt auf 14 der 21 Kleingartenanlagen im Stadtgebiet. Sozusagen der König der Schrebergärtner.
Saisonale und regionale Bebauung ist wichtig
Sein Rasen sieht aktuell eher ungepflegt aus. "Ich habe ihn vertikutiert, aber nach dem trockenen Sommer letztes Jahr bedarf es erstmal wieder viel Arbeit", erklärt Lipp. Neben der Rasenpflege stehen zu Saisonbeginn noch andere Aufgaben auf dem Programm. Den Apfelbaum hat er schon geschnitten, die Himbeeren auch. Im Frühjahr pflanzt er vor allem Zwiebeln, Erdbeeren, Zucchini und Tomaten. "Saisonale und regionale Bebauung ist mir wichtig", erklärt der passionierte Kleingärtner, der schon seit 1982 in der Kleingartenanlage auf der Sieboldshöhe ist.
Weil er eigenes gesundes Obst und Gemüse anbauen wollte, hat er sich damals für den Kleingarten entschieden, "als Ersatz zum normalen Garten". Schon seine Schwiegereltern hatten eine Parzelle."Die Nutzung ist der Hauptaspekt, nicht die Erholung", so Lipp. Deshalb steht auch in der Satzung des Vereins, dass ein Drittel der Gartenfläche kleingärtnerisch genutzt werden muss. "Verfolgen müssen wir das aber eigentlich nicht, denn alle Mitglieder wollen den Garten so nutzen", berichtet er. "Es ist für viele ein gemeinsames Hobby. Wir haben viele Familien in unseren Gärten, aber auch alte Leute oder Menschen mit Migrationshintergrund."
"Und gegossen wird sowieso nur, was auch geerntet wird."
Hilmar Lipp, Vorsitzender des Stadtverbands der Würzburger Kleingärtner
Beruflich ist Lipp als Verwaltungsleiter im Berufsbildungswerk Don Bosco tätig. Die Zeit im Garten ist für ihn der perfekte Ausgleich zum Bürojob. Während der Gartensaison ist er drei- bis viermal in der Woche auf seinem knapp 300 Quadratmeter großen Grundstück. Dafür zahlt er im Jahr 72 Euro Miete. Dazu kommen ein Vereinsbeitrag von 49 Euro pro Jahr und Wasserkosten. "Die meisten Mieter sammeln jedoch Regenwasser. Und gegossen wird sowieso nur, was auch geerntet wird", beschreibt Lipp. Strom gibt es auf den Grundstücken nicht, aber einen Grill dürfe sich natürlich jeder Nutzer aufstellen.
Das klingt für viele nach einem verlockenden Hobby mit gesundem Ertrag. Aber Lipp warnt: "Junge Leute kriegen es manchmal zeitlich nicht hin." Denn 300 Quadratmeter Garten bedeuten eine Menge Arbeit. Trotzdem empfiehlt er Interessenten, es einfach mal ein Jahr auszuprobieren. Beim Stadtverband der Würzburger Kleingärtner e.V. gibt es eine Warteliste, die aber aktuell nicht all zu lang ist.
Anmelden kann man sich über das Antragsformular unter www.kleingarten-wuerzburg.de oder,falls man sich für eine der sieben städtischen Anlagen interessiert, direkt im Gartenamt bei Herrn Röder, Tel. 0931/2992312.