Das Metzgerhandwerk leidet seit Jahren unter Imageverlust und Nachwuchsmangel. Viele kleine Betriebe haben in den letzten Jahren auch in Würzburg aufgegeben. Nun haben zwölf junge Frauen aus diesem Berufsfeld eine Initiative gegründet, um Vorurteilen zu begegnen und junge Leute wieder für den Beruf zu begeistern.
„Wir sind anders“, heißt ihr Programm, das vom Deutschen Fleischerverband unterstützt wird und seinen ersten Niederschlag in einem Jahreskalender findet. Die zwölf jungen Frauen selbst haben sich für die Monatsbilder dem Fotografen zur Verfügung gestellt und sie zeigen das, was ihr Handwerk auszeichnet: frisches Fleisch und zarte Haut.
„Viele sehen uns nur, wie wir mit dem Beil das Schwein erschlagen.“
Horst Schömig, Obermeister der Metzger-Innung
Die jungen Frauen sind allesamt mit dem Fleischerhandwerk beruflich verbunden: Es sind Metzgermeisterinnen, Fachverkäuferinnen, Köchinnen, Ernährungsberaterinnen, Betriebswirtinnen oder Verkaufsleiterinnen.
Mitbegründet hat die Bewegung die frühere Weißwurstkönigin Stefanie Forster aus Münchsteinach, die als Betriebswirtin den Catering-Service im Familienbetrieb leitet und dabei vorlebt, wie vielfältig und abwechslungsreich das Metzgerhandwerk sein kann. Mit dabei ist auch ihre Nachfolgerin als Weißwurstkönigin Christin Herrmann, die Betriebswirtin und Verkaufsleiterin im elterlichen Betrieb in Schlüsselfeld ist. Sie ziert im Kalender den Oktober. Für sie geht es mit der Initiative „Wir sind anders“ darum, ein Stück Kultur zu bewahren, und das möchte sie persönlich erreichen, indem sie mit stetigem Einsatz und durch Motivation der Mitarbeiter den 150 Jahre alten Familienbetrieb in Schlüsselfeld erhält.
Mit charmanten Auftritten hat sich Christin Herrmann auch in Würzburg einen Namen gemacht hat. Hier bekommt sie Unterstützung von ihrer Nachfolgerin, der amtierenden Weißwurstkönigin Luisa I. aus dem Familienbetrieb Schömig in Lengfeld. Luisa Schömig, die in einem Hotel in München arbeitet, findet die Initiative einfach bewundernswert und möchte dafür auch Unterstützer im Raum Würzburg gewinnen. Zwar ist der erste Kalender mit zwölf hübschen jungen Frauen belegt, die Initiative „Wir sind anders“ steht aber allen Interessenten offen.
Wer aktives Mitglied werden möchte, findet ein Anmeldeformular auf der Internetseite fh-wirsindanders.com. Willkommen sind auch fördernde Mitglieder, die dort ebenfalls ein Anmeldeformular finden. Unterstützen kann jeder die Initiative der zwölf jungen Frauen durch den Kauf eines Kalenders, der über die Internetseite bestellt werden kann.
Horst Schömig, Chef der Würzburger Metzgerei Herrmann Schömig und Obermeister der Metzger-Innung Würzburg Stadt und Land, findet die Initiative der jungen Frauen hilfreich, auch wenn er scherzend anmerkt, „wir Metzger haben mehr Frischfleisch anzubieten als der Kalender, und das täglich“. Das Metzgerhandwerk sei keineswegs so veraltet, wie mancher glaubt. „Die Initiative der jungen Frauen fördert unser Handwerk, weil wir so als Metzger etwas anders gesehen werden. Viele sehen uns nur, wie wir mit dem Beil das Schwein erschlagen. Schön, dass es junge Menschen gibt, die zeigen, dass wir kein so verstaubtes Handwerk sind. Wir müssen modern sein und unsere Produkte nach den neuen Trends herstellen, und das machen die handwerklichen Metzger auch, aber in den Köpfen der Menschen ist das nicht so drin“, sagt Schömig.
Ein großes Problem ist für Schömig der Nachwuchs. „Das ist eigentlich eine Katastrophe. Diejenigen, die aus der Hauptschule kommen oder uns vom Arbeitsamt vermittelt werden, kann man meist in der Pfeife rauchen“, sagt der Obermeister. Die Qualifikation ist oft nicht da, sich Warennummern und Fleischsorten zu merken und die Ware handwerklich geschickt zu verarbeiten. „Das Metzgerhandwerk ist schon ein Beruf mit Anspruch, den nicht nur wir, sondern auch unsere Kunden stellen. Wenn einer mit einer entsprechender Qualifikation komme, wird er sofort genommen“, sagt Schömig. Zwar hat sich die Zahl der Lehrlinge im Ausbildungsbereich Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen in diesem Jahr auf 18 verdoppelt, doch noch einmal so viele Azubis wären wünschenswert, dann wären alle zufrieden, so der Innungsobermeister.