"Es gibt für alles eine Zeit." So ist es schon in der Bibel zu lesen. Für die evangelische Kirche in Simmershofen war es Zeit, Abschied zu nehmen. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Kirche verabschiedeten sich am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Michael von ihrem Pfarrerehepaar Markus und Lilli Göring. Teils sehr emotional fielen die Abschiedsworte aus, waren doch die Pfarrersleute in den zur Pfarrei gehörenden Gemeinden Simmershofen, Adelhofen, Auernhofen und Equarhofen sehr beliebt.
Die Familie Göring hatte im Sommer 2014 die damals vakante Pfarrstelle in Simmershofen übernommen und sich die Stelle geteilt. Von der Halbinsel Krim waren sie damals nach Simmershofen gekommen. Die inzwischen auf sechs Personen angewachsene Pfarrersfamilie wird in den nächsten Tagen Simmershofen in Richtung Leipheim verlassen.
Rund 700 Gottesdienste haben wir gemeinsam gefeiert, listete Markus Göring zu Beginn des Gottesdienstes auf, Ehefrau Lilli habe mehr als 300 Andachten und Choräle ins Internet gestellt. "Wir haben tolle Feste zusammengefeiert", so der scheidende Pfarrer. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm der Festgottesdienst anlässlich des Reformationsjubiläums und die 900-Jahr-Feier des Ortsteils Auernhofen.
Gemeinden sehr lebendig
Mit Bedauern stellte er fest, dass viele Menschen in seinem Alter nicht mehr in die Kirche kommen, doch seien die Gemeinden in Simmershofen sehr lebendig. Das Wort Gottes sei lebendig und kräftig und wirke weiter, auch wenn die Pfarrer die Gemeinde nun verlassen.
Stellvertretender Dekan Johannes Keller entband Markus und Lilli Göring von ihren Aufgaben in der Pfarrei Simmershofen. Ein kleiner Abschnitt gehe damit zu Ende, und das Schiff der Gemeinde sei künftig ohne Steuermann und ohne Steuerfrau. Es sei schön und gut für die Gemeinde gewesen, dass im Pfarrhaus immer jemand ans Telefon gegangen sei, dass immer jemand ansprechbar gewesen sei. "Ganz viel habt ihr geschafft."
Eine Zeit gehe zu Ende, aber Pfarrer seien nun mal auch ein fahrendes Volk, das versinnbildliche auch das Wohnmobil der Pfarrersfamilie. Nun sei es an der Zeit, weiter zu ziehen und anderen Menschen zu sagen, was sie noch nicht gehört haben. Wenn das Pfarrhaus nun wieder leer werde, brauche es den Zusammenhalt, das sei auch eine Chance für die Kirche vor Ort.
Andachten im Internet
Viel Lob erfuhren die jungen Pfarrersleute für die neuen Wege, die sie gerade in Zeiten der Pandemie gegangen waren. Die Andachten von Lilli Göring im Internet, die Worte zum Morgen auf YouTube, die Choräle im Internet hätten auch Menschen erreicht, die üblicherweise nicht den Gottesdienst besuchen.
Amtsträger aus Politik und Kirche nahmen Abschied von der Familie Göring. Den Anfang machte Landtagsabgeordneter Hans Herold. Er hob hervor, dass es den beiden gelungen sei, die Sprache der Bibel in eine moderne Sprache zu übersetzen. Dankesworte sprach auch Landrat Helmut Weiß. Der Simmershöfer Bürgermeister Florian Hirsch lobte die kurzen Wege zwischen Rathaus und Pfarrhaus, die sich nicht nur an der Straße gegenüberliegen. Auch die Absprachen zwischen Kirche und Gemeinde konnten stets die Interessen beider Seiten berücksichtigen. Ferner haben die Pfarrersleute Göring in Auernhofen gezeigt, dass auch ein kirchlicher Kindergarten kostendeckend geführt werden könne.
Abschiedsworte und gute Wünsche für die künftige Tätigkeit gab es von der Landessynode wie von der Dekanatssynode, Carola Marker, Dekanatsrat Uffenheim. Für die Grundschule Lipprichhausen verabschiedeten Schulleiterin Andrea Zander und Religionslehrerin Ivonne Kleinschroth Lilli Göring aus dem Lehrerkollegium. Sie habe mit ihrer offenen Art nicht nur die Herzen der Kinder gewonnen, sondern werde auch unter den Kollegen schon jetzt schmerzlich vermisst: "Bleibt so, wie ihr seid!" gab sie als Empfehlung mit.
Als letztes verabschiedete sich Heinz Krämer, der Leiter des Posaunenchores Simmershofen, vom Pfarrerehepaar. "Zwei Stühle in unserem Kreis werden leer sein," bedauerte er. Markus Göring an der Posaune und Lilli Göring, die eigens das Trompetenspielen erlernt habe, werden dem Chor fehlen. Zum Abschied überreichte er einen Korb in Form eines Schiffes, gefüllt mit Spezialitäten aus den Gemeinden, damit der Abschied nicht gar so schwer falle.