(aj) Bundesweit in den Kinos läuft läuft seit Weihnachten der Film „Albert Schweitzer – ein Leben für Afrika“. Gerade bei Filmen mit historischem Hintergrund fragen sich viele Besucher: Was ist wirklich dran an dieser Geschichte? Im Cinemaxx-Kino im Alten Hafen beantwortet diese Frage am kommenden Sonntag, 24. Januar, ein Zeitzeuge: Der niederländische Arzt Ary van Wijnen war Mitarbeiter der in Würzburg ansässigen Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) und hat noch mit Albert Schweitzer zusammengearbeitet.
Die Sondermatinée – eine Woche vor dem Welt-Lepra-Tag am 31. Januar – beginnt um 11 Uhr. Nach dem Film erzählt der heute in Lauda-Königshofen lebende van Wijnen (73) über seine Zeit mit Albert Schweitzer in Lambaréné im westafrikanischen Gabun, wo er 1963 angekommen war und den Friedensnobelpreisträger kennengelernt hatte.
Später, nach dessen Tod, hat der Niederländer als medizinischer Direktor die berühmte, 1913 gegründete Urwald-Klinik sogar geleitet, bevor er medizinischer Berater der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) wurde. Van Wijnen hat den berühmten Mediziner seit frühester Jugend bewundert. In der Familie van Wijnen – der Vater war Pfarrer in Groningen – war Schweitzer oft ein Thema, besonders dessen Philosophie „Ehrfurcht vor dem Leben“.
„Diese Philosophie wird in dem Film sehr gut erklärt“, sagt van Wijnen. „Dadurch bekommen die Entscheidungen von Albert Schweitzer einen Sinn – die Taten, für die er gelobt wurde, genau so wie diejenigen, für die er oft scharf kritisiert wurde.“ Der Film bekommt von dem Zeitzeugen sehr gute Noten: „Ich habe schon viele Filme über Albert Schweitzer gesehen, aber so realistisch wie dieser war noch keiner zuvor. Und trotzdem ist es ein spannender und unterhaltsamer Film!“
„Den CIA-Agenten gab es nicht“
Abstriche macht van Wijnen bei der Person des CIA-Agenten, der in dem Film eine zentrale Rolle spielt: „Den hat es so nicht gegeben, aber das verleiht dem Film natürlich eine größere Spannung. Allerdings haben wir oft befürchtet, dass Schweitzer sehr mächtige Feinde hatte, seit er sich für eine atomare Abrüstung engagiert hat.“
Albert Schweitzer, 1875 in Kaysersberg im Elsass geboren, war evangelischer Theologe, Organist, Musikforscher, Philosoph und Arzt. Ary von Wijnen beschreibt ihn als „ruhigen Menschen mit einem Sinn für trockenen Humor“. 1965 starb Schweitzer in Lambaréné im Alter von 90 Jahren. Er wurde neben seiner Frau auf dem dortigen Friedhof begraben. Drei Monate tanzten Afrikaner Totentänze, um den Menschen im Jenseits zu zeigen, was für ein bedeutender Mann zu ihnen kommt. Totentänze dauerten sonst kaum eine Woche.
Ary van Wijnen ist der Entwicklungshilfe und dem DAHW treu geblieben. Mindestens eine halbe Million Menschen leide noch an Lepra. Sie müssten versorgt werden genauso wie die Menschen, die Folgeerscheinungen von Lepra haben. „Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe ist eine der wenigen Organisationen, die sich darum bemüht.“