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GÜNTERSLEBEN: Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte

GÜNTERSLEBEN

Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte

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    Das Foto zeigt die Arbeitskreisteilnehmer und die Zeitzeugen, an Hand deren Fluchtgeschichten die Thematik dargestellt wurde. Die beiden Damen mit den Blumensträußen sind die Außenstellenleiterinnen der Günterslebener Volkshochschule Erne Odoj und Maria Lorson.
    Das Foto zeigt die Arbeitskreisteilnehmer und die Zeitzeugen, an Hand deren Fluchtgeschichten die Thematik dargestellt wurde. Die beiden Damen mit den Blumensträußen sind die Außenstellenleiterinnen der Günterslebener Volkshochschule Erne Odoj und Maria Lorson. Foto: Foto: Thomas Lorson

    Der Volkshochschul-Arbeitskreis „Güntersleben, Geschichten und Geschichte“ besteht seit 33 Jahren unter der Leitung von Erne Odoj. Alle drei bis vier Jahre tritt sie mit einer Ausstellung an die Öffentlichkeit, heißt es in einer Pressemitteilung. Seit 2013 wird diese von einer Broschüre begleitet, die die Thematik der Exponate vertieft und erklärt. Nun hieß das Thema „Verlorene Heimat – Gefundenes Zuhause?“ und drehte sich um die Flüchtlinge, Vertriebenen und Ausgewiesenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland und insbesondere nach Güntersleben gekommen waren. Das Fragezeichen sollte ausdrücken, dass man aus dem Titel nicht automatisch eine Konsequenz ziehen darf.

    Viele Interessierte waren in die Festhalle gekommen, die das sonst übliche, aber im Augenblick in Renovierung befindliche Rathaus ersetzte. Unter den Besuchern waren auch die Zeitzeugen, deren Fluchtgeschichten auf den Stellwänden zu lesen waren. Sie standen im Mittelpunkt dieses Projektes, das veranschaulichen wollte, wie viele Menschen in der Zeit im und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen und woanders eine Unterkunft suchen mussten.

    Auch damals war das, wie Erne Odoj in ihrer Rede ausführte, mit Schwierigkeiten, Ablehnung, Verweigerung und Verletzungen verbunden. Gemeinsam sei den Ankömmlingen und den Ansässigen nur die Armut und die Verlusterfahrungen durch den Krieg gewesen. Und dennoch sei aus dieser Mischung eine Dorfgemeinschaft gewachsen, die sich auszeichnet durch ihren Gemeinsinn, ihre Vielfalt und Offenheit.

    Exemplarisch versuchte Odoj den abstrakten Begriff der Heimat von seinem konkreten Sinngehalt zu trennen. Sicher hätten die Vertriebenen und Geflüchteten ihr Heimatland verloren, die meisten aber hätten auf die Frage: „Und was würden Sie sagen ist Ihre Heimat?“ mit ihrem Geburtsort oder -land geantwortet, obwohl sie sich in Güntersleben wohlfühlten und hier ein neues Zuhause gefunden hätten. Der Arbeitskreis habe im Laufe seines langen Bestehens erfahren, dass sich Geschichte wiederhole und es an uns liege, sie nicht in der schlimmstmöglichen Weise sich wiederholen zu lassen. Deshalb sei es Ziel dieser Gruppe, durch solche Veröffentlichungen möglichst viele Zeitzeugen zu gewinnen, die die Geschichten der Geflohenen, Vertriebenen, Verschleppten und Deportierten weitertrügen. In seiner Rede ging Bürgermeister Ernst Joßberger auf die Thematik der Ausstellung und ihre aktuelle Zeitnähe ein.

    Er betonte die Wichtigkeit der Beschäftigung mit der Vergangenheit, da Gegenwart und Zukunft auf ihr begründet seien. Dies gelte in besonderer Weise auch für die Fluchtgeschichten nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals seien es 600 Personen gewesen, die aus anderen Regionen Deutschlands in Güntersleben untergebracht werden mussten. Heute suchten 122 Flüchtlinge in Güntersleben Asyl. Die beiden Außenstellenleiterinnen, Dr. Maria Lorson und Erne Odoj freuten sich über die Anerkennung und die Blumensträuße, die Bürgermeister Joßberger überreichte.

    Musikalisch begleitet wurde die Vernissage von eine Saxophongruppe des Günterslebener Musikvereins, die passend zum Thema die Musikstücke aus der Nachkriegszeit spielte, die damals als „Sound der Freiheit“ bezeichnet wurden, da sie im Dritten Reich als entartete Musik verboten waren.

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