Die Gemeinderatssitzung in Zell fiel etwas aus dem Rahmen, da sie beinahe nicht stattgefunden hätte. Denn der Gemeinderat war nur knapp beschlussfähig – mit zeitweise nicht mehr als acht anwesenden Ratsmitgliedern neben dem Ersten Bürgermeister. Woran lag es, dass von 16 Gemeinderatsmitgliedern an diesem Abend so viele nicht anwesend waren? An den Temperaturen über 30 Grad, die selbst zu Sitzungsbeginn noch im Freien herrschten? Hatte das erste Halbfinale der Fußball-EM vielleicht eine Teilschuld?
Natürlich kommt es immer wieder einmal vor, dass an einem einzelnen Tag besonders viele Mitglieder erkranken oder anderweitig verhindert sind. Dem fleißigen Beobachter fällt jedoch auf, dass manche Gesichter öfters zu sehen sind als andere.
Wer für seine Kommune im Gemeinderat tätig ist, macht das sicherlich nicht wegen des Geldes. Zwar gibt es eine finanzielle Entschädigung, doch in der Regel handelt es sich hier um eine ehrenamtliche Tätigkeit.
Gemeinderäte erfüllen eine wichtige Funktion: Sie stehen repräsentativ für die Bürger, von denen sie gewählt wurden, und bringen deren Interessen ins politische System ein. Vor diesem Hintergrund ist es schade für die Demokratie, wenn Mitglieder häufig unentschuldigt fehlen.
Gemeinderat splittet Änderungsantrag
Die Gemeinderatssitzung dauerte nur 40 Minuten, denn es waren lediglich 7 Tagesordnungspunkte zu besprechen. Am meisten diskutierte das Gremium beim Änderungsantrag zu einem genehmigten Verfahren im Rahmen des Neubaus eines Mehrfamilienhauses in der Scheckertstraße 2.
Auch wenn das Landratsamt diesen als genehmigungsfähig einstufte, hatte der Gemeinderat einige Bedenken. So zum Beispiel merkte der Erste Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte – Freie Wähler) an, dass die Verwaltung den Änderungsantrag kritisch sehe, da viele Punkte darin bereits früher diskutiert wurden.
Wer baut, muss dafür Sorge tragen, dass sich das eigene Gebäude in die nachbarschaftlichen Bebauungen einfügt. Im vorliegenden Falle wurde jedoch beantragt, die Attika auf weitere 40 Zentimeter zu erhöhen. Dadurch würde der Bau des Antragstellers etwa 1,9 Meter über der Bebauung der Umgebung hinausragen.
Angesichts bereits erfolgter Vorbesprechungen stößt dieser Wunsch beim Großteil des Gremiums auf Unverständnis. Thomas Hetterich (CSU / Freie Zeller Bürger) brachte es auf den Punkt, als er sagte: "Wir müssen irgendwo unserer Linie treu sein".
Konsequenterweise stellte daraufhin die Dritte Bürgermeisterin Silvia Schlagmüller (CSU / Freie Zeller Bürger) den Antrag auf Splittung des Änderungsantrags. Dieser wurde sodann in 2 Teile aufgespalten, über welche einzeln abgestimmt wurde: Punkt 1, was die Änderung der Dachgestaltung betrifft, wurde vom Gemeinderat angenommen. Punkt 2, die Erhöhung der Attika, wurde mit 9 Nein-Stimmen abgelehnt.
Was ansonsten noch interessant ist
Im weiteren Verlauf des Abends hat der Zeller Gemeinderat noch einstimmig der Errichtung von 2 E-Ladesäulen zugestimmt. Bürgermeister Kipke versicherte, dass ein Bedarf nach diesen vorhanden sei. Ratsmitglied Andreas Feuerbach (CSU / Freie Zeller Bürger) brachte diesbezüglich den Wunsch hervor, dass sich das Gremium Gedanken über die Beschilderung der Parkdauer mache.
Beim letzten Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" erkundigte sich Ratsmitglied Feuerbach über den Stand der Mäharbeiten in der Marktgemeinde Zell und wies auf den teils hohen Rasen hin. Bürgermeister Kipke räumte daraufhin einen "ganz prekären Personalstand beim Bauhof" ein. Demnach seien zeitweise nur 2 von 6,5 Stellen aktiv besetzt gewesen.