Zell ist mehr als nur ein Vorort von Würzburg. Es ist ein Klosterdorf, Maindorf und Quelldorf sowie ein Markt-, Wein- und Weinhändlerort. So formulierte es die Stadtplanerin Yvonne Slanz in ihrem Sachstandsbericht zum KDK-Prozess bei der letzten Gemeinderatssitzung. KDK bedeutet "Kommunales Denkmalkonzept". Das ist ein Planungsinstrument, um den Umgang mit historisch geprägten Bereichen einer Stadt zu erleichtern.
Zell ist beeindruckend. Sein Gebäudebestand im Altort gehe auf das Jahr 1580 bis etwa 1900 zurück. "Zell ist ein Straßendorf mit mittelalterlich, barock überformter Parzellenstruktur, das sich zum Main hin verdichtet hat", so die Stadtplanerin Slanz vom Büro transform. Doch es gebe auch Brüche in der Baustruktur. Negative Konsequenzen auf das Stadtbild hätten unter anderem Hangbewegungen, die Hochwassergefahr, Leerstände und der verkehrliche Ausbau.
Das unterirdische System der Quellen ist unbekannt
Die Stadtplanerin hat an diesem Abend ihr Ziel erreicht. Ihr Büro erhält einstimmig den Auftrag, einen Erhaltungssatzungsentwurf zu erstellen. Gleichzeitig wird die Zeller Verwaltung beauftragt, in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege die Umsetzung des KDK-Moduls 3 (Angebotsebene) auszuschreiben. Besonders die Kanal- und Wasserstruktur in Zell zu sanieren, gehöre laut Slanz zu den einmaligen Aufgaben in Deutschland.
Die Öffentlichkeit war an diesem Abend sehr rege vertreten. Es waren fast so viele Gäste wie Gemeinderatsmitglieder anwesend – die SPD für eine ganze Stunde sogar gar nicht. Ratsmitglied Dr. Naser (Zeller Mitte – Freie Wähler) begrüßte die KDK-Fortschritte, mahnte allerdings gleichzeitig: "Das ist nicht nur Kosmetik. Wir kennen unser System der intakten laufenden Quellen nicht". Denn in Zell wisse man teils nicht, wo die unterirdischen Wasserläufe herkommen und hinfließen und warum sie stärker und schwächer werden.
Kostenexplosion bei Ausbau und Sanierung des Stahlbergwegs
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die Instandsetzung des Stahlbergwegs durch die Tiefbaufirma Konrad Bau. Diese legte ihr Angebot über notwendige Nachträge vor, welche sich auf knapp 328.000 € belaufen. Der Grund dafür: Die Enge der Straße, die Lage im Hang und die vorherige Bauausführung bedingen eine deutliche Kostensteigerung. Der Gemeinderat genehmigte die Nachträge einstimmig, da sie für die Fertigstellung der Straße unumgänglich sind.
Mit Blick auf die Kostenexplosion in Sachen Stahlbergweg kommentierte Ratsmitglied Naser: "Hätte man im Endeffekt nie bebauen dürfen". Es schloss sich eine Diskussion darüber an, dass es in Zell einige bauliche Angelegenheiten gibt, die bereits viel gekostet haben oder in absehbarer Zeit noch viel Geld kosten werden. Schuld sei die problematische Topografie des Städtchens beispielsweise auch in Bezug auf Starkregen-Ereignisse, so Jessica Hecht (Bündnis 90 / Die Grünen).
Zell erhöht Grundsteuer auf Landesdurchschnitt
Zell hat ein Problem. Die Gemeinde hat langfristig ungeahnte Mehrkosten zu tragen. Und dies vor dem Hintergrund, dass Zell eher eine "finanzschwache Kommune" sei, so der Zweite Bürgermeister Sebastian Rüthlein (SPD / Junge Liste Zell). Passend dazu ging es im nächsten Punkt auf der Tagesordnung um die Festsetzung der Realsteuersätze.
Laut Christian Öder von der Zeller Finanzverwaltung hätten die Bürger in Zell jahrelang eine inflationsfreie Grundsteuer bezahlt, die "unterdurchschnittlich" sei. Daher beschloss der Gemeinderat nun, die Grundsteuer A und B zu erhöhen. Hierzu ein paar Stimmen aus dem Gemeinderat: "Wir haben unglaubliche Kosten, weil Zell ist, wie es ist", so Hecht. Daher sei nun die Zeit gekommen für eine Erhöhung der Steuersätze an den Landesdurchschnitt. Dem pflichtete auch Ratsmitglied Wolfgang Schmitt (Zeller Mitte – Freie Wähler) bei: "Jeder Cent ist wichtig."