Würzburg (PW) Der verheerende Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 war sinnlos und diente keinem strategischen Zweck. Zu diesem Ergebnis kommt das Buch "Untergang in Flammen" des gebürtigen Würzburgers und Wahl-Kanadiers Hermann Knell, das letzte Woche vorgestellt wurde.
"Ich habe dieses Buch geschrieben, damit so etwas nie wieder passiert", sagt der Autor. Der heute 79-jährige Hermann Knell hat als 18-Jähriger die Bombenangriffe auf Würzburg selbst miterlebt und mit seinem Vater nur knapp überlebt. Nach dem Krieg studierte er in Darmstadt und emigrierte dann nach Kanada. Von dort aus baute er als Ingenieur in der ganzen Welt Papierfabriken, bevor er sich ab 1984 als "Ruhestandsprojekt" den jahrelangen Recherchen über "Strategische Bombenangriffe und ihre Folgen im Zweiten Weltkrieg" (so der Untertitel des Buches) widmete.
In Archiven in Kanada, den USA und London hat Knell in mühevoller Kleinarbeit die Fakten für sein Werk zusammengetragen, in dem er ausführlich die Strategien des Bombenkrieges im Ersten und Zweiten Weltkrieg erläutert. Ausgehend von den persönlichen Erlebnissen des Autors stellt das Buch die Bombardierungen Würzburgs in einen größeren Zusammenhang. Es erschien 2003 in Kanada in englischer Sprache und wurde jetzt in Zusammenarbeit mit dem Würzburger Stadtarchiv ins Deutsche übersetzt und überarbeitet.
"Psychologisch möchte man alles vergessen, aber moralisch muss man daran erinnern", sagte Knell bei der Präsentation in den Greising-Häusern. Sein Fazit: "Die Verluste und Zerstörungen durch die Bombenangriffe zwischen 1914 und 1945 sind kein Ruhmesblatt der Geschichte." Eine konkrete Antwort darauf, warum Würzburg noch mit einem Flächenbombardement überzogen wurde, obwohl Deutschland bereits offensichtlich vor dem Zusammenbruch stand, habe er bei seinen Nachforschungen nie erhalten, so Knell. Die alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine Eigendynamik entwickelt, die nicht mehr aufzuhalten war: "Ohne Rücksicht auf den taktischen oder strategischen Wert, ohne Interesse für das nutzlose Leiden und die Zerstörungen, die sie verursachten", heißt es in Knells Buch.
Würzburg sei damals auch kein "Ziel erster Ordnung", sondern immer nur "Zweitziel" der englischen und amerikanischen Bomberverbände gewesen. In einigen Fällen seien die Bomben zu früh oder zu spät abgeworfen worden, zum Beispiel bei einem Angriff auf die Leistenstraße im Jahr 1944, bei dem 41 Menschen ums Leben kamen. Eigentlich sollten die Bomben die Löwenbrücke treffen, fand Knell heraus.
Als "wichtiges Werk", bezeichnete Bürgermeister Dr. Adolf Bauer das Buch. Knell habe damit einen Beitrag zur Klärung der Hintergründe einer der wichtigsten Daten der Stadtgeschichte geleistet.
"Untergang in Flammen" (340 Sei- ten, 14,90 Euro), Band 12 in der Reihe "Veröffentlichungen des Stadtarchivs", Verlag Ferdinand Schöningh