Dies bedeute eine „deutliche Qualitätssteigerung für die Patienten“, stellt Krankenhausleiter Wolfgang Popp fest.
Zuvor war der Einrichtung bereits von Experten ein anerkanntes Qualitätsmanagementsystem bescheinigt worden. „Sie haben uns zwei Tage auf Herz und Nieren geprüft“, sagt Prof. Dr. Ekkehard Schippers „bis hin zum TÜV-Stempel auf der Kaffeekanne“. Der Chirurg für Allgemein- und Viszeralchirurgie leitet das Darmzentrum gemeinsam mit dem Gastroenterologen Prof. Dr. Wolfgang Scheppach. Dabei ist die Zusammenarbeit von Internist und Operateur nur Teil eines Netzwerkes bei der Diagnostik und Therapie des Dickdarmkrebses, an dem jedes Jahr etwa 71 000 Menschen in Deutschland erkranken, Frauen fast genauso häufig wie Männer. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt inzwischen bei 60 Prozent.
Kernstück („Herz des Darmzentrums“) ist das am Juliusspital schon im Sommer 2007 eingerichtete interdisziplinäre Tumorboard: Dem Expertenteam aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten, das sich einmal wöchentlich trifft (Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen), werden die einzelnen Krankengeschichten und die Befunde vorgestellt. Und aus der Zusammenschau wird dann nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen das weitere Vorgehen und ein individuelles Behandlungskonzept für den Patienten erstellt.
Zudem sind niedergelassene Ärzte, Schmerztherapeuten und eine Psychoonkologin neben anderen in diese Arbeit eingebunden. Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medizinische Genetik.
Als „ganz wichtig“ bezeichnet Schippers bei der Vorstellung des Darmzentrums die externen Kooperationspartner wie Hausärzte, niedergelassene Internisten oder Gastroenterologen. Auch „die Palliativstation hat auf dem Weg zur Zertifizierung geholfen“. Sehr viel Arbeit habe im Vorfeld die elektronische Tumordokumentation gemacht, in der der Verlauf der Erkrankung festgehalten wird. Der Patient bleibt nebenbei „lebenslang Patient des Darmzentrums. Wir sind verpflichtet, uns darum zu kümmern.“
In puncto Zertifizierung wies Krankenhausleiter Popp darauf hin, dass diese „ein laufender Prozess“ sei. Die erste Überprüfung stehe bereits im Herbst an.
Beklagt wurden von den Medizinern die „Defizite“ bei der Vorsorge-Koloskopie: Nur 8,8 Prozent der Männer und 10,2 Prozent der Frauen würden die Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die von den gesetzlichen Krankenkassen ab dem 55. Lebensjahr angeboten wird. Eine Ursache für das häufige Auftreten von Dickdarmkrebs in westlichen Industriestaaten ist Wolfgang Scheppach zufolge die Ernährungsweise. In afrikanischen Ländern würden keine Koloskopie-Geräte benötigt.