Eine Streberzicke ist sie nicht. Anna Gumpert ist ein ganz normales Mädchen. "Ich bin eher faul", charakterisiert sie sich selbst. Vater Edmund Gumpert widerspricht spontan. Er beschreibt seine Tochter als zielstrebig. Das ist sie wohl auch, denn anders kann man sich ihren Notendurchschnitt von der Grundschule angefangen bis heute nicht erklären: Der liegt bei 1,1 bis 1,2.
Dabei ist sie in ihrer Kindheit nicht besonders aufgefallen. Und in der Grundschule wurde sie nicht besonders gefördert. Anna Gumpert erinnert sich: "Ich bin mit fünf Jahren eingeschult worden und hatte keine Probleme." Und ihr Vater betont, dass "sie lediglich Spaß am Lernen und eine unbeschadete Kindheit haben sollte". Eine Klasse für Hochbegabte wäre für die Eltern deshalb nie in Frage gekommen.
Spaß am Lernen hat Anna offensichtlich, im Gegensatz zu ihren zwei jüngeren Brüdern, die mit wenig Aufwand ans Ziel kommen wollen. Hat Anna sich erst mal an einer Sache "festgebissen", dann lässt sie nicht mehr locker. Und das gilt für die Fächer Mathematik, Geschichte, Englisch, Latein und Französisch ebenso wie für Musik. Wobei Mathe und Latein nicht nur ihre Lieblingsfächer sind, sondern auch ihre besten.
Und dann erfüllt sie doch ein Klischee: Sie mag Sport nicht. Weshalb ihre Note vermutlich auch "nur" zwischen zwei und drei liegt. Was Anna nicht stört. "Es gibt so einiges, das ich nicht verstehe und zu dem ich keinen Bezug habe. Biologie gehört auch dazu", gibt sie unumwunden zu. Noch mehr allerdings steht sie mit Computern auf Kriegsfuß, denn "alles, was mit Technik zu tun hat und abstürzen kann, macht mich aggressiv". Ungeduld und andere Emotionen lässt sie aber meistens nur an ihrer Familie aus, sagt sie selbst.
Die 17-Jährige steht nicht gern im Mittelpunkt. Das zeigt sich auch, als sie vom Ferienseminar erzählt, zu dem sie von Petra Brillinger, Oberstudienrätin des St.-Ursula-Gymnasiums in Würzburg, vorgeschlagen wurde: "Bei der Begrüßung wurden wir als Elite herausgestellt. Dabei fühlt sich keiner von uns so", berichtet sie von ihren Eindrücken, als sie gemeinsam mit den 31 anderen Teilnehmern aus Franken und der Oberpfalz in Pegnitz willkommen geheißen wurde. Ministerialrat Michael Weidenhiller hatte sich gewundert: "Ihr seid so viel unkomplizierter, als ich dachte." Was wiederum die 17-Jährige erstaunt hat: "Wie sollen wir denn sein?", fragt sie.
Von ihre Klassenkameraden wird sie nie als Streber gehänselt. Und auch im Ferienlager hat sie sich mit allen Teilnehmern verstanden. Am meisten beeindruckt waren alle vom Programm des Lyrik- und Bänkelsängers Jan Burdinski: "Der hat das verkörpert, wie nur ein Schauspieler es kann", erzählt sie begeistert.
Anna selbst hat mit der Schauspielerei wenig am Hut. Sie würde am liebsten Mathematik und Philosophie studieren. "Aber was fange ich damit an?", fragt sie sich pragmatisch. Also vielleicht doch lieber etwas studieren, was für Firmen praktischen Nutzen hat? Tüftelei scheint Anna auf jeden Fall zu liegen. Und noch bleibt ihr ja auch Zeit für diese Entscheidung.