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VEITSHÖCHHEIM: Zierliche Frau mit riesigem Willen

VEITSHÖCHHEIM

Zierliche Frau mit riesigem Willen

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    Beeindruckend: Gerlinde Kaltenbrunner hat 14 Achttausender im Himalaya bezwungen. Über ihre Erlebnisse und Erfahrungen berichtete sie in den Mainfrankensälen.
    Beeindruckend: Gerlinde Kaltenbrunner hat 14 Achttausender im Himalaya bezwungen. Über ihre Erlebnisse und Erfahrungen berichtete sie in den Mainfrankensälen. Foto: Foto: Gürz

    Was Gerlinde Kaltenbrunner, die erste Frau die alle 14 Achttausender ohne Sauerstoffversorgung bezwang, von Gipfeln, Schicksalsschlägen und Glücksgefühlen zu erzählen hat, zieht die Massen an. „Wenn ich auf einen Berg hinauf kann, bin ich glücklich“, sagt Kaltenbrunner.

    14 Vorträge hält sie allein im März. Auftakt war in den Mainfrankensälen. Dem Veitshöchheimer Rainer Caselmann war es gelungen die Extrembergsteigerin im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Die Welt in Bildern“ in die Halle zu holen.

    Wer die 41-Jährige neben der riesigen Projektionswand stehen sieht kann kaum glauben, welche außergewöhnliche Leistungen die zierliche Person schon seit 18 Jahren vollbringt. Sie wirkt natürlich, sprudelt über vor Energie. Den 850 Besuchern vermittelt die Oberösterreicherin, dass Bergsteigen für sie Lebensinhalt und Berufung, Faszination, Leidenschaft und Fanatismus zugleich ist.

    Mit spannenden Bildern und Videosequenzen lässt sie das Publikum an der Besteigung der beiden höchsten Berge der Welt, dem 8848 Meter hohen Mount Everest im Jahr 2010 und des 8611 Meter hohen K2-Giganten im August letzten Jahres teilhaben.

    Zugleich sind großartige Aufnahmen von Land, Leuten und Bräuchen in Nepal rund um den Himalaya zu bestaunen. Kaltenbrunner: „Wenn die dortigen Bewohner die Zunge rausstrecken, heißt das: Glück wünschen.“ Sie schildert so auch ihre besondere Beziehung zum Kloster Tengpoche und die Eröffnung der von ihr durch Benefiz-Vorträge mitfinanzierten neuen Schule für 750 Kinder im Jahr 2009.

    Auch die überlebenswichtige Zusammenarbeit mit den Meteorologen zu Hause kommt immer wieder zur Sprache. Denn im kleinen Team, mit Minizelt und wenig Gepäck bricht die Bergsteigerin im Alpinstil immer wieder zu den höchsten Bergen des Himalaya auf – ohne fest installierte Hochlager, ohne Hochträger und ohne Sauerstoff.

    Die Anfänge ihrer Leidenschaft spiegeln sich in Bildern aus ihrer Jugend wider. Gemeinsam mit dem Pfarrer ihrer Heimatgemeinde Spital am Pyhrn erstieg Kaltenbrunner ihre ersten namhaften Berge in der Region. Ihren ersten Achttausender bezwang sie 1994 als 23-Jährige. Ihre sichere Stellung als Krankenschwester gab sie 2003 nach der Besteigung des wunderschönen Nanga Parbat auf, von dessen Gipfel aus man 7000 Höhenmeter bis ins Industal hinunter sehen kann. Seither betreibt sie das Bergsteigen professionell, kann von Vorträgen und Sponsoren-Geldern leben. Denn jede Achttausender-Expedition kostet viel Geld für Material und Lizenzen.

    Da bleibt wenig Platz für anderes. Im Sommer 2007 heiratete die Österreicherin denn auch Ralf Dujmovits, den einzigen Deutschen, der alle Achttausender bestiegen hat und der seitdem ihr Bergpartner ist.

    Die Willensstärke Kaltenbrunners zeigte sich am K2, der aufgrund seiner extremen Wetterbedingungen als schwierigster aller Achttausender gilt. Den bezwang sie erst im siebten Versuch. Bei ihrem sechsten Besteigungsversuch im August 2010 starb mit Fredrik Ericksson ein guter Freund von ihr kurz vor dem Gipfel. Gerlinde Kaltenbrunner stand wenige Meter entfernt am Eishang, als der Schwede 1000 Meter in die Tiefe stürzte.

    Das Unglück verarbeiten und neue Kraft schöpfen konnte sie im Oktober 2010, als sie als Kontrastprogramm die Carstensz-Pyramide, den mit 4884 Metern höchsten Berg Ozeaniens bestieg und dabei eine ganz andere Kultur kennen lernte.

    Dann versuchte sie sich wieder am K2. Dreimal hatte sie den Berg von Pakistan aus angegangen. Nach dem tödlichen Absturz hatte sie für die Südseite kein gutes Gefühl mehr und entschied sich nach einjähriger Vorbereitung für den Aufstieg von der Nord-Seite im chinesischen Kirgistan.

    Sie ließ sich auch nicht davon abhalten, dass ihr Mann 2010 am K2 und am Mount Everest und auch 2011 am K2 die Tour abbrach. Gemeinsam mit den beiden Kasachen Wassilij Piwzow und Maksut Schumajew und dem polnischen Filmemacher Darek Zaluski setzte sie die immer wieder aussichtslos erscheinende Besteigung fort.

    Die letzten Schritte dort oben zu gehen, sei einmalig gewesen. Kaltenbrunner: „Es ist ein Moment der Erfüllung und Dankbarkeit, und ich spüre voller Demut, wie klein wir Menschen vor der großen Natur dieser Berge sind.“ Ein Gefühl – eigentlich nicht in Worte zu fassen.

    Im April macht sich Gerlinde Kaltenbrunner wieder auf. Sie will den Nuptse bezwingen, 7861 Meter hoch, ein Berg in direkter Nachbarschaft zum Mount Everest.

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