Stefan Neumann und seine Frau Karin hatten vom 12. bis 20. August einen Urlaub in Sizilien gebucht. Hündin Zina, neun Monate jung, konnte nicht mitfliegen. „Deshalb suchten wir eine Hundepension“, erzählt Neumann im Gespräch mit der Redaktion. In Estenfeld bei Würzburg wurde das Ehepaar fündig. „Wir wiesen die Betreiberin darauf hin, dass Zina eher schüchtern ist, dass sie nur an der Leine spazieren geführt werden darf und dass ihre erste Läufigkeit bevorsteht“, sagt Stefan Neumann.
In Italien schauten sich die Neumanns im Internet-Netzwerk Facebook Videos und Fotos ihrer Zina an, die die Hundepension dort gepostet hatte. Sie zeigten die Hündin, wie sie mit den anderen Hunden im Garten der Pension spielte.
„Ab 15. August erschien nichts mehr von Zina auf Facebook“, sagt Stefan Neumann. Deshalb schrieb er die Pension am Montag, 18. August an. „Als Antwort kam die Nachricht, dass Zina am 17. August abgehauen sei.“ Die Betreiberin der Pension sei zum Essen ausgegangen, Zina und die sieben anderen Pensionshunde seien allein im Garten gewesen.
Von Italien aus aktivierte das Ehepaar Freunde daheim und stellte einen Suchtrupp zusammen. Auch die Betreiberin der Hundepension suchte Zina. Alle Bemühungen blieben erfolglos. Als Zinas Besitzer am Mittwoch, 20. August, in Würzburg eintrafen, gab es keine Spur von der anthrazitfarbenen Hündin, die eine Schulterhöhe von 55 Zentimetern hat und 40 Kilo auf die Waage bringt. Bis heute hat niemand das imposante, auffällige Tier irgendwo gesehen.
Dafür gab es am Montag, 18. August, einen mysteriösen Vorfall: Ein Mann stellte sich in der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt als „Stefan Neumann“ vor, gab dessen Personalien an und meldete seinen Cane Corso als vermisst. Wer dieser Mann war, weiß derzeit noch niemand. Der echte Stefan Neumann war jedenfalls noch in Sizilien.
Die Hundepension hat inzwischen einen „Pettrailer“ auf Zina angesetzt. Der Spezialist reiste mit zwei für die Suche nach verschwundenen Haustieren ausgebildeten Suchhunden an – und stellte laut Stefan Neumann fest, „dass Zina das Grundstück nicht selbst verlassen hat“. Zwar gebe es ein Loch im Zaun. Aber die Suchhunde hätten hier keine Spuren der Cane-Corso-Hündin gefunden. „Außerdem ist dieses Loch so klein, dass Zina da vermutlich gar nicht durch gekommen wäre.“ Der Pettrailer vermute, dass Zina „über den Zaun gehoben und in ein Auto verladen worden sei“.
Auch Jenny Starke, die Betreiberin der Hundepension, hält es im Gespräch mit der Redaktion für möglich, dass die Hündin gestohlen wurde, während sie nicht daheim war: „Vielleicht gibt es eine Bande, die auf solche Hunde spezialisiert ist“ – und die mit der jungen, gerade geschlechtsreifen Zina Welpen produzieren und sie verkaufen will. Auf jeden Fall habe ein anderer Pensionshund nach Zinas Verschwinden Verletzungen gehabt. Der Labradormischling habe sich gut mit der Hündin verstanden. „Möglicherweise wollte er Zina verteidigen und die Diebe haben ihn geschlagen“, sagt Starke, der nach Informationen der Redaktion bereits am 12. August ein Pensionshund abhanden kam, der aber wieder eingefangen wurde.
Hunde der italienischen Rasse Cane Corso fallen in Bayern, wie zum Beispiel auch Bullterrier, unter die Kategorie 2 der Kampfhunde-Verordnung und sind vor allem im Rotlicht-Milieu recht beliebt. Für Neumanns ist Zina aber weder „Kampfhund“ noch Statussymbol, sondern Familienmitglied. „Freunde in Italien haben sie uns als Welpe zur Hochzeit geschenkt“, sagt Stefan Neumann, „wir haben alles getan, um sie legal nach Deutschland bringen zu dürfen.“ Für den gesetzlich vorgeschriebenen Wesenstest, dem sich Zina in Bayern unterziehen muss, um nachzuweisen, „dass sie keine gesteigerte Aggressivität und Gefährlichkeit gegenüber Menschen oder Tieren aufweist“, hatten ihre Besitzer die Hündin schon trainiert. Nach dem Urlaub sollte sie bei einem Hundesachverständigen die Prüfung ablegen. Außerdem sollte sie nach der Läufigkeit kastriert werden.
Inzwischen wurden weiträumig Suchplakate aufgehängt, in facebook-Gruppen gepostet und das Haustierregister Tasso eingeschaltet. Hier hat Zina die Suchnummer 124.393. Die Polizei, wo Karin und Stefan Neumann Strafanzeige „wegen Diebstahls und Unterschlagung erstattet“ haben, ermittelt und hat, so der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Würzburg-Land, Wolfgang Remelka, „Tierheime, Tierärzte und Veterinärämter verständigt, soweit das noch nicht geschehen war“.
Außerdem haben Neumanns 5000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zu ihrer Zina führen. „Wir haben so viel Geld ausgelobt, damit die Chance, dass wir Zina zurückbekommen, steigt“, sagen die Hundebesitzer.
Hinweise an die Polizei, Tel. (09 31) 457 16 30 oder das Haustierregister Tasso: Tel. (0 61 90) 93 73 00.