„Auf der Bühne hat man zu hundert Prozent das Gefühl, dass man lebt“, so beschreibt Tobias Wagenhäuser das Gefühl vor Publikum aufzutreten. In dem Stück „Sunny Boys“, basierend auf dem Theaterstück „The Sunshine Boys“ von Neil Simon, spielt er Ben Silverman den geplagten Neffen und Agenten des alternden Comedians Willy Clark.
Zum Auftakt der Waldbüttelbrunner Kirchweih, sah das Publikum, wie Ben versucht, seinen Onkel und dessen ehemaligen Bühnenpartner Al Lewis für eine letzte gemeinsame Show zu begeistern. Denn die beiden Herren, gespielt von Harald Kraus und Siegfried Hutzel, haben sich in ihren über 40 gemeinsamen Jahren nicht nur auseinandergelebt, sondern sich hassen gelernt. Und das Publikum in Waldbüttelbrunn war begeistert, als Willy, der sich die feuchte Aussprache Al's nicht länger gefallen lassen will, diesen mit einem Brotmesser über die Bühne jagte.
Den drei Schauspielern machte es sichtlich Spaß, sich gegenseitig die Worte im Mund zu verdrehen oder das jeweilige Gegenüber durch ihr Verhalten in Rage zu bringen. Und die 100 Prozent Lebendigkeit sprangen auf das Publikum über. Damit dieses zwischendurch seine Lachmuskeln auch mal ausruhen konnte, spielte Geigerin Sonja Paul zwischen den Akten Musik quer durch die Musikgeschichte.
Die Zuschauer genossen im Rathaushof bei einem Glas Wein die Atmosphäre aus Lachen, Musik und lauer Sommernacht. Und nicht wenige saßen noch lange nach Ende des Stückes zusammen.
Für Al Lewis-Darsteller Sigfried Hutzel war es das erste Mal als Schauspieler auf der Bühne, ein Debüt, das er bravourös gemeistert hat. Der Vorsitzende des Kulturforums Alte Kirche, das zu dem Abend eingeladen hatte, hatte die Rolle eigens für die Aufführung in Waldbüttelbrunn einstudiert, nachdem der ursprüngliche Al verhindert war.
Es sei keine zu große Umstellung gewesen, sich auf einen neuen Schauspieler einzulassen, meint Wagenhäuser, denn Theater zu spielen heißt, auf andere zu reagieren, man passe sich dem anderen automatisch an. Außerdem sei es für ihn eine Ehre gewesen, seinem ehemaligen Lateinlehrer Hutzel auch mal die „andere Seite“ zu zeigen, denn bei Produktionen des Würzburger Wirsberg-Gymnasiums führt der sonst Regie.
Mit zwei seiner ehemaligen Lehrer zu spielen (Kraus ist Musiklehrer am Wirsberg-Gymnasium), habe ihn sehr gefreut, sagt Wagenhäuser. Grund für seine Zusage war sicher auch seine Freude an der Schauspielerei, denn in ihr könne man „sehr euphorische Momente erleben“ zitiert er eine Schauspielerin.