8. März, der Internationale Frauentag und eine besondere Preisverleihung im zentralen Hörsaal- und Seminargebäude der Universität Würzburg. Dr. Sina Bartfeld gewinnt den Zonta-Preis des Zonta-Clubs. Mirjam Dietrich erhält den YWPA-Award (Young Women in Public Affairs). Zum ersten Mal verliehen vom Zonta-Club und seinem Schwesterclub Zonta Electra. Und Professor Matthias Spörrle, Wirtschaftspsychologe der TU München und der privaten Uni Schloss Seeburg in Österreich, beendet den Abend mit seinem Festvortrag.
„Ich schaffe das nicht, diesen Spagat. Ich würde gerne Wissenschaftlerin sein, aber das geht jetzt leider nicht mehr. Wie viele andere Frauen dachte ich so, als mein Sohn zur Welt kam.“ Doch sie brennt für ihre Forschung, hat Energie, Kraft und Mut. Sina Bartfeld, die Gewinnerin des Zonta-Preises Würzburg.
Preis mit 2000 Euro dotiert
Seit 1995 vergibt der Zonta-Club den Preis jährlich an hoch qualifizierte Naturwissenschaftlerinnen der Universität Würzburg. Dotiert ist der Preis mit 2000 Euro. „Mit dem Preis wollen wir diese jungen Frauen anerkennen und sie gleichzeitig auf dem eingeschlagenen Weg der wissenschaftlichen Karriere bestärken“, sagt Birgit Röschert, Präsidentin des Zonta-Clubs.
Der ist nicht immer leicht, besonders in den Naturwissenschaften. Prekäre, stets befristete Beschäftigungsverhältnisse, hoher Zeit- und Leistungsdruck. Forschung im Labor, Lehre, Verwaltungsaufgaben. „Dieser Alltag ist nur schwer mit einem Familienleben zu vereinbaren“, so Vizepräsidentin Barbara Sponholz.
Doch Sina Bartfeld meistert ihren Weg. „Liebe Frau Bartfeld“, sagt Birgit Röschert, „sie sind leuchtendes Vorbild für jüngere Nachwuchskräfte, die sich fragen, ob sich anspruchsvolle Forschung und Familie auch für Frauen vereinbaren lässt. Wir freuen uns, Sie auszeichnen zu dürfen.“ 39 Jahre ist Sina Bartfeld alt, geboren in Berlin. Studierte Biologie an der Universität in Hamburg und der Freien Universität Berlin. Forschte für ihre Doktorarbeit am Max-Planck-Institut in Berlin und am Hubrecht-Institut der Königlich Niederländischen Akademie für Kunst und Wissenschaft in Utrecht.
Seit 2015 leitet sie nun eine Nachwuchsgruppe am Zentrum für Infektionsforschung an der Uni Würzburg.
Bartfeld begeistert andere
In seiner Laudatio erinnert sich Professor Jörg Vogel, Sprecher des Zentrums für Infektionsforschung, wie schnell sich das Gremium damals einig waren, Sina Bartfeld aus den 120 Bewerbungen auszuwählen. Wie er versucht hat, sie – trotz zweier anderer Angebote – für Würzburg zu gewinnen. „Sina ist in vieler Hinsicht bemerkenswert.“ Ihre Arbeit, ihr Erfolg, ihre Vorträge, ihr wunderbares Englisch, ihr unglaublich sicherer Schreibstil. „Sie hätten kaum eine bessere Preisträgerin auswählen können.“
Sina Bartfeld lacht und geht zum Rednerpult. Wenn sie von ihrer Forschung erzählt, begeistert sie andere, erklärt den Menschen auf Augenhöhe ihre Arbeit, einfach, verständlich. Wie können Infektionen Krebs verursachen? Für ihre Arbeit züchtet Sina Bartfeld aus Stammzellen Mini-Mägen, sogenannte Organoide. Im Würzburger Labor erforscht sie, wie Infektionen diese verändern können. Dafür injiziert Sina Bartfeld das Bakterium Helicobacter Pylori in das Innere der Organoide. Dieses Bakterium trägt etwa die Hälfte der Menschen im Magen.
Doch nur bei einigen verursacht es Magenkrebs. „Wenn 50 Prozent der Menschheit infiziert ist, aber nur ein kleiner Bruchteil Krebs bekommt, wie können wir Risiken frühzeitig erkennen? Was sind Risikofaktoren? Und was macht der Helicobacter Pylori mit den Stammzellen, dass sie zu Krebszellen werden?“ Es sind diese Fragen, die sie antreiben.
Doch nicht nur in der Wissenschaft engagiert sich Sina Bartfeld. „Ich finde es wichtig, dass junge Frauen sehen, dass Wissenschaftlerinnen auch Mütter sind. Deswegen möchte ich, dass Kinder im Institut noch sichtbarer werden.“ Sie will Frauen in der Wissenschaft ermutigen, ihre Kinder auch zu Veranstaltungen mitzubringen. Die Idee dazu hatte sie im letzten Sommer. Spontan lud sie Kinder mit ein. Brachte Spielzeug mit, Wiener Würstchen. Für Feste am Institut, Aktionen und Spielsachen für Kinder organisieren, dafür möchte sie das Preisgeld einsetzen. „Wir brauchen das, dass Kinder überall dabei sind, damit die neue Generation anders aufwächst und mehr Frauen mit Kindern sieht.“ Sabine Bartfeld hat ihn also doch gemeistert, den Spagat.
Neben dem Zonta-Preis wird in diesem Jahr erstmals auch der YWPA Award (Young Women in Public Affairs) vergeben. Er zeichnet Schülerinnen zwischen 16 und 19 Jahren aus. Junge Frauen, die sich überdurchschnittlich in Schule, Vereinen oder Organisationen engagieren. Preisträgerin ist Mirjam Dietrich, die die zwölfte Klasse des Siebold-Gymnasiums in Würzburg besucht.
Zonta kämpft weiter auch gegen die Altersarmut von Frauen fort. Zonta-Frauen wollen in Schulen und Hochschulen junge Frauen informieren. Gestartet wird das Präventionsprojekt am Mittwoch, 15. März, um 19 Uhr in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der AWO, Kantstraße 45. Es kommt die ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Renate Schmidt. Sie wird aus ihrem Buch „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“ lesen. Der Eintritt ist frei; Anmeldung erbeten unter Tel. (09 31) 79 51-2 00 oder kathrin.tatschner@awo-unterfranken.de
Zonta-Club Berufstätige Frauen in verantwortungsvollen Positionen waren es, die vor 32 Jahren den Zonta-Club Würzburg gründeten. Weltweit hat das Netzwerk über 33 000 Mitglieder in 71 Ländern. Ihr Ziel: Die Situation von Frauen weltweit verbessern. Sich einsetzen für gleiche Chancen und Rechte der Frauen. Und begabte und engagierte Frauen ermutigen, ihre Potenziale zu entfalten.