Die Geschichte, die ein Würzburger Hausmeister seiner Versicherung erzählte, schien zu schräg, um wahr zu sein. Sie ging so:
Er sitzt im Arbeitszimmer, als seine Frau aus der Küche zu ihm kommt und meint, irgendwas rieche verbrannt. Er glaubt, der Duft von verkohltem Grillfleisch ziehe durch die offene Balkontür herein. Er will nachschauen, kommt aber nicht bis zum Balkon. Im Wohnzimmer qualmt die Couch. „Das gibt's doch nicht!“, denkt er, und schlägt das Feuer mit der flachen Hand aus.
Der Fachmann von der Versicherung kann die Geschichte gar nicht glauben
Der Versicherung schreibt der Würzburger – Oliver Siegmund heißt er –, hinter der Couch seien drei Wasserflaschen aus Plastik gestanden. Die hätten wohl Sonnenlicht zum Hitzestrahl gebündelt und der habe die Couch entzündet. 30 Zentimeter groß sei das Brandloch in der Rückwand der Couch.
Patrick Hufen, bei Siegmunds Versicherung zuständig fürs Überprüfen von Schadensfällen, liest das und meint: „Das kann nicht sein. Das kann nicht passieren. Da müssten tagtäglich Hunderte Couchen brennen.“ Unserer Redaktion erzählt er, er habe Siegmunds Geschichte für „absolut nicht nachvollziehbar“ gehalten.
Hufen mimt nebenher für die RTL-Sendung „Die Versicherungsdetektive“ einen Spezialisten für Versicherungsbetrug. Als er sich bei den Siegmunds ankündigt, fragt er, ob er ein Kamerateam mitbringen dürfe. 150 Euro Gage zahle der Sender pro Drehtag.
Siegmund willigt ein. So hätte er wenigstens das Geld vom Fernsehen, sollte das mit der Versicherung schiefgehen.
Was man beachten muss, wenn man mit einer Wasserflasche zündeln will
Hufen erzählt, manchmal habe er ein Gespür dafür, ob ihm jemand einen Bären aufbindet. Die Siegmunds seien ihm glaubwürdig erschienen, er habe sich nicht vorstellen können, „dass die sich diese haarsträubende Geschichte ausdenken“. Aber manche Leute seien Blender. Also stellte er im Labor nach, was Siegmund berichtet hat. Eine extra starke Lampe diente als Sonnenersatz, das Team experimentierte mit verschiedenen Flaschen und Szenarien.
Hufens Ergebnis: „Das geht! Erstaunlich!“ Allerdings müssten mehrere Faktoren zusammenkommen. Ob die Flasche aus Plastik oder Glas ist, sei nicht so wichtig, aber mit Plastik gehe es besser. Wichtig sei das Wasser. Mit Cola oder anderen Flüssigkeiten funktioniere es nicht. Die Flasche dürfe nicht unmittelbar an der Couch stehen, aber ziemlich nahe dran. Die Couch müsse mit einem schwarzen Stoff bezogen sein; ein heller Überzug lasse sich nicht so extrem erhitzen. Günstig für die starke Bündelung des Sonnenlichts seien wohl auch die Südlage des Wohnzimmers und der tiefe Stand der Sonne gewesen.
Siegmund berichtet, die Versicherung habe ihm 600 Euro angeboten, er habe sie genommen.
Zündelei mit Katze und Geschirrtuch
Beinah wären die Siegmunds ein zweites Mal ein Fall für die Versicherung geworden. In der Küche haben sie einen Herd mit Ceran-Kochfeld und Touchscreen. Weil die Katze gerne auf dem Herd spazierengeht, aktivierten sie die Kindersicherung. Und damit das Kochfeld nicht so nackt daliege, legte Siegmunds Gattin Bettina immer ein Geschirrtuch darauf.
Wie die Katze es anstellte, weiß das Paar nicht. Sie schaltete die Kindersicherung aus und den Herd an – das Geschirrtuch brannte lichterloh. Zum Glück war Bettina Siegmund rechtzeitig zur Stelle, um das brennende Tuch unterm Wasserhahn zu löschen. Seitdem schalten sie nach dem Kochen immer die Sicherung aus.
Die Geschichte vom Hitzestrahl durch Wasserflaschen ist am Sonntag, 8. Mai, ab 19.05 Uhr auf RTL zu sehen.