Platz gibt es in der Hebammenpraxis in der Zellerauer Moltkestraße genug. Platz für Eltern mit ihren Kindern für Gymansitik-Übungen, aber auch solchen, die Ruhe und Entspannung bringen sollen. Die Praxis ist nach eigenen Angaben die einzige in der Stadt, die sich mit Babysprechstunden und Elternseminaren speziell um Familien und ihre Neugeborenen im ersten Lebensjahr kümmert: Wir erleben immer häufiger Eltern, die Schwierigkeiten mit ihren Kindern haben, weil sie so viel schreien“, sagt Anne Matt-Wendel, eine der drei Leiterinnen.
Die Anzahl der Schreikinder nehme in Würzburg – wie in den Industrieländern allgemein – stetig zu. Grund dafür sei die immer schnelllebigere Zeit. Die Eltern würden von einem Termin zum anderen hetzen, Ruhe und Gelassenheit kämen abhanden.
Deswegen wollen die Hebammen mit ihren Programmen vor allem eines – den Druck rausnehmen, bevor er das Kind erreicht. Denn viele Eltern setzen sich unter Stress, gerade weil sie bei ihrem Neugeborenen alles richtig machen wollen. Da gibt es zum Beispiel Kurse zur Rückbildung und Neufindung, bei denen die Eltern über Gymnastik, Gespräche sowie Körperwahrnehmungs- und Entspannungsübungen wieder zu sich selbst finden sollen. Babys dürfen mitgebracht werden.
Beraten wird natürlich auch: bei Problemen im Wochenbett, bei Stillproblemen, zu Fragen des Abstillens und der Ernährung des Säuglings. Dazu gibt es Tipps für den Alltag: Wie setze ich zum Beispiel das Tragetuch richtig ein, ohne die Wirbelsäule meines Kindes zu schädigen?
„Eltern müssen auch erst in ihre Rolle hineinwachsen“, sagt Bettine Morys, eine andere Verantwortliche. Seit drei Jahren bietet die Praxis neben der klassischen Geburtsvorbereitung die Elternkurse an. Und der Erfolg gibt den Hebammen recht: Die Seminare sind richtig voll. Seit Januar wird zusätzlich ein Geburtsvorbereitungskurs für Geschwisterkinder angeboten. Denn auch die wollen auf den Neuankömmling in der Familien gut vorbereitet sein.
Die Hebammenpraxis in der Moltkestraße ist heuer zehn Jahre alt geworden. In dieser Zeit hat sie sich kontinuierlich vergrößert. Sieben Hebammen, zwei Yoga-Lehrerinnen und eine Erzieherin arbeiten hier. Sie betreuen Schwangere und Familien aus Würzburg Stadt und Land, aber auch dem Main-Spessart-Kreis und Zellingen. Demnächst wird es eine Zusammenarbeit mit dem Landratsamt geben: Das informiert dann in der Praxis über die finanziellen Möglichkeiten nach der Geburt: Was steht den Eltern zu, welche Regelungen gibt es? Im Juli ist der erste Termin geplant.
Unmittelbare Geburtshilfe leisten die Hebammen aus der Moltkestraße übrigens nicht. Dafür setzen ihr Wissen an anderer Stelle effektiv ein. In den vergangenen sechs Jahren haben sie selbst zehn eigene Kinder zur Welt gebracht.