Doch zuerst sah sich die Gruppe den Kindergarten in Obereisenheim an. Laut Leiterin Petra Schmidt gehen in das Haus 38 Kinder und sieben Schulkinder. Auf Anfrage der Gemeinde erklärte Architekt Dieter Buzzi, wie dort Krippenplätze integriert werden könnten. Heute brachliegende Räume müssten genutzt werden. Einiges müsste umgebaut werden. Außerdem verwies er auf die alte Bausubstanz, den Denkmalschutz und die relativ kleine Außenanlage. Insgesamt gesehen sei eine Erweiterung sehr aufwendig.
Der Kindergarten in Untereisenheim wird täglich von 27 Kindern genutzt. Auch dort sagte der Architekt, dass Krippenplätze ohne aufwendigen Umbau nicht eingerichtet werden könnten. Die Dachräume müssten einbezogen, gedämmt und Trittschallschutz eingebaut werden. Dabei machte er auf die Enge im Haus aufmerksam. Kindergartenleiterin Erika Binner pflichtete ihm bei.
Als dritte Station wurde die ab Herbst ungenutzte Schule angefahren. Beim Hineingehen in die Räume war der erste Eindruck, dass alles hell und licht ist. Die Räume sind groß und hoch. Dazu gibt es die Turnhalle. Eine Elternbeirätin aus Obereisenheim bemerkte: „Hier könnten leicht alle 65 Kinder aus Eisenheim untergebracht werden.“ Architekt Dieter Buzzi erklärte auch dort, was getan werden müsste, um aus der Schule einen Kindergarten zu machen. So müssten Toiletten und Treppenhaus kindgerecht umgebaut werden. Auf Anregung einer Mutter sollte über eine Beschattung auf der Südseite nachgedacht werden.
Am Ende des Rundgangs hatten sich debattierende Gruppen gebildet. Hoßmann erklärte, warum er zu der Aktion aufgerufen hatte: „Wir denken seit Jahren über Umbauten der Kindergärten nach und hier bietet sich eine Gelegenheit, alles mit einem Schlag zu lösen.“
Beim Kindergarten in der alten Schule bestehe das Personal aus vier – bei Einrichtung von Krippenplätzen möglicherweise aus fünf Leuten. Die Öffnungszeiten könnten sehr viel variabler und damit familienfreundlicher gestaltet werden und es gäbe besonders in den Ferien kaum noch Schließtage. Das große Freigelände könnte in ein wahres Kinderparadies umgewandelt werden. Es sei Platz für die Autos. Mittagessen für Ganztags- und Schulkinder, sowie die Hausaufgabenbetreuung könnte für ganz Eisenheim und nicht nur wie derzeit in Obereisenheim eingerichtet werden. Zur Finanzierung der Umbauten in der Schule könnte der Verkauf des Untereisenheimer Kindergartens beitragen. Nachteilig für Obereisenheim wäre, dass die Kinder gefahren werden müssten.
Zweiter Bürgermeister Herbert Schuler sah ebenfalls diese Vorteile. Seine Bedenken sind, dass Obereisenheim seine Attraktivität bei jungen Familien und der Ort eine gewachsene Institution verlieren würde. Er schlug vor, den Kindergarten von Untereisenheim in die Schule zu verlegen und dort zusätzlich Krippenplätze einzurichten. Die übrigen Räume sollten anderweitig gemeindlich genutzt werden. Dagegen hielt der Gemeinderat Stefan Hartmann: „Wir bemühen uns schon seit Jahren, dass die Ortsteile zusammenwachsen und hier könnten wir den Anfang machen. Die pädagogischen Möglichkeiten will ich gar nicht erwähnen.“ Eine Mutter meinte: „Hoffentlich wird daraus kein Kirchturmdenken oder gar eine Wahlschlacht. Das wäre schade und der Zukunft unserer Kinder nicht gerecht.“
Hoßmann hatte eigentlich vor, bald eine Entscheidung herbeizuführen, aber die meisten hätten gerne Bedenkzeit. Der Bürgermeister versprach, die Angelegenheit in den frühen Herbst zu verschieben. Sehr nachdenklich zogen die Obereisenheimer fort.