Vom Erstie über den Dozenten bis hin zum Hochschulprofessor und dem niedergelassenen Arzt – wer in Würzburg Medizin studiert, lehrt oder praktiziert, kommt an einer Adresse kaum vorbei: Im Kellergeschoss der Buchhandlung Knodt in der Textorstraße 4 kümmert sich Martin Stein seit über drei Jahrzehnten um den Bücherbedarf der Würzburger Mediziner. Gemeinsam mit seiner Schwester Elisabeth Stein-Salomon, verantwortlich für Belletristik und allgemeines Sortiment im Erdgeschoss, leitet er eine der ältesten Würzburger Buchhandlungen in der dritten Generation.
1933 gründete August Knodt, Großvater der heutigen Inhaber, den Buchladen in der Theaterstraße. Als aktivem Sozialdemokraten untersagten die Nazis Knodt nach der Machtergreifung die Führung der Geschäfte, also wurde der Stiefsohn zum Inhaber gemacht. Beim Sortiment lag der Schwerpunkt von Anfang an auf den beiden Säulen medizinisches Fachbuch und Belletristik. „Gleich nach Kriegsende fuhr unser Opa mit einem Medizin-Professor im Auto nach Leipzig, um die Würzburger Studenten wieder mit Sobotta-Anatomieatlanten zu versorgen“, erzählt Elisabeth Stein-Salomon.
Als sie Anfang der 80er Jahre mit ihrem Bruder in das Familienunternehmen kam, übernahm die 60-Jährige neben der Belletristik-Abteilung auch den Qualitätsanspruch der Eltern Werner und Ursula Stein. Die hatten in den 60er Jahren viele Größen der deutschen Literaturszene nach Würzburg geholt. „Günter Grass, Martin Walser, Peter Handke und viele andere kamen damals zu teilweise turbulenten Veranstaltungen in das Würzburger Audimax am Sanderring“, erinnert sich die Buchhändlerin. Neben der Belletristik findet man heute bei Knodt im Erdgeschoss ein allgemeines Sortiment mit Reiseführern, Sachbüchern, Kinderbuch und Regionalia. Wichtige Erfolgsrezepte sind für die Inhaberin dabei „die Pflege des Sortiments und das Erkennen von Trends“.
Für Martin Stein ist das Geschäft im Kellergeschoss des Buchladens in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden. „In der Medizin geht der Trend eindeutig weg vom Buch und hin zu digitalen Medien und online learning“, weiß der 63-Jährige. Ganze Buchreihen und Standardwerke für Studenten seien mittlerweile vom Markt verschwunden. Für den Fachbuchhändler ist es deshalb besonders wichtig, „auch bei den neuen Medien am Ball zu bleiben, um weiterhin kompetente Beratung anbieten zu können“.
Ein besonderes Augenmerk legt Elisabeth Stein-Salomon auf Veranstaltungen und Initiativen rund um das Lesen. „Lass den Klick in deiner Stadt“ und „Würzburg liest“ sind jeweils Gemeinschaftsprojekte mit anderen Würzburger Buchhandlungen, für die Stein-Salomon den Anstoß gab. Unter dem Titel „Buchmesse Spezial“ präsentiert das Knodt-Team jedes Jahr Literatur, Land und Leute des jeweiligen Gastgebers der Frankfurter Buchmesse, beim Literaturfrühstück der Buchhandlung stellen Mitarbeiter an bestimmten Sonntagen im „MARKT7“ ihre eigenen Lieblingsbücher vor.
In unserer aktuellen Sommerserie stellen wir zehn Würzburger Buchhandlungen und ihre besonderen Zuschnitte vor. Dazu haben die jeweiligen Inhaber einen Tipp für die Sommer- und Urlaubslektüre.