Wie aus Naturbegeisterten echte Mitforschende werden, zeigte die länderübergreifende Biosphären-Tagung in der Oskar-Herbig-Halle in Mellrichstadt. Unter dem Motto „Gemeinsam forschen, gemeinsam schützen!“ bot die Tagung nicht nur eine Plattform für Diskussion und Austausch, sondern vor allem eine Fülle an inspirierenden Impulsen, innovativen Projekten und gelebten Beispielen dafür, wie „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaft) den Naturschutz in der Rhön stärkt.
Die rund 70 Teilnehmenden aus Bayern, Hessen und Thüringen erlebten ein vielseitiges Programm, das demonstrierte, wie Menschen jeden Alters aktiv zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen können – direkt vor der eigenen Haustür. Darüber berichtet diese Pressemitteilung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön.
Die länderübergreifende Tagung wurde von der bayerischen Verwaltung ausgerichtet und von Tina Bauer und Julia Rösch organisiert. Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus betonte die Bedeutung der Veranstaltungen für die Region und hieß die Teilnehmenden willkommen.
Zur Begrüßung machte Landrat Thomas Habermann auf das Potenzial der Rhön-Natur aufmerksam: „Biosphärenreservate sind für mich etwas Faszinierendes, denn sie verbinden den Menschen und die Natur.“ Besonders hob er die Rolle von „Citizen Science“ hervor: „Das ist ein toller Ansatz, der Neugier weckt. Jeder wird so zum Wissenschaftler oder zur Wissenschaftlerin.“ Er erinnerte daran, dass es beim Gedanken der Biosphäre vor allem darum gehe, die Natur zu schützen und gleichzeitig nachhaltig zu nutzen. „Hinter dieser atemberaubenden Natur steckt jede Menge Arbeit.“
Citizen Science: Alle können mitforschen
Im ersten Themenblock lag der Fokus auf dem Potenzial von bürgerwissenschaftlichen Daten im Naturschutz. Unter dem Motto „Wir alle können mitforschen!“ stellte Dr. Alexander Wirth von NABU/Naturgucker vor, wie Bürgerinnen und Bürger durch Naturbeobachtungen einen Beitrag zur Erfassung ökologischer Daten beitragen können. Dr. Sarah Redlich von der Universität Würzburg erläuterte das Konzept des Bio-Blitzes – eine Methode, bei der innerhalb kurzer Zeit von Freiwilligen möglichst viele Arten dokumentiert werden, in ihrem Fall in landwirtschaftlich geprägten Räumen.
Dr. Doris Pokorny, Leiterin der bayerischen Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats, erklärte das diesjährige Tagungsmotto. „Seit der Einrichtung unserer Projektstelle Citizen Science im Jahr 2021 konnten wir eine ganze Reihe bürgerwissenschaftlicher Projekte initiieren oder uns als Region an bundesweiten Aktionen beteiligen.“ Viele Menschen sind seit über 40 Jahren engagiert. Das zeige, wie wichtig und unverzichtbar es sei, regionale Akteure einzubeziehen.
Unter Anleitung ins Staunen kommen
Pokorny verwies auf das breite Netzwerk engagierter Partner wie Rhönklub, Bergwacht, Naturschutz- und Landschaftspflegeverbände, Universitäten, Kommunen, Schulen und Kitas und die vielen Freiwilligen in den Projekten.
Anne Schierenberg vom Verein Nationale Naturlandschaften erläuterte, wie Citizen Science die Verwaltung von Biosphärenreservaten stärkt und eine stärkere Anbindung der Schutzgebietsverwaltung an die Region ermöglicht, bevor in den weiteren Themenblöcken konkrete Projekte aus der Region präsentiert wurden. Tina Bauer, die für Citizen Science in der Bayerischen Verwaltungsstelle Verantwortung trägt, gab Einblicke in ihre Arbeit.
So konnte zum Beispiel die Ausbreitung der Holzbiene oder des Trauer-Rosenkäfers mithilfe von Citizen-Science-Aktiven dokumentiert werden, ebenso wie die Vorkommen der Silber- und der Golddistel sowie der Haselmaus. Tina Bauer machte in diesem Zusammenhang auch auf die Insekten-AG im Biosphärenreservat aufmerksam: „Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Erfassung und Bestimmung von Insekten in verschiedenen Lebensräumen.“
Einblicke in das Freiwilligenmanagement
Nils-Jonas Telle von der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats gab Einblicke in das Freiwilligenmanagement in der Thüringer Rhön und beleuchtete unter anderem das Portal „Rhönflora“. Torsten Raab von der Hessischen Verwaltungsstelle ergänzte die Runde mit den Erfahrungen aus dem hessischen Teil des Biosphärenreservats, in dem schon seit 20 Jahren Freiwillige in verschiedene Arterfassungen eingebunden werden.
Dr. Sebastian Vogel vom Biodiversitätszentrum Rhön widmete sich in seinem Vortrag unter dem Motto „Gemeinsam für den Schwarzen Apollo!“ einem bürgerwissenschaftlichen Schutzprojekt, bei welchem die durch Freiwillige erhoben Daten dazu beitragen, Schutzmaßnahmen für eine gefährdete Art umzusetzen.
Anschließend stellte Dr. Tobias Birkwald von der Bayerischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön das länderübergreifende Rotmilan-Monitoring vor – ein Vorzeigeprojekt für kooperative Naturschutzarbeit.
Am Nachmittag stand der „Markt der Möglichkeiten“ im Zentrum der Veranstaltung. Hier bot sich den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, mit verschiedenen Organisationen ins Gespräch zu kommen und die gesamte Bandbreite an Citizen-Science-Projekten in der Rhön zu erleben. (abra)
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