„Wie kann man so einen Film zeigen?“ Eine Besucherin die vorzeitig die Kinoscheune verlies, stellte die Frage des Abends. Christiane Müller hatte schon in der Einleitung auf die Schwere des Stoffs und die Freigabe des Films (ab 16) hingewiesen. „Es ist kein Horrorfilm im klassischen Sinne. Auch sind Gewalt- und Sexszenen aus der Vor-Smartphonezeit. Und doch geht der Stoff unter die Haut – weil Regisseur und Schauspieler ihr Handwerk meisterhaft beherrschen. Durch Musik, Bildsprache und Mimik wird die beklemmende, düstere Stimmung direkter vermittelt als in der Romanvorlage von Georg Orwell.
„1984“ von Regisseur Michael Radford zeigt eine dystopische Zukunft mit Einheitspartei und totalitärem Überwachungsstaat. Machtmittel sind Veränderung der Sprache und Dekonstruktion von Familie und Beziehungen. Jeder kennt die Zitate des „Neusprech“ aus dem Roman: Big Brother is watching You! Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke! Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft! - Neben dem Inhalt spannende Details für Cineasten: In der Hauptrolle John Hurt als „Winston Smith“ – der sich gehen das System auflehnt. An seiner Seite Richard Burton, als „O’Brien“, einen Funktionär des Regimes. Burton starb kurz vor der Premiere und spielte seine letzte Filmrolle mit erschreckender Überzeugungskraft. Weitere Besonderheit, für den Film existieren zwei komplette Filmmusiken. Das Studioalbum der Eurythmics mit Liedern wie „Sexcrime“ und „Julia“ wurde gefeiert, obwohl Michael Radfort bei seinem harten Urteil blieb „nicht gut genug für den Film“.
So heterogen wie das Publikum der Propstei aus Kinoenthusiasten, Wechterswinkler Nachbarn, Hausgästen und Stammpublikum „Propstei geht immer!“ waren auch die Reaktionen: „So einen Film kann man sich nur in Gemeinschaft ansehen“,“Bei Doppeldenk, denke ich an die Boxolympiasiegerin“, „Nicht der Film ist schrecklich, die Menschen sind schrecklich, das Buch hatte doch Stalin und Mao als Vorbild“. So war es am Ende Konsens: Kein schöner Film, aber ein Wechterswinkler Ereignis, über das gesprochen wird. Müller schloss den Abend: „Nächstes Mal zeigen wir wieder einen Gutelaune-Musik-Sommer-Film.“

Dieser Inhalt wird uns zur Verfügung gestellt
Wir veröffentlichen Beiträge von Vereinen, Schulen sowie anderen Gruppierungen und Einrichtungen aus Unterfranken. Sie können sich mit selbst beigesteuerten Texten und Bildern öffentlichkeitswirksam präsentieren.
Wenn Sie etwas beisteuern wollen, dann laden Sie Ihren Text und ggf. Bilder über unser Portal unter https://upload.mainpost.de/ hoch. Unsere Redaktion prüft, was veröffentlicht werden kann - in der Zeitung genau wie auf www.mainpost.de
Mit dem neuen Angebot wollen wir unsere regionale Verankerung weiter festigen und ausweiten. Machen Sie mit - wir freuen uns auf Ihre Neuigkeiten!
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden