Wer ein Kind mit dem fetalen Alkoholsyndrom (Fasd) in seine Familie aufgenommen hat, kennt die Probleme. Aufträge werden nur unzureichend oder gar nicht ausgeführt, das Zimmer versinkt im Chaos und gestern erst gelernte Sachen können heute schon nicht mehr abgerufen werden. Dass sich diese Verhaltensweisen auch in der Schule zeigen, bestätigte Dr. Bolbecher vom Fasd-Netzwerk Nordbayern in ihrem Vortrag „Fasd und Schule“, zu dem Lehrkräfte und pädagogisches Personal aller Schularten eingeladen waren.
Woher kommen diese auffälligen Verhaltensweisen und wie kann man im Unterricht damit umgehen? „Es ist wichtig zu wissen, dass die alkoholgeschädigten Kinder das nicht mit Absicht tun“, erklärte Bolbecher den anwesenden Pädagogen. Das kindliche Hirn wird quasi während der gesamten Schwangerschaft durch den Alkoholkonsum der Mutter in seiner Entwicklung gestört. Während der emotionale Hirnbereich, in dem auch die Schimpfwörter abgespeichert sind, oft stärker ausgebildet ist, leiden die Kinder unter einem eingeschränkten Kurzzeitgedächtnis und einem mangelnden Wertesystem.
Sie brauchen für einfache Aufgaben oft wesentlich länger und sind danach erschöpfter als gesunde Kinder. Folglich bräuchten sie häufiger Pausen, was im herkömmlichen Stundenplan aber nicht vorgesehen ist. Belohnungen wirken auch nur unmittelbar, da sich das geschädigte Hirn am Ende des Tages nicht mehr daran erinnern kann, was alles gut gemacht wurde. „Deutschlandweit werden zwei von hundert Kindern mit einer Alkoholschädigung geboren“, erläuterte Bolbecher. Folglich sitzen in unseren Klassen mehr beeinträchtigte Kinder als angenommen. Nicht wenige dieser Kinder sind in Pflegefamilien untergebracht. Diese Kinder leiden unter einer von Außenstehenden unsichtbaren Behinderung, sie haben ihren „Rollstuhl im Kopf“, wie Bolbecher das Problem in ihrem Vortrag veranschaulichte.
Um für dieses Thema zu sensibilisieren, hatte die Selbsthilfegruppe für Eltern mit alkoholgeschädigten Kindern zu diesem Vortrag in die Räume der Offenen Hilfen eingeladen. Sie trifft sich dort regelmäßig, um sich auszutauschen und Erfahrungen weiterzugeben. Interessierte finden den Kontakt auf der Homepage des Fasd-Netzwerks Nordbayern.
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