Das Empathische, das Menschliche: Darum geht es Rolf Sachs (69) bei seiner künstlerischen Arbeit. In der Kunsthalle Schweinfurt ist unter dem Titel „be-rühren“ bis 5. Oktober seine bisher größte Werkschau zu sehen. Der Künstler und Designer lädt auf eine Reise durch sein lebenslanges Experimentieren ein. Und zeigt seine Wurzeln. „Als Grenzgänger zwischen allen Bereichen der zeitgenössischen Kunst von der Malerei über Plastiken, Installationen, Fotokunst und Designobjekten“, wie es im offiziellen Text heißt.

Rolf Sachs selbst nennt sich einen „Erfinder von Emotionen.“ Er schätzt Dinge, die nicht perfekt sind. Ihm gefällt die Ästhetik des Zufalls. Ihn beschäftigt die Frage „Herz oder Kopf“. Und das Thema Freiheit. Um frei im Kopf zu sein, braucht man ein kindliches Gemüt, sagt er. Das kann man in der Ausstellung finden, sich berühren lassen und sich auch über den Humor und die Leichtigkeit freuen, die Rolf Sachs vermittelt.

Alltagsgegenstände neu entdecken
Vieles ist nicht das, wonach es aussieht, zeigt der Rundgang. Die so elegant wie rätselhaft wirkenden Objekte auf großformatigen Fotos sind Spaghetti. Während Corona hat sich Sachs ein Atelier im Keller gebaut und Alltagsgegenstände verzaubert. Nudeln, Toilettenpapier oder Handschuhe. Stühle, eine Leidenschaft von ihm, verwandelt er in Leinwände und in Charakterstudien. Der Stuhltyp ist der, auf dem Sachs während seiner Schulzeit gesessen ist. Auch eine seiner Wurzeln.

Zu den Wurzeln gehört auch die Welt der Alpen. Rolf Sachs ist dort aufgewachsen. Mit Langzeitbelichtung hält er auf Fotografien zufällige Momente von Zugfahrten für die Ewigkeit fest. Humorvoll und hintergründig sind die Objekte, die in der Ausstellung „Typisch deutsch“ in Köln zu sehen waren. Zum Beispiel der „Amtsschimmel“, eine Pyramide aus Stempeln.

Seit sechs, sieben Jahren malt Rolf Sachs. „Die Malerei hat das Mysterium.“ Er malt mit den Händen, ohne Pinsel, auf zerknülltem Untergrund. Empathie und Emotion sind ihm dabei wichtig, er will Energie und Kraft vermitteln. Und auch hier den Zufall spielen lassen, sich überraschen lassen, wohin ihn der Prozess führen wird.

Die Kunsthalle ist ein symbolträchtiger Ort für die Ausstellung, Teil der Familiengeschichte. Urgroßvater Ernst Sachs (1867-1932), Begründer der Industriellen-Dynastie Sachs (Fichtel & Sachs), hat ein Schwimmbad gestiftet, das bis 2004 in Betrieb war. Das Bad wurde zum Museum umgebaut, das 2009 eröffnete. Auch Kunstsammlung und Fotokunst von Vater Gunter Sachs waren hier zu sehen.

Rolf Sachs freut sich bei sehr, an diesem für ihn nostalgischen Ort auszustellen. In Schweinfurt hat er nie gelebt, besuchte aber öfter die Familie. Er erinnert sich an Besuche in den Fabriken. „Der Geruch der Hallen ist mir immer noch in der Nase.“ In der Stadt sei er jetzt öfter erkannt und angesprochen worden. „Ich bin die dritte Generation Sachser“, so haben ihn Leute begrüßt. Die Verbundenheit schätzt er.

Genauso wie das Gefühl des Willkommenseins. Kunsthallenleiterin Andrea Brandl dankt er aus vollem Herzen für die Einladung, hier auszustellen. Nette Worte gibt es auch für alle aus dem Kunsthallen- und dem eigenen Team.

Rolf Sachs hat auch ein Geschenk für Schweinfurt. Die Bronze-Skulptur „Die Unendlichkeit des Geistes“, die rechts vor der Kunsthalle steht. „Ein i-Tüpfelchen für die Stadt“, will er beitragen. OB Sebastian Remelé nimmt das Geschenk gerne an. Was ihm an der Kunst von Sachs gefällt? Man könne das scheinbar Alltägliche neu entdecken. Das nicht-perfekte werde zum Ausdruck von Charakter.

Die Ausstellung ist bis 5. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten täglich von 10 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 21 Uhr, montags geschlossen (an Feiertagen geöffnet). Die Sparkassengalerie (Roßmarkt 5-9) präsentiert die Fotoserie „Der Wilde Kaiser“. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 16.30 Uhr, Eintritt frei.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden