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Schweinfurt: Der Bronzeguss und seine Faszination

Schweinfurt

Der Bronzeguss und seine Faszination

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    Die Skulptur aus Bronze „Stürzender Engel“  von Christa von Schnitzler aus der Zeit 1956-62 ist in der Kunsthalle im Rahmen der aktuellen Ausstellung „InformELLE. Künstlerinnen der 1950er/1960er Jahre“ zu sehen.
    Die Skulptur aus Bronze „Stürzender Engel“ von Christa von Schnitzler aus der Zeit 1956-62 ist in der Kunsthalle im Rahmen der aktuellen Ausstellung „InformELLE. Künstlerinnen der 1950er/1960er Jahre“ zu sehen. Foto: Claudia Lindenlaub-Sauer

    Die Kunsthalle lud im Rahmen der aktuellen Ausstellung „InformELLE. Künstlerinnen der 1950er/1960er Jahre“ zu einem besonderen Abend mit dem Bildhauerpaar Heike und Klaus Metz sowie Rüdiger Weinelt ein. Bronze – dieses uralte Material – hat seit jeher Künstlerinnen und Künstler fasziniert. Es ist dauerhaft, klangvoll, wandelbar und voller Geschichte.

    Wer wissen möchte, wie aus einer Idee eine Skulptur wird, welche Schritte, Risiken und Kunstgriffe zwischen Entwurf und gegossener Form liegen, war bei dem Kunstgespräch „Faszination Bronzeguss“ in der Kunsthalle genau richtig.

    Mit Heike und Klaus Metz sind zwei Bildhauerpersönlichkeiten zu Gast, deren Arbeiten weit über die Region hinaus bekannt sind. Gemeinsam mit dem renommierten Bronzegießer Rüdiger Weinelt vom Kunstguss Eschenburg gewähren sie Einblicke in das traditionsreiche und zugleich hochpräzise Verfahren des Bronzegusses – von der ersten Skizze über das Gipsmodell bis zum Guss in der Gießerei. Die Veranstaltung beleuchtet nicht nur die Technik, sondern gibt auch einen sehr persönlichen Einblick in künstlerische Prozesse und das Zusammenspiel zwischen Künstler und Handwerk.

    Werke voller Emotion, Erinnerung, Atmosphäre und Nähe zur Natur

    Heike Metz ist vor allem durch ihre architekturhaft-figurativen Stelen und Stadtporträts bekannt geworden. In feinsinniger Modellierarbeit entstehen in ihrem Atelier in Langenleiten skulpturale Stadtbilder, die Gebäude, Plätze und Fassaden aus einem völlig neuen Blickwinkel zeigen – etwa in ihrem viel beachteten „Blindenstein“ von Schmalkalden. Ihre Plastiken lassen sich ebenso als abstrakte Architekturen wie als subtile menschliche Figuren lesen – voller Emotion, Erinnerung und Atmosphäre.

    Klaus Metz hingegen vereint in seinem Werk drei große Themenbereiche: Tierplastik, weiblicher Akt und Landschaft. Besonders eindrucksvoll sind seine Arbeiten aus heimischen Hölzern, bei denen Maserung, Material und Form zu einem sinnlichen Ganzen verschmelzen. Ob lebensgroßer Kuhkopf, abstrahierter Frauenakt oder organisch fließende Landschaft – immer gelingt es Metz, Charakter, Wesen und Würde des Dargestellten einzufangen.

    Seine Tierdarstellungen beeindrucken durch eine unmittelbare Nähe zur Natur, seine Bronzeskulpturen durch ihre stilisierte, oft verletzlich wirkende Form. Beide Künstler verbindet nicht nur ihre gemeinsame Lebens- und Arbeitswelt, sondern auch eine langjährige Zusammenarbeit mit Rüdiger Weinelt, einem Gießer, der in der Kunstwelt hohes Ansehen genießt. In seinem Atelier in Friedrichsdorf entstehen Skulpturen für Museen, öffentliche Räume und private Sammlungen – in präziser Handarbeit und mit einem tiefen Verständnis für die Werke, die er gießt.

    Die Leidenschaft für ein uraltes Handwerk voller Magie

    Der Abend bot spannende Geschichten aus dem Atelier und aus der Gießerei, technische Einblicke, künstlerische Reflexionen, von der ersten Skizze über Modell und Form bis zum Guss im aufwendigen Wachsausschmelzverfahren – und vor allem zeigte er eines: die Leidenschaft für ein uraltes Handwerk, das bis heute nichts von seiner Magie verloren hat.

    Viele Skulpturen von Christa von Schnitzler, die in der Kunsthalle im Rahmen der aktuellen Ausstellung gezeigt werden, entstanden ebenfalls in der Gießerei Kunstguss Eschenburg – jener Werkstatt, mit der auch Heike und Klaus Metz seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten. Das Kunstgespräch ermöglichte damit nicht nur einen Blick hinter die Kulissen handwerklicher und künstlerischer Prozesse, sondern knüpft unmittelbar an die Ausstellung „InformELLE. Künstlerinnen der 1950er/ 1960er Jahre“ an, die noch bis Sonntag, 22. Juni, zu sehen ist.

    Christa von Schnitzler war eine stille, aber markante Vertreterin des westdeutschen Informel, deren Werke zwischen figürlicher Reduktion und gestisch-abstrakter Ausdruckskraft oszillieren. In den 1950er- und 1960er-Jahren arbeitete sie mit Mischtechniken auf Papier und Leinwand, bevorzugt mit Tusche, Aquarell, Öl und Kreiden.

    Ihre Bildsprache ist zurückhaltend, geprägt von zarten, rhythmischen Linien und einer besonderen Sensibilität für Leere und Zwischenräume. Schon in ihren Arbeiten auf Papier zeigt sich ein skulpturales Denken, das später in ihre plastischen Werke überging. Sie bearbeitete ihre Materialien mit großer Sorgfalt und Experimentierfreude – sie ließ Tusche fließen, verwischte Farbe mit Lappen oder Fingern und schichtete unterschiedliche Medien so, dass ein langsamer, tastender Entstehungsprozess sichtbar blieb. Schnitzlers Beitrag zum Informel liegt in der poetischen Eigenständigkeit ihrer Kompositionen und dem feinfühligen Umgang mit Material und Form. (kim)

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