Die Ausstellung „Schöne Aussichten!“ der Münchner Druckgrafikerin Stefanie Hofer ist aktuell im Museum Otto Schäfer zu sehen. Ihre teils großformatigen Werke füllen einen eigenen Ausstellungsraum und fügen sich als zeitgenössische Position auch sonst treffend zwischen den historischen Drucken des Hauses ein.
Zu sehen sind Landschaftsgärten, meist im zeitgenössischen, mal im historischen Sinne, LandArt-Objekte, die sich spielerisch auf Topografie und Raum beziehen oder Landschaftsräume, die sich aus industriekulturellen Denkmälern herausbilden. Meist wird die Natur gezielt durch den Menschen geformt; manchmal sind es Orte, erinnernd an „Lost Places“, die die Natur langsam zurückgewinnt. Absichtlich lässt sie dabei die Farbe aus dem Spiel und erarbeitet ihr gekonntes Licht- und Schattenspiel aus den Nuancen zwischen Schwarz und Weiß. Der Fokus bleibt auf dem wesentlichen: dem Motiv.
Mensch und Umwelt – untrennbar miteinander verbunden
Obwohl der erste Blick an Fotos denken lässt, bedient sich die Künstlerin der alten grafischen Technik der Radierung. In aufwendigen Verfahren zeichnet und ätzt Hofer in ihre Kupferplatten. Warum dieser Aufwand? Weil ihr Ziel gar nicht die Dokumentation von Landschaften ist. Oft greift sie selbst künstlerisch in die Szenerien ein.
Es steht schließlich die wechselseitige Beeinflussung von Umwelt und Mensch im Fokus: Manchmal wuchert die Natur, mahnt ihre Stellung an und gewinnt menschgemachte Strukturen zurück. Manchmal ist es umgekehrt und die Strukturen der Zivilisation stehen im Fokus – seien es Architekturen, Kunstwerke, oder geformte Landschaftsgärten. Hofer zeigt diese Wechselbeziehung aus ihrem eigenen Blickwinkel, frei nach dem Motto „so könnte es auch sein“.
Besonders deutlich wird dies beim kleineren, aber inhaltlich schweren Motiv „Kanal II“. Im Vordergrund herrscht üppiges Grün vor, Lichter tänzeln im Wasser vor einem steinernen Bogen. Die Szene wirkt friedlich. Bis den Betrachtenden gewahr wird, was sie durch diesen Bogen hindurch erblicken: Eine brutalistische, geometrische Betonarchitektur.
Es handelt sich um einen Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, der als Mahnmal für eben die Zerstörung dessen stehen kann, was im Vordergrund so einladend wirkt. Es ist diese Mehrdeutigkeit, die Stefanie Hofers Landschaftsdarstellung so spannend macht – ähnlich doppelbödig wie der Ausstellungstitel „Schöne Aussichten!“.
Landschaften konstruieren – ein Kurs für Erwachsene
Stefanie Hofer setzt ihre Landschaften von ihrem künstlerischen Blickwinkel aus in Szene. Diesen Ansatz verfolgt auch Ronni Zettner in ihrem zweitägigen Theorie- und Praxiskurs „Landschaften Konstruieren“, geht dafür aber auch in die Kunstgeschichte zurück. Die Schweinfurter Künstlerin und Zeichenlehrerin geht mit Museumsleiter Jan Soldin am Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Mai, ab 18.30 Uhr auf die Geschichte, Theorie und anschließend zeichnerische Praxis der künstlerischen Konstruktion von Landschaften ein (Karten 16 Euro für beide Tage).
Doch auch an die jüngeren Naturfreunde ist gedacht: In den Pfingstferien können dann diese kreativ werden. Für 10 bis 13-Jährige bietet Ronni Zettner am Dienstag, 17., und Mittwoch, 18. Juni, von 14 bis 17 Uhr das zweitägige Ferienprogramm „Meine geheime Welt – Lost Places“ an (Karten 12 Euro für beide Tage).
Die Ausstellung läuft bis 5. Oktober und endet für alle, die noch mehr erfahren wollen, mit einem „Artist Talk“ mit der Künstlerin.
Karten und vollständiges Programm unter www.museumottoschaefer.de, an der Museumskasse zu den Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag von 13 bis 17 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr, postalisch unter info@museumottoschaefer.de oder Tel. (09721) 3870970 (Service- und Versandpauschale 2 Euro je Bestellung). (jso)
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