Mit lautem Knall und roter Rauchfontäne wurde sie eröffnet: In Schweinfurt protestierten am Dienstag tausende Beschäftigte auf dem Parkplatz vor dem ZF-Werk Süd im Hafen gegen die bevorstehenden Restrukturierungspläne des ZF-Vorstands in Friedrichshafen. Der Zeitpunkt der Aktion war dabei in zweierlei Hinsicht symbolträchtig.
Schweinfurt
Vor 30 Jahren produzierte ein Mitarbeiter bei Sachs mit Maschinen soviel wie 10 Chinesen in Handarbeit. Die Zeiten haben sich geändert. China hat auf- und zum Teil überholt. Die Fertigung bei Tesla in Shanghai ist zu 95% vollautomatisiert. Chinesische Firmen haben uneinholbare Vorteile: Arbeitszeiten bei 70 Std./Woche, billige Energie, niedrige Lohnkosten. Vermutlich nutzt China sein Monopol bei seltenen Erden und Batterien aus, um die westliche Konkurrenz kaputt zu machen indem man Lieferungen einstellt, verzögert oder überhöhte Preise fordert. Mit chinesischen Firmen zu konkurrieren ist unter den gegebenen Bedingungen nahezu sinnlos. Das Problem müsste politisch gelöst werden indem sich Deutschland und Europa sich rigoros unabhängig macht von China auch wenn es weh tut. Und es würde sehr weh tun. In der Politik wissen sie längst Bescheid. Aber man befürchtet die Wut des satten, zufriedenen Wohlstandsbürgers. Verzicht ist kein Gewinner Thema für Wahlen. Deshalb passiert nichts.
Sie werfen hier viele Dinge durcheinander. Natürlich hat China bestimmte Standortvorteile, was z.B. Energie und bestimmte Ressourcen betrifft. Allerdings sind auch einige Dinge widersprüchlich: Glauben Sie, dass bei einem Automatisierungsgrad von 95% (mit entsprechenden hohen Abschreibungen der vollautomatisierten Anlagen) in der Kostenbetrachtung der Lohnanteil oder die Wochenarbeitszeit überhaupt noch eine Rolle spielt? Einer der Gründe, warum Tesla in Grünheide, oder AMD in Dresden ihre Fabriken hingestellt haben, sind die Zugänge zu den Märkten und die Verfügbarkeit von hochqualifiziertem Personal. Der Lohnfaktur war und ist irrelevant. Daher ist die Diskussion, ob hier ein paar Wochenstunden mehr oder weniger gearbeitet werden soll, nur ein Zeichen der Ratlosigkeit der Union. Was wir brauchen sind Innovationen, kein Festhalten an altem Käse, den andere TATSÄCHLICH viel billiger herstellen können, keine längere Anwesenheitszeit am veralteten Arbeitsplatz.
Die Quadratur des Kreises steht an. Die hochtrabenden Prognosen der Politik und einiger weniger deutscher Auto-Player funktionieren nicht. Und konnten es auch nicht, da wir in Deutschland zu teuer produzieren. China und Co. sind billiger und gut zugleich. Die Ziele der E-Mobilität sind nur noch durch andere Länder zu erreichen. Und das ist das Dilemma in doppelter Hinsicht.
Was hat man denn erwartet, wenn die Politik die Weichen in die falsche Richtung stellt, die Energie immer teurer wird, die Lohnkosten und Lohnnebenkosten immer höher werden? Es läuft alles auf Arbeitsplatzabbau in bisher nie gekanntem Ausmaß hinaus. Der Russland-Markt ist weg. Auch die übrigen BRICS-Staaten sind verloren, die USA verlangen hohe Zölle und gegen China hat man bald nicht mehr den Hauch einer Chance. Die guten Zeiten sind vorbei und sie kommen auch nicht wieder. Wer das Glück hat eventuell noch mit einer Abfindung und zwei Jahren Alg-1 in die Rente zu gleiten kann froh sein. Wenigstens der vielbeschworene Fachkräftemangel könnte sich etwas entspannen.
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