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Schweinfurt: Zusammenspiel von Natur und Mensch

Schweinfurt

Zusammenspiel von Natur und Mensch

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    Die Künstlerin Stefanie Hofer neben vier ihrer Arbeiten zu schottischen Landschaftsgärten.
    Die Künstlerin Stefanie Hofer neben vier ihrer Arbeiten zu schottischen Landschaftsgärten. Foto: Florian Holzherr

    Über den Sommer sind Werke der Künstlerin Stefanie Hofer im Museum Otto Schäfer zu sehen und ergänzen dort die Drucke und Grafiken der vergangenen Jahrhunderte um eine zeitgenössische Perspektive. Hofers Kunst liegt dabei voll im Zeitgeist – beschäftigt sich die Münchnerin doch mit dem fragilen Zusammenspiel von Natur und Mensch. Einige ihrer Arbeiten erinnern an „Lost Places“, bei denen die Umwelt das Menschliche zurückerobert. Bei anderen biegt sich unsere Zivilisation die Natur zurecht, bis atemberaubende Landschaften entstehen. Doch hinter den Werken steckt noch mehr, wie die Künstlerin im Interview verrät. Die Ausstellung „Schöne Aussichten!“ von Stefanie Hofer läuft noch bis 5. Oktober.

    Frau Hofer, der Mensch ist stets Bestandteil ihrer Werke, auch wenn er zunächst gar nicht als Figur zu sehen ist. Wie entstehen denn Ihre Motive? Welche Landschaften sind für Sie reizvoll?
    STEFANIE HOFER: Bei mir steht nicht der Mensch, sondern ein vom Menschen geschaffenes Produkt im Vordergrund: Das ist die gestaltete Landschaft im Sinne eines Parks oder Gartens, ganz gleich, ob es sich dabei um eine historische oder heutige Anlage handelt. Der immer spielerische und doch auch gleichzeitig sehr kluge Umgang mit Raum, mit der Topografie und mit Volumen sind für mich interessant, die Setzung und Bedeutung der architektonischen und skulpturalen Elemente, die sich darin finden. Ich bereise diese Anlagen, skizziere und dokumentiere dort, nehme diesen Fundus mit nach Hause. Die Arbeiten entstehen dann ganz analog im Atelier, zunächst als Zeichnung, dann im Anschluss malerisch mit den Mitteln der Aquatinta-Technik auf der Kupferplatte. Erst im Abdruck auf Papier zeigt sich dann das vollständige Ergebnis.

    Ihre Werke zeigen das fragile Verhältnis von Mensch und Natur, ein sehr aktuelles Thema. Ist Ihre Kunst daher auch politisch gedacht?
    Die gestaltete Landschaft, der früher zu Recht viel mehr Bedeutung beigemessen wurde, ist und war immer Spiegel des Zeitgeistes, der Gesellschaft. Heute, könnte man sagen, ist das Verschwinden dieser gestalterischen Vielfalt und des Wissens um diese Kunstform, überhaupt das Verschwinden der Grünflächen, ein Spiegel. Eine Kunstform, die aus dem entsteht, wovon und worin wir leben, die uns einen derart großen Fächer an gestalterischen Möglichkeiten und Lösungen bieten würde für die heutige Gestaltung von Stadt und Land, findet viel zu wenig Beachtung. Meine Arbeiten sind der Versuch eines Angebots, sollen Lust machen, sich damit wieder oder näher zu befassen. Es geht um unsere Zukunft, es geht auch nur mithilfe der Politik. So gesehen ja.

    Licht und Schatten sind essenzieller Bestandteil Ihrer starken Bildsprache – bleiben die Werke von Stefanie Hofer deshalb auch schwarz-weiß?
    HOFER: Man sollte sich nie festlegen! Aber im Moment ist es schon so, dass ich genau das sehr mag: Das Spektrum von Weiß über alle Graustufen bis hin zu tiefem Schwarz im Bild ergibt sich allein aus den unterschiedlichen Tiefen der Ätzstufen in der Kupferplatte, die Druckfarbe ist Schwarz. Hauptarbeitsmittel sind ein paar Pinsel, Abdecklack und Säure. Diese fast marginalen Mittel ermöglichen ein unendliches Spiel mit Formen, Texturen, Licht und Schatten.

    Auf den ersten Blick werden manche Ihrer Motive mit Fotografien von „Lost Places“ verwechselt. Eigentlich handelt es sich aber um technisch sehr aufwendige und ausgefeilte Radierungen. Ärgern Sie solche Verwechslungen?
    HOFER: Diese Annahme, es müsse sich um Fotografien handeln, ist vielleicht ein Anzeiger für das schwindende Wissen um die Vielfalt künstlerischer Techniken. Hinzu kommt, dass malerische Arbeiten doch eher auf einer Leinwand und nicht auf Papier vermutet werden, meine Arbeiten sind ja weniger ,grafisch‘. Das ist also alles nicht so leicht zu erkennen, da muss man dem Betrachter auch Geduld entgegenbringen. Auch das Thema Landschaftsgestaltung ist ja nicht mehr so präsent. Darum: erklären und nicht ärgern.

    Worin liegt für Sie die Stärke Ihrer gewählten Technik?
    HOFER: Die Stärke dieser Drucktechnik ist eine Bildsprache, die man mit keiner anderen Technik erreichen kann. Es ist für mich die Möglichkeit, dokumentarisches, zeichnerisches Arbeiten mit freien, malerischen Mitteln zu vereinen. Mit schwerer Ölfarbe erreicht man ein Ergebnis, dass die Leichtigkeit von lavierender Wasserfarbe hat.

    Mit welchem Klischee über Druckkunst würden Sie gerne aufräumen?
    HOFER: Früher konnte man sich eine Druckgrafik viel eher leisten als eine Malerei. Auflage, Reproduzierbarkeit und der niedrige Preis standen im Vordergrund, das hatte damals auch seine Berechtigung. Dem Ruf der Druckgrafik hat das aber doch geschadet, das haftet ihr heute noch an. Für Reproduktion braucht man Druckgrafik nicht mehr. Heute sind die Auflagen klein, es geht um die Eigenständigkeit der druckgrafischen Techniken, um die ganz individuellen Aussagen, die man damit treffen kann.

    Was würden Sie Gästen Ihrer Ausstellungen gerne mit auf den Weg geben?
    HOFER: Es ist wichtig, sich auch mit den feineren und leiseren Arbeiten zu beschäftigen, oder mit selteneren oder auch mal älteren Techniken. Diese Werke gehen oft unter und haben es im Marktgeschehen nicht leicht, weil der Aufwand meist groß und der Output klein ist. Und man sollte neben den großen Blockbuster-Ausstellungen nicht die kleineren Museen, Sammlungen, Kunstvereine und die Jahresausstellungen der Kunstakademien vergessen. Und zuletzt: Auch mal einen Blick in die Kunstgeschichtsbücher werfen. Es ist spannend, wie sehr sich in der Kunst zu jeder Zeit der Zustand unserer Gesellschaft zeigt. (jso)

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