Doch, es gibt auch noch Erfolgsmeldungen vom 1. FC Nürnberg. Zu Beginn der Woche gab der Verein ausführlich bekannt, dass mit 350 Titeln, die bisher im Archiv des Vereins verstaubten, in der Stadtbücherei nun eine der ersten Fußball-Bibliotheken Deutschlands eröffnet wurde. Der sportliche Sektor kann da nicht Schritt halten. Seit 20 Bundesliga-Spielen ist der Club nun sieglos. Tristesse hat sich breit gemacht im Frankenland.
Dass es bei gerade mal zwei Saisonsiegen – in der Vorrunde wurden Hannover (2:0) und Düsseldorf (3:0) im Max-Morlock-Stadion geschlagen – überhaupt noch eine allerletzte Chance auf den Klassenerhalt gibt, ist ein Kuriosum. Zwei Siege gegen den FC Augsburg an diesem Samstag und kommende Woche beim VfB Stuttgart würden die Nürnberger tatsächlich noch einmal in Reichweite des rettenden Ufers bringen.
Der Glaube daran hält sich jedoch in engen Grenzen. Die Qualität des Kaders reicht einfach nicht fürs Oberhaus. Das hat sich mit dem Abschneiden in den fünf Partien seit dem Trainerwechsel bestätigt. Einem respektablen 0:0 gegen Dortmund folgten vier Niederlagen mit einem Tor Unterschied. Und alle waren verdient. Unter der Regie von Interimstrainer Boris Schommers, der vorher Assistent des beurlaubten Michael Köllner war, ist die Mannschat zwar stabiler geworden. Doch auch der 40-Jährige Rheinländer kann keine Wunder vollbringen. Im Mittelfeld und im Angriff sind die Defizite teils gewaltig.
Die Trennung von Aufstiegstrainer Köllner ist den Verantwortlichen schwer gefallen. Sportvorstand Andreas Bornemann widersetzte sich dem Ansinnen, den unkonventionellen Oberpfälzer zu beurlauben, und musste Anfang Februar selbst gehen, bevor der dann zuständige Aufsichtsrat unter seinem Vorsitzenden Thomas Grethlein tags darauf den Trainer schasste. Der Traum, mit einem kaum veränderten Kader die Bundesliga bewältigen zu können, war von den wirtschaftlichen Notwendigkeiten diktiert. Selbst in der Winterpause fand Bornemann keine bezahlbaren Spieler, die den Club seiner Meinung nach verstärkt hätten. Mit dem einzigen Neuzugang machte er sich keine Freunde. Der ablösefreie Ex-Hamburger Ivo Ilicevic, der zuletzt in Kasachstan gekickt hatte, war konditionell so weit hinten dran, dass er bis heute keine einzige Bundesliga-Minute gespielt hat.
Ablöse für Sportvorstand machbar
Im Prinzip leidet der Club noch heute unter den Fehlern, die nach dem letzten Bundesliga-Abstieg 2014 begangen worden sind. Der nötig gewordene Konsolidierungskurs wurde nicht verlassen. Finanzvorstand Niels Rossow stellte aber am Mittwoch klar, dass sich der FCN eine Ablösesumme für den neuen Sportvorstand durchaus leisten könne. Nach über sechs Wochen ist die Position noch immer nicht wieder besetzt, die Zeit drängt bezüglich der Planung für die kommende Saison, die momentan stillsteht.
Favorit von Grethlein soll Jens Krösche sein, der beim SC Paderborn dank seines Netzwerks eine Mannschaft aufbaute, die nach dem Fast-Abstieg in die Regionalliga mittlerweile in der 2. Bundesliga eine gute Rolle spielt. Im vergangenen Jahr soll Paderborn den an Krösche interessierten Hamburger SV aber mit einer Ablöseforderung von vier Millionen Euro verschreckt haben.
Positiv in all den Nürnberger Problemen ist nur, dass die Mannschaft um Kapitän Hanno Behrens trotz der Negativserie intakt ist, sich nicht hängen lässt und auch deshalb aus dem Umfeld weiter große Unterstützung genießt. Gegen Augsburg werden am Samstag 43 000 Zuschauer erwartet – nicht gerade eine übliche Kulisse angesichts der Umstände. Bis auf die Langzeitverletzten Enrico Valentini und Adam Zrelak steht Schommers erstmals seit Wochen der komplette Kader zur Verfügung. Auch Georg Margreitter, der seine Rückenprobleme wieder im Griff hat, und Matheus Pereira nach Ablauf seiner Rot-Sperre sind Alternativen. Eduard Löwen soll sein Länderspiel-Kurzeinsatz beim Sieg der deutschen U21 in England Auftrieb geben.
„Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen“, sagte Schommers am Donnerstag und versprach: „Wir werden am Samstag offensiver agieren.“